Wärme

Eine Frage des Gewissens

Dienstag, 11.05.2021

Grafik: Internationale Wertschöpfung am Beispiel einer
Quelle: EHPA
Internationale Wertschöpfung – so „deutsch“ ist eine „deutsche Wärmepumpe“: Aus Deutschland stammen Ventilator, Gehäuse, einige Regelgeräte, Schalter, Sensoren und Ventile, England liefert den Kompressor, Italien den Verdampfer, China den Wärmeübertrager und das Vier-Wege-Ventil, aus der EU kommt das Kältemittel, aus Polen der Drucksensor und das Spiralrohr, aus Kroatien das Expansionsventil, aus Frankreich Absperrventile, aus Indien das Schauglas und aus Mexiko der Druckwächter.

Von größerer Relevanz

Aber der Installateur ist lokal und profitiert von steigender Nachfrage. Eine in Europa stark engagierte Marke kann ihre Installateure besser bei Planung, Einbau und Wartung unterstützen, was letztendlich auch zu einer höheren Qualität führt. Ein kompetenter Installateur, der in einem starken Netzwerk arbeitet, hat auf die reibungslose Funktion der Wärmepumpe einen größeren Einfluss als die Herkunft des Produkts.

Wir sind trotzdem nicht blind gegenüber der weltweiten Entwicklung. In China etwa werden massiv Öl- und Kohleheizungen gegen Luft-Wärmepumpen getauscht. Das generiert lokale Märkte, von denen aber ein weltweiter Sektor profitiert. Ich würde sagen, im Moment findet ein gesunder Wettbewerb zwischen verschiedenen Kontinenten um die Marktführerschaft und die Kostenführerschaft statt. Den sehe ich auf keinen Fall negativ, was die Technologie und die globale Zusammenarbeit angeht. Wenn der Wettbewerb dazu führt, dass er die Produkte in Europa besser macht, gewinnen wir doch alle.

Sie schauen auf die Uhr. Ja, ich weiß, Sie müssen zum Online-Meeting mit Herrn Timmermans…

Etwas Zeit haben wir noch.

Dann für diesen Punkt. Wir haben über die Kompetenz des Installateurs gesprochen. Darüber wird in der Branche am meisten diskutiert, nicht über die qualitative, über die quantitative Kompetenz der Zunft. Nur ein paar Tausend von fast 50.000 kümmern sich intensiv um die Wärmepumpe. Einige Statistiken sprechen zwar von 25.000 Wärmepumpen-Experten, die listen aber auch jene auf, die ein- oder zweimal im Jahr damit konfrontiert werden. Ich bin da skeptisch, dass die der Wärmepumpenverbreitung gut tun. Der Hemmschuh einer noch voluminöseren Absatzsteigerung dürfte das Handwerk sein. Das montiert nun mal lieber Gaskessel. Das beherrscht es und damit verdient es gutes Geld. Wie können Sie das für den Wärmepumpenverkauf animieren?

Wir müssen ganz anders an diesen Punkt herangehen. Was wollen wir denn? Wollen wir, dass der Installateur Wärmepumpen-Verkäufer ist oder wollen wir, dass er Heizungssysteme installiert?

Wir wollen beides.

Das ist vielleicht zu viel verlangt. Überfordere ich den Installateur nicht, wenn ich will, dass er meine Produkte vermarktet und installiert? Ich sehe die Vermarktung noch stärker, auf Seiten des Herstellers anzusiedeln, vielleicht auch bei ganz anderen Marktteilnehmern, wie etwa Stromversorgern, Projektentwicklungsgesellschaften und anderen Dienstleistern, die mit den potentiellen Bauherren in Kontakt kommen. Damit wäre der Installateur als Verkäufer aus dem Schneider. Wie man ihn finanziell beteiligt, dafür wird es Lösungen geben. Tatsache ist doch, dass er immer nur verkauft, wenn er gerufen wird. So funktioniert ein Handelsgeschäft aber generell nicht, das baut auf Nachfrage auf. Der Wärmepumpenmarkt steigt ja nicht, weil da mehr Installateure sind, sondern der Absatz nimmt zu, weil die Endkunden nachfragen.

Fehlende politische Anerkennung

Daran ändern die genannten Aggregatoren, wie Stromversorger, ebenfalls im Moment wenig.

Weil es lange an etwas ganz anderem gemangelt hat. Die Wärmepumpe war eben nicht als die Lösung der Energiewende anerkannt. Mit ihren Vorteilen aus der Nutzung erneuerbarer Energie und der damit verbundenen CO2-Emissionsfreiheit (jedenfalls fast) ist sie das beste System für die Energiewende. Marktverfügbar und zuverlässig. Es fehlt auf der politischen Ebene die Betonung des Umweltnutzens. Am Beispiel Deutschland sieht man, was möglich ist, wenn sich das ändert: Das Geschäft boomt. Und die Handwerker bilden sich fort und bauen die Systeme ein. Für einen emissionsfreien Gebäudesektor geht nichts an der Wärmepumpe vorbei. Jeder Energieminister sollte laut sagen, wir sind den Pariser Verträgen verpflichtet, wir wollen Energieeffizienz mit erneuerbaren Energien nach vorne treiben und ein Königsweg für die Heizung ist die Wärmepumpe. Auch für den Bestand und für die Industrie. Deshalb legen wir jetzt beispielgebend Hand an die öffentlichen Gebäude an.

Weiterführende Informationen: https://www.ehpa.org/

Von Bernd Genath
Düsseldorf
Aktuelle Bewertung
Noch keine Bewertungen vorhanden
Ihre Bewertung
Vielen Dank für Ihre Bewertung.

Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Möchten Sie die aktuellen Artikel per E-Mail erhalten?

Einloggen

Login / Benutzername ungültig oder nicht bestätigt

Passwort vergessen?

Registrieren

Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Jetzt registrieren

 

Expertenfragen

„Frag‘ doch einfach mal – einen Experten!": Nach diesem Motto können Sie als Nutzer der TGA contentbase hier ganz unkompliziert Fachleute aus der Gebäudetechnik-Branche sowie die Redaktion der Fachzeitschriften HeizungsJournal, SanitärJournal, KlimaJournal, Integrale Planung und @work zu Ihren Praxisproblemen befragen.

Sie wollen unseren Experten eine Frage stellen und sind schon Nutzer der TGA contentbase?
Dann loggen Sie sich hier einfach ein!

Einloggen
Sie haben noch kein Konto?
Dann registrieren Sie sich jetzt kostenfrei!
Registrieren