In unserem Interview erfahren Sie interessantes zum Thema Flächenheizung und Flächenkühlung. Themen sind unter anderem die Chancen der Flächentemperierung bei der Sanierung, die Normenreihe DIN EN ISO 11855, das BVF-Siegel und "Smarte Thermostate".
Flächenheizung und -kühlung: "Sanierungsmarkt gewinnt an Fahrt!"
Interview mit Joachim Plate, Geschäftsführer Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e.V. (BVF), und Carolin Weinzierl, Obfrau BVF-Siegel
Montag, 08.08.2016
In den vergangenen Jahren war das Segment der Flächenheizung und Flächenkühlung stark an die Neubautätigkeit im Wohnbereich gekoppelt. Hat sich daran etwas geändert? Im Interview mit dem HeizungsJournal betonen Joachim Plate, Geschäftsführer Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e.V. (BVF), und Carolin Weinzierl, Obfrau BVF-Siegel, dass die Struktur des Sanierungsmarktes - nach wie vor - einen hohen Beratungsbedarf verlange. Die Projektbeteiligten, sprich: Architekten, Planer und installierendes Fachhandwerk, müssten ihre Beratung konsequent auf die individuellen Anforderungen ausrichten. Positiv wird bewertet, dass am Markt mittlerweile eine große Auswahl an technischen Lösungen geschaffen wurde - dies sei letztendlich die notwendige Voraussetzung für einen nachhaltigen Markterfolg.
Seit dem 1. Januar 2016 gelten verschärfte Anforderungen an Neubauten: Um 25 Prozent wurde der zulässige Primärenergiebedarf für Heizung, Lüftung, Kühlung und Warmwasserbereitung im Vergleich zur EnEV 2014 reduziert. Um 20 Prozent müssen die Energieverluste über die Gebäudehülle nochmals reduziert werden. Glänzende Aussichten für Hersteller und Anbieter von Systemen zur Flächentemperierung, oder?
Weinzierl:
Durch die Reduzierung des Primärenergiebedarfs reduzieren sich auch die nötigen Heizwassertemperaturen, was einen klaren Vorteil für Hersteller und Anbieter von Systemen zur Flächentemperierung darstellt.
Plate:
Der aktuelle Marktanteil der Flächenheizung im Bereich neuerrichteter Wohngebäude beträgt etwa 70 Prozent. Die bekannten Vorteile überzeugen somit alle Beteiligten. Nach unserer Überzeugung wird die Flächenheizung ihre Position in Zukunft weiter ausbauen.
Auch der Primärenergiefaktor für Strom ist zum Stichtag 1. Januar 2016 von 2,4 auf 1,8 gesunken. Inwiefern kann das den Markt für Flächenheizungen und Flächenkühlungen positiv beeinflussen?
Plate:
Hierdurch wird insbesondere die Wettbewerbssituation der stromgeführten Flächenheizung verbessert, insbesondere dann, wenn selbsterzeugter Strom beispielsweise aus PV-Anlagen genutzt werden kann.
Weinzierl:
Überschüssiger Strom aus PV-Anlagen kann genutzt werden, um stromgeführte Flächenheizungen zu betreiben oder auch um Wasser beispielsweise in Pufferspeichern zu erwärmen - Stichwort: "power-to-heat". Dadurch ergibt sich ein positiver Effekt auch für Flächenheizungen.
Wie gestaltet sich der Markt für elektrisch betriebene Flächenheizungen?
Plate:
Die aktuelle Politik, der Elektrizität im Gebäudebereich alle Kosten der Energiewende aufzuhalsen, hat zu einer erheblichen Wettbewerbsverzerrung geführt. Der resultierende Preisunterschied zwischen Erdgas und Heizöl auf der einen Seite und Strom auf der anderen Seite behindert massiv den fairen Wettbewerb der Energieträger.
_In den vergangenen Jahren war das Segment der Flächenheizung und Flächenkühlung stark an die Neubautätigkeit im Wohnbereich gekoppelt. Hat sich daran etwas geändert? Sprich: Gewinnt der Sanierungsmarkt endlich an Einfluss? _
Plate:
Die Struktur des Sanierungsmarktes verlangt einen hohen Beratungsbedarf. Die Vielzahl der mittlerweile am Markt verfügbaren technischen Lösungen schaffen jedoch die notwendigen Voraussetzungen für einen nachhaltigen Markterfolg. Der BVF unterstützt die Marktteilnehmer hier mit einer Vielzahl von produktneutralen Hilfen (Schnittstellenkoordination etc.). Die Branche wird allerdings ausdauernd den Markt bearbeiten müssen und sich vergegenwärtigen, dass der sich jetzt deutlich abzeichnende Erfolg der Flächenheizung im Neubau einen ebenso langen Atem im Sanierungsmarkt erfordert.
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