Drei Arbeitscluster
„Allein im letzten Jahr traten wir in Vorleistungen, insbesondere in neue Produkte und neue Produktionskapazitäten, in einem Ausmaß, wie wir es so noch nicht gesehen haben. Und es geht weiter so. Die europäische Industrie bereitet sich gerade auf ein Produktionsvolumen von weit über 5 Mio. Geräte im Jahr vor. Auf eine Vervielfachung. Was wir bisher getan haben, war ja nur der erste Schritt. Wir haben verschiedene Werke umgerüstet. Das reicht aber nicht. Die Produktion braucht deutlich mehr Manpower, braucht mehr Fläche. Daran arbeiten wir. Der Ausbau und Aufbau neuer Werke werde sich schon im Laufe dieses Jahres bemerkbar machen. Deshalb schauen wir auch sehr zuversichtlich auf das, was wir als Prognose in der Studie abgegeben haben: Die über 500.000 Wärmepumpen werden an der Industrie nicht scheitern.“
Die Komponentenseite müsse allerdings mitziehen. Von Schroeter sprach den Engpass „Halbleiter“ an „und dass wir bei dem Herzstück der Wärmepumpe, dem Kältekreis, ein Stück weiterkommen. Dass wir uns als Europäische Union und auch als Deutschland damit auseinandersetzen, wie wir diese Schlüsseltechnologie sehr stark in unserem eigenen Wirtschaftsraum ausbauen und ein Cluster formen. Im Kältekreis mit dem Verdichter steckt die Effizienz, da verbirgt sich die Leistungsfähigkeit. Und die Nachhaltigkeit: Stichwort Kältemittel.“
Mehrfamilienhäuser noch Nische
„Ebenfalls brauchen wir für Mehrfamilienhäuser attraktive Lösungen, damit die Wohnungswirtschaft dort auch wirtschaftlich aktiver skaliert und auf Produkte zurückgreifen kann. Wir müssen weiterhin stark investieren in Energiemanagement, Digitalisierung des ganzen Betriebes, um da auch weitere Effizienzvorteile rauszuholen. Das heißt, das ist das zweite Cluster, wo ein Unternehmen wie Vaillant massiv investiert.“ 2019 sei das Thema Wärmepumpe noch eine Nischenanwendung gewesen. Weniger als fünf Prozent der Eigentümer hätten sich mit dieser Technologie auseinandergesetzt.
„Wir wollen die Wärmepumpe bis 2024 zur Standardlösung machen, das heißt, von der Nische in den Massenmarkt, mit einer Ausweitung von weit mehr als dem Faktor 10 und das auch mit einer breiten Unterstützung des Handwerks. Mehr als 400.000 Beschäftigte im Elektro- und insbesondere im SHK-Handwerk arbeiten daran. Wenn man aus einer Nische kommt und ins Massengeschäft will, muss man viel schulen, unterstützen, viel ausbilden. Die Partner auch im Vorverkauf und bei der Planung unterstützen. Das ist das dritte Cluster, an dem wir massiv feilen.“
Förderung der Industrie erwünscht
Die mit den drei Clustern verbundenen Maßnahmen gehen erheblich ins Geld. Auf der Pressekonferenz sprach Tillmann von Schroeter von einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag jährlich. „Damit sich diese Investitionen auch auszahlen, müssen wir faire Wettbewerbsbedingungen bekommen. In Deutschland ist es traditionell so, dass die Nachfrage gefördert wird, der Staat dagegen auf der industriepolitischen Seite eher sehr vorsichtig agiert. Das machen andere Volkswirtschaften ganz anders, insbesondere China, aber auch die USA, die jetzt ein riesen Investitionsprogramm für die Klimatransformation gestartet haben. Dort denkt man auch an die Industrieförderung. Die starke deutsche und europäische Heizungsindustrie muss faire Wettbewerbsbedingungen vorfinden.“
500.000 Wärmepumpen – was sagt das Netz dazu? Dieser Punkt war unter anderem Thema der Diskussion mit den Journalisten. Der Präsident der Bundesnetzagentur Klaus Müller hatte in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS) auf eventuelle Überlastungsprobleme auf Ortsnetzebene hingewiesen:
Zu schwache Netze?
„Wenn weiter sehr viele neue Wärmepumpen und Ladestationen installiert werden, dann sind Überlastungsprobleme und lokale Stromausfälle im Verteilnetz zu befürchten, falls wir nicht handeln", hatte Müller gewarnt. Die Bundesnetzagentur habe deshalb ein Eckpunktepapier veröffentlicht, das in Zeiten hoher Netzauslastung eine temporäre Stromrationierung für Wärmepumpen und Elektroauto-Ladestationen vorsieht. Netzbetreiber sollen dann, laut FAS, zwangsweise und zentral koordiniert die Stromversorgung der Anlagen drosseln. Die Pläne zur Stromrationierung sollen laut dem Bericht zum 1. Januar 2024 in Kraft treten.