Das Berliner Start-up Thermondo schickt sich an, die digitale Zukunft mit handwerklicher Leistung zu einem "Exzellenzprozess" im Heizungskeller zu verknüpfen. Hochprofessionell im Online-Verkauf, extrem schlank durchorganisiert und gnadenlos auf Wachstumskurs. Nach dem simplen "Gas-NT-Kessel-gegen-Gas-Brennwertkessel"-Tausch von früher (= erst fünf Jahre her!!) jetzt sogar bis zur Installation von Brennstoffzellen-Heizgeräten.
Exklusiv-Interview mit Philipp A. Pausder, Mitbegründer und Geschäftsführer von Thermondo
Thermondo: "Wir haben Investoren… gefunden, die unsere Vision von einem integrierten Energiedienstleister teilen!"
Mittwoch, 14.12.2016
Die Brunnenstraße in Berlin. Hinterhausidylle, an der Zille seine Freude gehabt hätte. Vorn die belebte Geschäftsstraße; wenige Meter entfernt von der Stelle, an der im August 1961 der 19-jährige DDR-Grenzpolizist Conrad Schumann über die Stacheldrahtrollen an der Ecke Bernauer/Ruppiner Straße sprang und in "den Westen" flüchtete. Ein kleines Hinweisschild nur auf Thermondo, obwohl das Start-up im Backstein-"Hinterhaus" allein schon lange nicht mehr genug Platz hat, sondern nach und nach allen freien Raum anmietet, der sich in der Nachbarschaft anbietet.
Etwa 150 Mitarbeiter arbeiten hier, weitere 135 als angestellte Handwerker bundesweit für den "deutschen Marktführer für Heizungswechsel in Ein- und Zweifamilienhäusern", wie sich das 2012 gegründete Unternehmen selbst bezeichnet. An der Spitze: Mitbegründer Philipp A. Pausder. Groß, schlank, sportlich – man sieht ihm den Ex-Basketballer an, der unter anderem in der zweiten Liga gespielt hat. Exakt zwei Meter ist er nach eigenem Bekunden – ein Gespräch auf Augenhöhe also, denn der Chronist, vormals ebenfalls in dieser Sportart daheim (wenn auch bei weitem nicht so erfolgreich), misst ähnlich…
Förderung im Leistungspaket
Aber es geht nicht um die entfernte Vergangenheit im Sport, sondern um das Hier und Jetzt im bundesdeutschen Heizungshandwerk. Das auf neue, auf zeitgemäße, sprich: vor allem auf digitale Füße zu stellen, ist Thermondo ja bekanntlich angetreten. Will heißen: online anbieten, online kalkulieren, real installieren. Und die politisch gewollte angestrebte Energiewende, die sich eigentlich nur im Heizungskeller materialisieren kann, ist wieder ein kleines Stückchen weiter gekommen. So sieht Philipp Pausder das.
"Bundesweit sind etwa acht Prozent aller KfW-geförderten Austauschmaßnahmen im Heizungskeller durch Thermondo realisiert worden." Der häufigste Anwendungsfall ist dabei der Ersatz eines alten Gas-Heizgerätes durch einen neuen Gas-Brennwertkessel. "Natürlich inklusive hydraulischem Abgleich, gegebenenfalls notwendigem Pumpentausch und allem sonst, was außer der Grundverrohrung im Gebäude im Rahmen des Heizungstausches so notwendig ist", sagt Pausder. Und verweist dabei auf das Service-Rahmenprogramm von Thermondo "inklusive der gesamten Beantragung von möglichen Fördermitteln".
Das ist für die Kunden insofern interessant, als Thermondo schon vom ersten Tag an auch Solaranlagen mitverkauft hat und jetzt das Geschäftsfeld Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) in Gestalt der Brennstoffzelle vor sich hertreibt. Beide Technologien sind bekanntlich in unterschiedlichsten Förderprogrammen, beispielsweise von der KfW, fest verankert.
Bei der Brennstoffzelle werden Panasonic und Elcore installiert, denn da stimme neben der Qualität auch die Dimensionierung auf die Zielgruppe, eben den Ein- und Zweifamilienhausbereich, so der Thermondo-Chef: "Wir verkaufen und installieren mehr Brennstoffzellen-Heizgeräte als alle anderen Handwerker im Land." Wobei die Festlegung auf diese beiden Hersteller eher die Ausnahme ist. Ansonsten werde installiert, was der Kunde wünscht, und was objektspezifisch technisch am sinnvollsten ist: "Wir respektieren die Markenpräferenzen der Kunden. Thermondo selbst agiert markenneutral." Entsprechend finden sich auch auf der Homepage die Logos aller namhaften Heiztechnik-Hersteller – selbst wenn die nach eigenem Bekunden nicht wirklich begeistert sind von der handwerklichen Sonderrolle, die Thermondo in der Branche spielt. Doch die gehen ganz entspannt damit um, bauen im Internet zum Beispiel sogar die passend benamten Landingpages…
Durchstrukturiert statt grob konzipiert
Wobei es Philipp Pausder absolut unverständlich ist, warum Thermondo generell so kritisch begegnet wird: "Der herkömmliche Fachhandwerker rückt für den Heizungstausch nur mit einem Grobkonzept beim Kunden an. Wir haben das Ganze einfach beschleunigt, indem wir online und am Telefon oder auch bei einem Hausbesuch schon in der Planungsphase bis zu 140 Datenpunkte zu dem jeweiligen Projekt abfragen. Daraus wird dann präzise passend von unserem Algorithmus »Manfred« ein entsprechendes Anlagenkonzept erstellt. Ein Meister prüft es im anschließenden technischen Check gegen. Letztlich wird das Projekt vor Ort ohne aufwändige Lagerhaltung oder überflüssige Materialfahrten zum örtlichen Großhandel umgesetzt. So geht Heizungsbau heute!"
Weiterführende Informationen: https://www.thermondo.de/
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