Wärme

Eine Frage des Gewissens

Dienstag, 11.05.2021

Nebenbei, MAN Energy Solutions ist Mitglied in der EHPA. Man kann solche Nahwärmenetze auch mit Abwasserwärme beladen. Das geht bis 4 und 5 MW. Dafür brauchen wir die Kompetenz der Konzerne. Die schauen sich jetzt bei Großanlagen auch nach Abnehmern für die Kälte um. Wenn ich ein Rechenzentrum neben ein Nahwärmenetz baue, dann kühlt die Wärmepumpe die Serverräume und die Über-schusswärme aus diesem Prozess wird zum Heizen der umliegenden Gebäude genutzt. Heizen und Kühlen gleichzeitig. Eine Einheit Elektrizität liefert dann sieben oder acht Einheiten Nutzenergie. Dazu braucht man Produktions- und Planungskompetenz. Und natürlich Ansprechpartner für solche Konzepte. Unter anderem arbeiten wir deshalb seit ungefähr drei Jahren verstärkt mit Städten zusammen, so mit „Energy Cities“, dem Zusammenschluss europäischer Gemeinden, die ambitioniert an emissionsfreien Städten und Regionen arbeiten und Wärmepumpen in Quartierslösungen einsetzen werden.

Andere Beispiele, die den Sachverstand von Großunternehmen benötigen und jene Arbeitsplätze wieder schaffen, die bei den überholten Techniken verloren gehen, sind solch innovative Konzepte wie großstädtische Energieringe, in die die einen einspeisen und die anderen über Wärmepumpen ausspeisen. So etwas findet man in Helsinki, Stockholm, Oslo, Göteborg, Malmö, aber auch in Paris. Am Anfang des Systems stehen Großwärmepumpen mit mehreren MW je Aggregat und am Rücklauf hängen kleine Einzelwärmepumpen für die Haushalte. So etwas wird Schule machen. Der nächste Schritt sind dann sogenannte kalte Nahwärmenetze, bei denen das Netz als großer Energiespeicher, allerdings auf dem Temperaturniveau der Umgebung, fungiert und die Wärmepumpe Energie entnimmt, um Gebäude zu heizen und zu kühlen.

Impulse vom Europäischen Bauhaus

Herr Nowak, irgendwann hörte ich Sie von der Idee des Europäischen Bauhauses schwärmen. Was fasziniert Sie daran?

Zunächst fasziniert mich die Geschichte des Bauhauses als eine Institution, die Handwerk und Kunst kombiniert hat und damit eine Ästhetik des Nützlichen geschaffen hat – für Produkte und Gebäude. Ich finde es wichtig, dass man den technischen Aspekt der Energiewende um eine Idee, eine Vision erweitert, die den Nutzer in den Mittelpunkt stellt. Umgesetzt werden soll das neue europäische Bauhaus in verschiedenen Städten Europas. Ich stelle mir vor, dass Gebäude entworfen werden, die nicht nur energieeffizient sind, sondern auch ansprechend und lebenswert. Das könnte man in den oft beschworenen „Reallaboren“ ausprobieren und dann in Quartieren und Städten umsetzen. Zukünftige Städte bestehen dann nicht aus aneinander gereihten Einzelprojekten, sondern sind das Ergebnis einer gesamtsystemischen Betrachtung. Und wahrscheinlich tritt dann die Heiztechnik in den Hintergrund, sie leistet unsichtbar ihre Dienste. Es wird, nur als einfaches Beispiel, mit hoher Wahrscheinlichkeit keines dieser Lufttauschergeräte an der Hauswand kleben. Die Ästhetik wird das nicht gestatten. Da ein Merkmal des Bauhauses seine hohe Energieeffizienz sein soll, wird das Bauhaus von der Wärmepumpe, aber hoffentlich – aus Designperspektive – die Wärmepumpe auch vom Bauhaus profitieren.

In der EHPA sind auch Stromversorger Mitglied. Was versprechen die sich von der Mitgliedschaft?

Sie beteiligen sich am Informationsaustausch und an unseren Aktivitäten, weil sie mit der Wärmepumpe als lastvariables Gerät die Nachfrage steuern können und wollen. Wärmepumpenbasierte Systeme ermöglichen es, den Nutzungsgrad erneuerbarer Energiegeneratoren, also Photovoltaik und Wind, zu erhöhen. Mit der Wärmepumpe, einem thermischen Speicher und der Gebäudehülle lassen sich Nachfrage und Angebot über einen Zeitraum von etwa zwei bis 24 Stunden entkoppeln. Wenn dieser Flexibilität ein Wert gegeben wird, sind ganz neue Geschäftsmodelle und Wertketten denkbar.

Weiterführende Informationen: https://www.ehpa.org/

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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