In Kassel erfand Rudolf Otto Maier ("ROM") in den 1960er-Jahren die Rietschel-Henneberg-Einrohrheizung. Interessanterweise beginnt 50 Jahre später wieder in Kassel die Revolution dieses Systems.
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Einrohrheizungen: Neues System für die Sanierung
Dienstag, 06.12.2016
Einrohrheizungen werden heute weitgehend als problematisch betrachtet. Sie wurden überwiegend in den 1960er- und 1970er-Jahren eingebaut. In den östlichen Bundesländern erfolgte der Wechsel vom Einrohr- zum Zweirohrheizsystem noch etwas später.
Es wird geschätzt, dass in Deutschland insgesamt in mindestens 1,5 Mio. Wohnungen Einrohrheizungen eingebaut sind. Diese Wohnungen werden vom Mieter nachgefragt, da sie in der Regel relativ zentral liegen, gut ausgestattet sind, häufig über Balkone verfügen und optimal in das ÖPNV-Netz eingebunden sind.
Für die Wohnungswirtschaft ist es allerdings ein bekanntes Problem bei solchen Wohnungen: Einrohrheizsysteme geben auch dann Wärme ab, wenn kein Bedarf besteht.
Speziell bei dem Rietschel-Henneberg-Einrohrheizsystem führt nur eine Heizungsleitung durch mehrere Wohnungen. An dieser sind alle Heizkörper wie an einer "Perlenkette" aufgereiht. Die Vorlauftemperatur des Heizwassers ist so eingestellt, dass das letzte Glied der Kette noch ausreichend mit Wärme versorgt wird. Dies führt zwangsläufig zur Überversorgung der Räume am Anfang der Heizungsleitung. Obwohl die Thermostatventile an den Heizkörpern geschlossen sind, entstehen zum Beispiel in Schlafzimmern ungewünscht hohe Temperaturen durch die Heizungsleitungen, die ungeregelt Wärme abgeben.
Einrohrheizungen – unkomfortabel und problematisch?
Dieses generelle Problem der Einrohrheizungen wird durch die energetische Sanierung der Gebäude zusätzlich verstärkt, da gut gedämmte Gebäude bis zu 70 Prozent weniger Wärme nach außen abgeben.
Die Mieter öffnen zur Temperaturregulierung die Fenster – die Energie wird sprichwörtlich zum Fenster hinausgeworfen – und der Wohnkomfort der Mieter leidet. Folge: Die Mieter sind unzufrieden und ärgern sich über die in jeder Heizperiode stattfindende Energieverschwendung.
Je nach eingesetztem Mess- und Ablesesystem kann die über die Heizungsleitung abgegebene, nicht steuerbare Wärme individuell abgerechnet werden oder muss im Umlageverfahren auf alle Mieter verteilt werden. Im letzteren Fall zahlt der Mieter mit geringem Wärmebedarf den gleichen Satz wie der sehr wärmebedürftige Mieter, der viel heizt.
In Wohnungsanlagen mit stark unterschiedlichen Heizprofilen beinhaltet dies immer wieder Konfliktpotential, das oftmals Anlass für Streitigkeiten bezüglich der Nebenkostenabrechnung gibt. Dem Wohnungsunternehmen drohen nicht selten Imageverluste durch Prozesse.
Die Lösung für die Einrohrheizung: ein ständiger, dynamischer hydraulischer Abgleich
Die GWG Kassel, Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Kassel, hat im Bestand 2.200 Wohnungen mit Rietschel-Henneberg-Einrohrheizsystemen. Auch hier gab es Mieter, die aufgrund der Eigenarten des Heizsystems dauerhaft unzufrieden waren.
Heiko Steppan, Teamleiter Heizungsanlagen der GWG, nahm sich des Problems an und entwickelte eine Systemlösung, die den Wohnkomfort steigert und Energie einspart. Steppan empfand Mieterbeschwerden aufgrund der Überheizung immer als ärgerlich. "Irgendwas musste man doch machen können. Dann haben wir mit der Durchflussregulierung der Heizkreise experimentiert", betont er. Das war 2011.
Heraus kam "indiControl" – ein System, das einen ständigen, dynamischen hydraulischen Abgleich der Einrohrheizung vornimmt.
Weiterführende Informationen: http://www.indicontrol.de
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