Beim Thema Heizung denkt so mancher vorrangig an das Heizgerät. Doch Heizung ist mehr. Denn entscheidend für eine effiziente, komfortable Wärmeversorgung ist eine abgestimmte Systemtechnik. Das HeizungsJournal beleuchtet in einer dreiteiligen Serie das Marktgeschehen im Bereich Heizung in Deutschland. Nachdem in Teil eins und zwei die Wärmeerzeuger im Fokus standen, widmen wir uns in diesem dritten Teil nun weiteren relevanten Komponenten aus dem System Heizung sowie Prognosen zur weiteren Entwicklung des Heizungsmarktes.
Entwicklungen im Heizungsmarkt bleiben spannend
Übersicht über den Heizungsmarkt – Teil 3: Systemtechnik und Prognosen
Donnerstag, 01.09.2016
Die Themen Heizung und Energieeffizienz bleiben angesichts eines wieder angestiegenen Primärenergieverbrauchs weiter aktuell. So erreichte der Energieverbrauch in Deutschland 2015 eine Höhe von 13.335 PJ oder 455 Mio. t SKE (Steinkohleneinheiten). Das entspricht nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen (Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen) einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 1,3 Prozent. Der Zuwachs geht im Wesentlichen auf die gegenüber dem sehr milden Vorjahr etwas kühlere Witterung und den damit verbundenen höheren Heizenergiebedarf zurück. Der Verbrauchszuwachs infolge der positiven Konjunkturentwicklung (plus 1,8 Prozent) sowie durch den Bevölkerungszuwachs (plus 1 Mio. Menschen) wurde nach Abschätzung der AG Energiebilanzen bereits durch Zugewinne bei der Energieeffizienz ausgeglichen. Bei den Kohlendioxid-Emissionen wird es nach Ansicht der AG Energiebilanzen zu einem leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr kommen. Ein erheblicher Teil des Verbrauchszuwachses konnte durch erneuerbare Energien und damit ohne höhere Emissionen gedeckt werden (Abb. 37).
Der Mineralölverbrauch lag 2015 praktisch unverändert auf dem Niveau des Vorjahres (4.511 PJ). Während der Verbrauch an Dieselkraftstoff um knapp vier Prozent anstieg, kam es bei den Ottokraftstoffen zu einem Minus von zwei Prozent. Beim leichten Heizöl blieb ein Absatzanstieg aus, da die Verbraucher ihren Mehrbedarf trotz günstiger Preise überwiegend aus den Beständen gedeckt haben. Der Erdgasverbrauch stieg um fünf Prozent auf 2.804 PJ. Hauptursache war die im Vergleich zum sehr milden Vorjahr kühlere Witterung im ersten Halbjahr und dem damit verbundenen höheren Einsatz von Erdgas zu Wärmezwecken. Die im vierten Quartal erneut sehr milde Witterung dämpfte den Zuwachs allerdings merklich. Der Verbrauch an Steinkohle sank 2015 um 0,7 Prozent auf 1.691 PJ, der Verbrauch an Braunkohle lag knapp über dem Wert des Vorjahres (1.587 PJ). Bei der Kernenergie gab es ein Minus von knapp sechs Prozent, was auf die Außerbetriebnahme des Kernkraftwerkes Grafenrheinfeld zur Jahresmitte zurückzuführen ist. Die erneuerbaren Energien erhöhten ihren Beitrag um insgesamt knapp elf Prozent auf 1.679 PJ. Während die Stromerzeugung aus Biomasse um rund zwei Prozent zunahm, hielt die Wasserkraft (ohne Pumpspeicher) ihren Beitrag auf Vorjahreshöhe. Bei der Windkraft an Land und auf See kam es zu einem Plus von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Beitrag der Solarenergie (Photovoltaik und Solarthermie) stieg um sechs Prozent. Bei den Biokraftstoffen gab es einen Rückgang um fünf Prozent.
Kraft-Wärme-Kopplung im Auf und Ab
Energieeffizienz spielt angesichts eines steigenden Energiebedarfs eine entscheidende Rolle. Im Bereich der Heizung versucht sich die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zu positionieren, ob mit Verbrennungsmotoren, Stirlingtechnik oder Brennstoffzellen. Weil auch die bei der Stromerzeugung anfallende Abwärme genutzt wird, liegt der Nutzungsgrad von KWK-Anlagen häufig bei weit über 80 Prozent (thermischer und elektrischer Nutzungsgrad addiert). Die elektrische Leistung liegt bei der Mikro-KWK um 1 kW, bei der Mini-KWK zwischen rund 3 kW und 50 kW. Überall dort, wo die selbsterzeugte Wärme und der Strom möglichst auch selbst genutzt werden können, ergeben sich ideale Einsatzbereiche – ob im Einfamilienhaus, Gewerbebetrieb oder Krankenhaus. Bei Anwendungen in der Industrie erreichen KWK-Anlagen elektrische Leistungen bis in den MW-Bereich, bei Energieversorgern in der Fernwärme gar über 100 MW. Seit Anfang dieses Jahres ist das neue Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) in Kraft, berichtet der B.KWK (Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung). Damit werde sich die KWK als Partner der erneuerbaren Energien weiterentwickeln können. „Eine Stagnation des KWK-Ausbaus konnte somit abgewendet werden.“ Jedoch schaffe das KWKG 2016 nur eine verlangsamte Weiterentwicklung der Stromerzeugung in KWK-Anlagen, da das ursprüngliche KWK-Ausbauziel verringert wurde. Allgemein ist der lang erwartete große Marktdurchbruch für die KWK bislang ausgeblieben. Gemessen an der Anlagenzahl ist der Markt insgesamt sowohl schon in 2010 und nach ersten Zahlen nun auch wieder in 2015 eingebrochen. Dabei zeigen die verschiedenen Leistungsklassen recht unterschiedliche Entwicklungen, wie die Zulassungszahlen nach dem KWKG beim BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) zeigen (Abb. 38).
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