Wärme

Eine Frage des Gewissens

Dienstag, 11.05.2021

Es muss uns gelingen, den Preis der Wärmepumpe zu halbieren und dadurch den Absatz zu verdoppeln. Das ist der bessere Weg als zu sagen, lass uns versuchen, noch die letzten zehn Prozent Effizienz herauszukitzeln – was das Gerät vermutlich 20 Prozent teurer machen würde. Was die Einzelkomponenten angeht – hier findet kontinuierliche Entwicklungsarbeit statt. Mit den EU-Vorgaben zur Energieeffizienz und zum Einsatz von Kältemitteln musste hier etwas passieren und die Industrie hat geliefert.

Ziel: Banalisierung der Wärmepumpe

Effizienzsteigerung und Absatzsteigerung müssen sich ja nicht gegenüberstehen. Man könnte eine gemeinsame europäische Forschung betreiben.

Das ist ein Thema. Es könnte helfen, die Komponenten in der Wärmepumpe stärker zu standardisieren und die Hersteller könnten sich markenseitig bemühen, mit anderen Attributen als allein mit technischen Vorteilen zu punkten, vielleicht durch ein besonders intelligentes Konfigurationsmenü und die Integration des Geräts in das Gebäude oder sogar das Elektrizitätsnetz. Sicher auch durch eine bestens organisierte Serviceinfrastruktur oder durch ein Produktangebot wie „Wärme als Produkt“. Ich könnte mir vorstellen, dass es in Zukunft zur Banalisierung der Wärmepumpe kommen wird. Sie wird so normal sein, dass man sich über die Technik selber nicht mehr viel Gedanken macht. Für die Hersteller ist das Wärmepumpenaggregat nur mehr Teil eines übergeordneten Produkts. So, wie das beim E-Auto ist: Wärmepumpen sind Teil des Produkts. Sie erhöhen die Reichweite durch intelligentes Temperaturmanagement, sowohl für die Batterie als auch für den Innenraum.

Foto: Thomas Nowak heizt sein Haus mit einer Wärmepumpe, die ihren Strom vom Dach seines Hauses bezieht.
Quelle: EHPA
Wer Wasser predigt, sollte keinen Wein trinken: Selbstverständlich heizt Thomas Nowak sein Haus mit einer Wärmepumpe, die ihren Strom vom Dach seines Hauses bezieht.

„Wärme als Produkt“, das klingt gut, als Bioprodukt. Der Architekt: So, die nachhaltigen Baustoffe für Ihr Haus haben wir jetzt durchgesprochen, kommen wir zur Wärme. Wie wollen Sie die, klimaschonend oder klimabelastend? Für oder gegen die Wärmepumpe ist damit eine Gewissensfrage, keine Technologiefrage. Und wer will schon kein Gewissen haben. Nochmal zur europäischen Forschung, Herr Nowak: Gibt es denn Ansätze?

Es gibt immer wieder Projekte. Einen effektiven Ansatz, wie etwa die Batterie-Allianz, wo die namhaften Hersteller und Institute gemeinsam Grundlagenforschung betreiben, gibt es nicht. Noch nicht, wir sprechen darüber, und zwar mit der Generaldirektion Industrie unter Thierry Breton, EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen. Nach unserer Ansicht hat die Wärmepumpe für Europa eine ähnlich hohe Relevanz wie die Batterie für den Transportsektor. Wenn wir mit dieser Ansicht durchdringen, muss es nicht eine Wärmepumpen-Allianz sein. Das, was wir dann zusammenbauen würden, darf auch eine Heizungs-Allianz werden, weil wir natürlich möchten, dass die Wärmepumpe zum Beispiel mit dem Photovoltaikmodul kommuniziert oder sich über flexible Stromtarife systemdienlich ins Stromnetz einbringt. Als Verband agieren wir in diese Richtung. Wir sprechen darüber mit den Stromversorgungsunternehmen, wir gehen auf die Windenergie-, die Photovoltaikindustrie und, wie vorhin bereits besprochen, auf die Städte zu. Wir holen sie ins Boot, um gemeinsam die Kommissare zu überzeugen.

Heizungs-Allianz im Blick

Denn eine Heizungs-Allianz, ähnlich der Batterie-Allianz, würde uns – wie soll ich es formulieren – adeln. Wenn Frau Simson und Herr Breton so etwas aus der Taufe heben würden, hätte dies Symbolkraft und wäre ein Zeichen, dass Brüssel den europäischen Heizungssektor in seiner Systemperspektive anerkennen würde. Dass nicht nur die Sachbearbeiter- und Abteilungsleiterebene, sondern auch die Regierungsebene die Relevanz der Wärmepumpe für erneuerbare Energien und Energieeffizienz erkennen. Ihre Bedeutung für die Integration des Strom- und Heizungs-/Kühlungssektors könnte auch ein Signal und Symbol für die weitere Integration des EU-Binnenmarktes sein. Solche Signale und Symbolik benötigen wir.

Weiterführende Informationen: https://www.ehpa.org/

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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