Konnten Heizgerätehersteller, Installateure und Anlagenbesitzer vor gut zwei Jahren noch aufatmen, so wird es jetzt ernst.
Einbau nicht mehr erlaubt
Herkömmliche Heizungsumwälzpumpen als Ersatzteile in Heizgeräten
Freitag, 29.04.2022
Die von der EU verlängerte Übergangsfrist für herkömmliche Austauschpumpen, die den Bestimmungen der Ökodesign-Verordnung (ErP) nicht entsprechen und in Heizgeräten eingebaut werden sollen, ist zum Jahresstart 2022 ausgelaufen.
Mit der Ökodesign-Verordnung hat die Europäische Kommission Richtlinien zur Mindesteffizienz von energieverbrauchsrelevanten Produkten („Energy related Products – ErP“) erlassen. Ziel ist die Reduzierung des Energieverbrauchs, was natürlich auch zur Minderung der CO2-Emissionen beiträgt. Für alle im europäischen Wirtschaftsraum (EU plus Island, Liechtenstein, Norwegen sowie Schweiz und Großbritannien u.a.) neu in Verkehr gebrachten Nass-läufer-Umwälzpumpen mit einer hydraulischen Leistung von 1 bis 2.500 W gelten seitdem die Anforderungen nach Tabelle 1.
Da nur Hocheffizienzpumpen diese niedrigen Werte erreichen, dürfen für alle Anwendungen in Heizungsanlagen oder in Sekundärkreisläufen von Kühlverteilungssystemen auch im Austauschfall keine herkömmlichen Asynchron-pumpen vom Hersteller oder Importeur mehr vertrieben werden. Ausschließlich nicht konforme Pumpen, die sich bereits im Markt befinden, zum Beispiel in Vertriebsgesellschaften oder im Großhandel, dürfen dann noch abverkauft und vom Installateur verbaut werden.
Was bedeutet das in der Praxis?
Für Heizgerätehersteller, Installateure und Anlagenbesitzer wird es jetzt ernst. Die EU verlängerte 20191 zwar in letzter Sekunde die Übergangsfrist für herkömmliche Austauschpumpen, die den Bestimmungen der Ökodesign-Verordnung (ErP) nicht entsprechen und in Heizgeräten eingebaut werden sollen, um weitere zwei Jahre vom 1. Januar 2020 bis zum 31. Dezember 2021. Nun aber gelten auch im Austauschfall die genannten Bestimmungen der Ökodesign-Verordnung.
Das könnte speziell dann ein Problem mit sich bringen, wenn eine herkömmliche Asynchronpumpe ausfällt und ausgetauscht werden muss. Während es außerhalb der Heizgeräte oder in Wärmepumpen weniger Probleme gibt, da meist die Pumpe mit Unterteil komplett durch eine neue Hocheffizienzpumpe ersetzt wird, ergibt sich bei Gasheizgeräten mit hohem Integrationsgrad unter Umständen eine kritische Situation. Bei komplexen Pumpengehäusen hatte man bisher meist nur den Pumpenkopf getauscht. Bei Hocheffizienzpumpen mit ECM-Permanentmagnet-Motoren hat sich jedoch fast immer auch die Geometrie der Laufräder geändert, die jetzt oftmals aufgrund des 3D-Designs tiefer bauen und aufgrund der übersynchronen Drehzahl oftmals auch kleiner im Durchmesser sind und eine geänderte Spaltring-Passung haben.
Weitere Probleme können im Austauschfall auftreten in Bezug auf:
▪ geänderte äußere Abmessungen und Kühlungsanforderungen, ▪ geänderte Ansteuerung durch die Geräteelektronik, ▪ höhere Einschaltströme durch den „Inrush-Current“ bei Elektronikschaltungen, ▪ geänderte Kenndaten der Elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV), z. B. durch höhere Ableitströme der Elektronikfilter, ▪ geänderte Laufcharakteristiken, wie Pumpenkennlinie, Schaufelfrequenzen und Reaktionszeiten.
Aus diesen Gründen muss der Gerätehersteller zunächst prüfen, welche Hocheffizienzpumpe zu den bestehenden Geräten passt. Der Hersteller stellt dabei sicher, dass die Ersatzteilpumpen auf die Geräteelektronik und -hydraulik abgestimmt sowie zugelassen sind. Er muss daher bei jedem Pumpentausch über die Möglichkeiten zum Tausch angesprochen werden. Im schlimmsten Fall muss dann bei Pumpenausfall sogar das komplette Heizgerät gewechselt werden. Allerdings werden diese Fälle immer seltener, da für viele Altgeräte eine Austauschliste mit passenden konformen Pumpen existiert bzw. sehr alte Geräte naturgemäß bereits ausgewechselt worden sind oder werden.
Zusätzlich verweist der Hersteller Vaillant in seiner Stellungnahme darauf, „dass ein vorzeitiger Pumpentausch auch in alten Heizgeräten sinnvoll ist, weil eine Hocheffizienzpumpe durch ihre elektronische Drehzahlregelung immer nur die benötigte Leistung abgibt und so bis zu drei Viertel weniger Strom als eine herkömmliche, einstufige Standardpumpe verbraucht. In einem Einfamilienhaus kann allein die (ungeregelte) Heizungsumwälzpumpe über 500 kWh elektrische Energie im Jahr verbrauchen.“
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