Wärme

Eine Frage des Gewissens

Dienstag, 11.05.2021

Die Zukunft sieht anders aus

Ja, das ist der Vorteil des Warmwasserspeichers, der darf takten. Die Akkumulatoren in einem Batteriespeicher bekämen da Schwierigkeiten.

Sie können mit 400 Liter einen kompletten Wind- oder, bei einer eigenen PV-Anlage auf dem Dach, sonnenlosen Tag überbrücken. Noch arbeiten die Versorger in Deutschland zur Netzstabilisierung überwiegend mit Sperrzeiten und einem speziellen Wärmepumpen-Tarif. Das ist aber die alte Art. Die Zukunft sieht anders aus. Sie sieht so aus, dass man viertelstunden- oder stundenflexibel an das Thema herangeht, eventuell noch die Wärmepumpe mit der Wettervorhersage koppelt. Das räumt der Wärmepumpe die Möglichkeit ein, an einem sonnigen Tag mit extrem viel Photovoltaikstrom zu sagen, okay, ich erhöhe die Speichertemperatur von 60 auf 90 °C. Morgen soll es ja regnen. Das ist vom COP auf der Anlagenebene zwar weniger effizient, aber dieser Nachteil wird auf der Systemebene ausgeglichen: der viele Strom braucht Verbraucher.

Damit wären wir beim Thema Wasserstoff, als Stromverbraucher und für einige Politiker als Heilsbringer. Für die Wärmepumpe dagegen ein Gegenspieler, weil er den anfangs angesprochenen Status quo, die Gasversorgung, erhalten soll. Effizienz 70 Prozent, Wärmepumpe 300 bis 400 Prozent, bezogen auf den Stromeinsatz…

Wir haben uns in Europa Zwischenziele und Ziele für 2025, 2030 und 2050 gesetzt. Wir sollten einmal in Bezug auf die zeitlichen Dimensionen zurück- und nach vorne schauen: In Europa gingen in 2020 nahezu zwei Millionen Wärmepumpen in den Markt. Sie halten damit am Verkauf von Heizgeräten einen Anteil von rund 20 Prozent, im Wärmesektor tragen sie damit bereits erheblich zur Energiewende bei, indem sie den Heizenergiebedarf von Gebäuden und Prozessen um einen Betrag in ähnlicher Höhe reduzieren. Für dieses Ergebnis haben wir die Hochlaufzeit der Wärmepumpe, von sagen wir 1990 bis also 2020, gebraucht. Diese Hochlaufzeit benötigt jede neue Technologie…

Energiewende kann nicht auf Wasserstoff warten

Und mehr, die Brennstoffzelle steckt nach 25 Jahren immer noch in den Kinderschuhen.

Das belegt meine Aussage. Das heißt, die Massentauglichkeit einer Wasserstofftechnologie, wenn sie denn die Akzeptanz schaffen sollte, ist frühestens in den kommenden 2040er-Jahren zu erwarten.

Soll sagen, dass sich das die Energiewende gar nicht erlauben kann?

Sie braucht eine schnelle Marktdurchdringung. Und da ist die Wärmepumpe das ideale System. Wir haben eine Technologie, die funktioniert und die auf einem Niveau verkauft wird, das Kostendegressionseffekte erlaubt. Wenn wir den Markt nur verdoppeln, hat das bereits dramatische Einflüsse auf die Energieeffizienz, aber auch auf die Herstellkosten. Den Effekt kann ich mit einer nagelneuen Technologie, die sich noch im Experimentalstadium befindet, nicht erreichen. Das ist meine Botschaft auch an die Politiker. Sie sollten hinsichtlich der sehr ambitionierten Emissionsreduktionsziele für 2030 und 2050 auf ein Prinzip setzen, das effizient und ausgereift ist. Sie sollten der Wärmepumpentechnologie vertrauen.

Der momentane Wasserstoff-Hype in der Politik wird ohnehin in ein paar Jahren zusammenbrechen. Dann erkennt man das Paradoxon oder bekommt es permanent zu hören, dass es doch wohl nicht sein kann, dass grüner Strom, zu Wasserstoffgas mit hohen Verlusten verwandelt und verschwendet, als Wasserstoffgas mit vielleicht zehn Cent je Kilowattstunde preiswerter sein soll als grüner Strom in der unangetasteten Ursprungsform, der dann vermutlich bei 30 Cent liegen wird. Real müsste erstens die Kilowattstunde aufwändig erzeugten Wasserstoffs doppelt oder erheblich teurer sein als Erdgas – dann hat das Synthesegas allerdings keine Chance in der Hausheizung – und zweitens müsste generell der grüne Haushaltsstrom, da er ja ohne Umwandlungsverluste das Haus erreicht, preiswerter angeboten werden als die Wasserstoff-Kilowattstunde. Es sei denn, die Politik räumt der Gaswirtschaft für grünen Strom zur unsinnigen Wasserstofferzeugung einen Sondertarif ein. Wie will sie das verkaufen? Als „effizient und ausgereift“ beschrieben Sie gerade die Wärmepumpe. Im Großen und Ganzen ja, aber im Detail doch noch verbesserungswürdig, so etwa der Verdichter.

Weiterführende Informationen: https://www.ehpa.org/

Von Bernd Genath
Düsseldorf
Aktuelle Bewertung
Noch keine Bewertungen vorhanden
Ihre Bewertung
Vielen Dank für Ihre Bewertung.

Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Möchten Sie die aktuellen Artikel per E-Mail erhalten?

Einloggen

Login / Benutzername ungültig oder nicht bestätigt

Passwort vergessen?

Registrieren

Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Jetzt registrieren

 

Expertenfragen

„Frag‘ doch einfach mal – einen Experten!": Nach diesem Motto können Sie als Nutzer der TGA contentbase hier ganz unkompliziert Fachleute aus der Gebäudetechnik-Branche sowie die Redaktion der Fachzeitschriften HeizungsJournal, SanitärJournal, KlimaJournal, Integrale Planung und @work zu Ihren Praxisproblemen befragen.

Sie wollen unseren Experten eine Frage stellen und sind schon Nutzer der TGA contentbase?
Dann loggen Sie sich hier einfach ein!

Einloggen
Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Registrieren