Der Verband fordert daher eine Mehrwertsteuerabsenkung auf sieben Prozent und eine Absenkung der Stromsteuer auf das europarechtlich zulässige Minimum von 0,1 Cent pro Kilowattstunde.
Es sei völlig unverständlich, warum die Mehrwertsteuer für das klimaschädliche Erdgas reduziert wurde, für den immer grüner werdenden Strom zum Betrieb einer Wärmepumpe aber nicht. (Anm.: Mit dem „Gesetz zur temporären Senkung des Umsatzsteuersatzes auf Gaslieferungen über das Erdgasnetz“ ist der Umsatzsteuersatz auf Gaslieferungen rückwirkend ab dem 1. Oktober 2022 bis Ende März 2024 von 19 auf 7% reduziert. Für Fernwärme gilt dasselbe.)
Ein weiteres Plus der Wärmepumpe sei die effiziente Nutzung ihres Flexibilitätspotentials, etwa zum Ausgleich von Spitzenlasten im Stromnetz oder zur Speicherung von eigenem PV-Strom. Der BWP erhofft sich, laut Sabel, in dieser Hinsicht viel von den neuen Regelungen, die die Bundesnetzagentur gerade ausarbeitet.
Vorleistungen der Industrie
In Erwartung des weiteren Markthochlaufs geht die Wärmepumpenindustrie derweil „massiv in Vorleistung“ (Sabel) und investiert in den Ausbau bestehender Produktionsanlagen sowie in die Errichtung neuer Werke. Damit investiere sie auch in die Zukunftsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland, was neue Arbeitsplätze schafft und bestehende Jobs absichert.
„Der Ausbau der Wärmepumpenbranche geht mit großen Chancen für den Industriestandort Deutschland einher. Die US-amerikanische Regierung hat das bereits für ihr Land erkannt und mit dem »Inflation Reduction Act« massive Subventionen für die dortige Wärmepumpenindustrie angekündigt. Jetzt müssen industriepolitische Instrumente auch von Deutschland und der EU ergriffen werden“, so der BWP-Geschäftsführer. Die oftmals diskutierten Superabschreibungen sowie zinsgünstige Kredite könnten beispielsweise die Liquidität der Branche beim Aufbau neuer Fertigungskapazitäten sicherstellen und bestehende Anhängigkeiten abmildern.
2022 hat sich der Wärmepumpen-Absatz in Deutschland um 53 Prozent gegenüber 2021 gesteigert. Hendrik Ehrhardt, Manager Public Affairs bei Stiebel Eltron und damit Verhandler mit den politischen Instanzen, verwies in seinen Erläuterungen zum Bericht unter anderem auf die Grafiken zur Marktverteilung. Luft/Wasser-Systeme dominieren, der Sole-Markt hat seine Kunden, da hat sich etwas, aber nicht viel verschoben. Veränderungen stellten die Studienbearbeiter dagegen im Verhältnis Neubau zu Sanierung fest. Das habe sich beinahe umgekehrt.
„Die meisten Anträge bei der BAFA gehen in den Bereich der Sanierung. Wir registrieren, hier ist eine signifikante Wende. Das heißt, die alten Meinungen gegenüber der Wärmepumpe, sie brauche eine Fußbodenheizung und für den Bestand sei sie nicht geeignet, streiche man. Die Kunden kaufen massenweise Wärmepumpen für den Bestand. Wir sind dafür da, vernünftige Geräte herzustellen und das Handwerk muss sie vernünftig mit Qualität einbauen. Dann funktioniert es.“
Auf dem Zielpfad
Ehrhardt weiter: „Wir verfügen im Moment über 1,4 Mio. Geräte, knapp 1,5 Mio. Mit unserer Branchenprognose bewegen wir uns auf dem Zielpfad der Bundesregierung mit 6 Mio. Wärmepumpen spätestens 2030. Daran halten wir auch als Industrie fest, wir werden alles dafür tun. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen.“
Was sind die zentralen Erwartungen der Hersteller an die Politik? Im Wesentlichen sind es drei:
- Zum ersten sind es die Energiepreise,
- zum zweiten die Verankerung der 65-Prozent-EE-Regel im Gebäudeenergiegesetz (GEG),
- zum dritten noch einige politische Herausforderungen bei den Energiepreisen. Unter anderem der Punkt 7-Prozent-Mehrwertsteuer auch auf Wärmepumpenstrom.
Dass nun die Politik am Zug ist, bedarf auch für Tillmann von Schroeter, Geschäftsführer der Vaillant Deutschland, keiner Diskussion. Man habe investiert, man werde erheblich weiter investieren und das müsse honoriert werden: