Wo liegt der Hauptschwerpunkt Ihrer Arbeit, der EHPA? Was erwartet die europäische Wärmepumpenindustrie von Brüssel?
Die Vision, die wir haben, besteht darin, die Wärmepumpe zum bedeutendsten Heizungssystem in Europa zu machen. Das heißt, wir wollen die Position, die in der Vergangenheit die fossilen Heizungssysteme innehatten, übernehmen. Aus der Perspektive von Umweltschutz, Klimaschutz, CO2-Emissionen, Nutzung erneuerbarer Energien und Energieeffizienz ist die Wärmepumpe das beste System. Ich bin von der Technologie immer noch persönlich fasziniert. Wir stehen jetzt hier am Rhein bei 6 oder 8 °C, es ist erklärtermaßen kühl und trotzdem ist in der Luft um uns herum genug Energie, um ganze Gebäude zu beheizen.
Das ist wirklich für viele nicht verständlich, trotzdem wird es warm. Die Vision, die Wärmepumpe zur Nummer eins zu machen, wie gehen Sie die an?
Indem wir in Brüssel die Gesetzgebung begleiten. Wir beobachten die Vorhaben, die uns berühren. Zum Beispiel die europäische Renovierungswelle. Der „Green Deal“ besteht aus vielen Unterpaketen mit be-stimmten Vorhaben: eine Renovierungsoffensive, die Revision der Richtlinien zur Energieeffizienz, zur Gebäudeeffizienz und zu den erneuerbaren Energien. Auf der Produktebene das Paket aus Ökodesignrichtlinie, den zugehörigen Verordnungen und den Energielabels. Weiter natürlich auch die Kältemittelverordnung sowie übergeordnete Vorhaben wie die Industrialisierungsstrategie und die Richtlinie zur Energiebesteuerung. Wir begleiten diese Vorhaben von A bis Z und stehen im permanenten Austausch mit den entsprechenden Sachbearbeitern, in der Hierarchie von unten bis ganz oben. Heute Nachmittag bin ich Teil einer Delegation, die virtuell Frans Timmermans trifft, geschäftsführender Vizepräsident und Kommissar für Klimaschutz in der Kommission von der Leyen.
Klare Vorgabe
Was ist Ihr Thema?
Wir werden mit ihm über die Bedeutung einer schnelleren und breiteren Elektrifizierung sprechen – wieder spielt hier die Wärmepumpe eine bedeutende Rolle, insbesondere bei der Nachfrageflexibilisierung und Netzstabilisierung und dabei, wie ein Großteil der Gebäude effizient mit Elektrizität beheizt werden kann. Das will auch die Kommission so. In der im Juli 2020 vorgestellten Systemintegrationsstrategie findet man sehr klare Vorgaben für die Elektrifizierung des Gebäudesektors. Bis 2030 sollen 40 Prozent der Wohn- und 65 Prozent der Bürogebäude mit Strom beheizt und gekühlt werden. Da Energieeffizienz eine Kondition bei der Umsetzung ist, sollten hier fast ausschließlich Wärmepumpen mit dem Effizienzfaktor von 3 bis 4 zum Einsatz kommen (und keine direktelektrischen Heizungen mit Effizienzfaktor 1). Dort, wo die elektrische Kompressionswärmepumpe nicht sinnvoll eingesetzt werden kann, hat die Industrie Hybridlösungen und thermisch angetriebene Wärmepumpen im Angebot – beide Lösungen erhöhen die Effizienz um mehr als 20 Prozent.
Sie meinen Gas- und Gasmotor-Wärmepumpen?
Ja. Die Absorptions-Wärmepumpe finden wir heute verstärkt in großen Installationen, vorwiegend in Südeuropa. Ebenso wie bei den Hybridgeräten sind die Stückzahlen aber noch niedrig, sodass es weiteren Wachstums bedarf, um das Beitragspotential zur Energiewende zu erschließen.
Sie erwähnten gerade Frans Timmermans. Der ist Kommissar für Umwelt- und Klimaschutz. Wer ist speziell für Wärmepumpen zuständig?
Da Vizepräsident Timmermans für die Renovierungswelle verantwortlich zeichnet, ist er in diesem bedeutenden Sektor auch für die Wärmepumpe zuständig. Aber die Gesetzesvorhaben werden überwiegend durch die Generaldirektion Energie bearbeitet. Diese ist der Energiekommissarin Kadri Simson zugeordnet.
Ist sie Wärmepumpen-affin?