KWK

Ein Vierteljahrhundert BHKW-Geschichte

Dienstag, 14.12.2021

Kraftwerk war im letzten Jahr sehr erfolgreich und wird es wohl auch dieses Jahr sein, soweit man das – Stand heute – überblicken kann. Die Pandemie hat eher Auswirkungen auf die Abwicklung der Projekte, zum Beispiel durch Verzögerungen auf den Baustellen. Wir haben uns recht schnell auf Onlinekonferenzen ausgerichtet und konnten, nach Eingewöhnungsschwierigkeiten auf allen Seiten, weiterhin gut Projekte generieren. Mittlerweile machen die Materialverknappung und die stark gestiegenen Zuliefererpreise ein wenig Sorge.

Das Marktsegment Kraft-Wärme-Kopplung im Leistungsspektrum bis 50 kWel konnte im vergangenen Jahr ein gutes Absatzplus von 35 Prozent verbuchen. Laut BDH wurden 7.500 Geräte verkauft. Worauf ist dies zurückzuführen?

Ab Mitte 2019 bis Anfang 2020 wurde viel über die Novellierung des KWKG gesprochen. Es gab einige Anzeichen für eine Schlechterstellung der Mini-KWK, das führte dann zu einer großen Investitionsunsicherheit. Erfreulicherweise kam es dann doch anders und im Sommer wurde das „neue“ KWKG verabschiedet, rückwirkend gültig ab dem 1. Januar. Im Ergebnis gab es dann für Module bis 50 kW doppelt so hohe KWK-Zuschläge wie zuvor bei halbierter Förderdauer und einer Förderbeschränkung auf eine maximale Betriebsstundenmenge pro Jahr. Zusammengefasst heißt das, der Betreiber bekommt in Summe die gleichen Zuschläge, aber in kürzerer Zeit. Die Investitionsunsicherheit war damit auch vom Tisch. Das hat sich dann in Absatzzahlen bemerkbar gemacht.

In welchen Anwendungsbereichen sehen Sie für BHKW zukünftig die größten Marktchancen?

Große BHKW werden in Zukunft neben der Wärmeerzeugung sicher auch ihre Berechtigung in der Grundlasterzeugung haben, aber durch den immer weiter steigenden Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien vor allem in der Residuallasterzeugung gefragt sein. Netzdienlich können auch die kleinen Anlagen sein, aber ich erwarte, dass unsere Anlagen eher in der klassischen Wärmeerzeugung wichtig sein werden. Aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen wird sich bei Volleinspeisung die Laufzeit verringern, vielleicht auch, weil die Aggregate in Kombination mit erneuerbaren Erzeugern betrieben werden müssen. Das ist aber nicht zwingend so, denn durch die Nutzung von Biomethan sind BHKW auch wieder Erfüllungsgehilfen für die EE-Klassen des BEG und das GEG.

Welche Hebel müssen aus Ihrer Sicht in Bewegung gesetzt werden, damit beispielsweise gasbetriebene „Quartiers-BHKW“ häufiger geplant und realisiert werden?

So viele Hebel müssen da gar nicht mehr bewegt werden. Durch die Nutzung von Biomethan sind BHKW nicht unattraktiver als andere erneuerbare Wärmeerzeuger. Gleichzeitig gibt es die Fördermöglichkeiten aus dem KWKG. Außerdem sind die Aufstellbedingungen häufig besser als bei Wärmepumpe oder Solarthermie. Und über eine Kombination von Technologien darf man auch nachdenken. Gerade jetzt, wo klar ist, dass Biomethan auch aus dem Ausland im Sinne der BEG verwendet werden kann, was sich sicherlich positiv auf die Preisentwicklung auswirken wird, müssen gasbetriebene BHKW eigentlich nur wieder stärker in den Blickpunkt der Planer gerückt werden. Da sind sicher neben den Herstellern die Verbände gefragt, wobei man sagen muss, dass dort gut daran gearbeitet wird.

Ein bestimmendes Thema im Markt ist aktuell die Erzeugung, Bereitstellung und Verwendung von (grünem) Wasserstoff. Wie stehen Sie, wie steht Kraftwerk zu diesem Thema?

Die Nutzung von Wasserstoff zur Energieerzeugung ist sicherlich eine spannende Sache. Technisch ist da in Kombination mit Verbrennungsmotoren und damit auch mit BHKW einiges möglich. Trotzdem glaube ich mittelfristig nicht an BHKW, die aus einem grünen Wasserstoffnetz heraus betrieben werden. Ich frage mich, wie die benötigten Mengen erzeugt werden sollen und das unter Nutzung von erneuerbaren Energien? Ich halte eine Beimischung von grünem Wasserstoff in das bestehende Erdgasnetz für sinnvoll. Unsere Anlagen, auch die im Feld, können bereits 20 Prozent problemlos ohne Anpassungen verarbeiten. Und auch höhere Beimischungen sind für Kraftwerk machbar. Ich wünsche mir eher, dass Erdgas durch Biomethan nach und nach substituiert wird. Das ist ein „grünes Netz“, welches ich für realistischer halte.

Weiterführende Informationen: https://kwk.info/

Aktuelle Bewertung
Noch keine Bewertungen vorhanden
Ihre Bewertung
Vielen Dank für Ihre Bewertung.

Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!

Freitag, 11.10.2024

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Möchten Sie die aktuellen Artikel per E-Mail erhalten?

Einloggen

Login / Benutzername ungültig oder nicht bestätigt

Passwort vergessen?

Registrieren

Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Jetzt registrieren

 

Expertenfragen

„Frag‘ doch einfach mal – einen Experten!": Nach diesem Motto können Sie als Nutzer der TGA contentbase hier ganz unkompliziert Fachleute aus der Gebäudetechnik-Branche sowie die Redaktion der Fachzeitschriften HeizungsJournal, SanitärJournal, KlimaJournal, Integrale Planung und @work zu Ihren Praxisproblemen befragen.

Sie wollen unseren Experten eine Frage stellen und sind schon Nutzer der TGA contentbase?
Dann loggen Sie sich hier einfach ein!

Einloggen
Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Registrieren