Systematisierung vs. Flexibilität
"Auch deshalb binden wir die Bauherren und späteren Nutzer konsequent in den Planungs- und Bauablauf ein. Das geht – vereinfacht ausgedrückt – so weit, dass das Hanse-Haus bis zur »letzten Steckdose« vorfabriziert wird. Wir wollen viele bis möglichst alle Bau- und Ausbauleistungen direkt in unseren Werken im industriellen Maßstab abbilden. Systematisierung ist für uns demnach das A und O", unterstreicht der Leiter des Strategischen Einkaufs bei Hanse Haus, Leo Büchner.
Beim Signalwort "Systematisierung" fügt Marco Hammer hinzu: "Systematisierung ist für unser Geschäft sicherlich essentiell. Das andere ganz wichtige Moment ist die Kunst, trotz dieser notwendigen Standardisierung von Prozessen, Technologien, Bauteilen und Komponenten den Kunden das Gefühl zu vermitteln, dass sie ihr Haus und späteres Zuhause komplett individuell nach ihren Wünschen konfigurieren können. Sprich: Unsere Herausforderung ist es, die Planungsvariablen und die »Dynamik« seitens der Bauherrschaft in gewissen Grenzen zu halten."
Klaus-Jürgen Ehlgen schätzt diese Standardisierung auf industriellem Niveau – nicht nur, weil es seine Kernkompetenz als Hersteller von Systemen der Flächenheizung und Flächenkühlung befruchtet und seine Verlegeteams der EQtherm Planung + Montage GmbH gut auslastet, sondern vor allem auch deshalb, "weil man auf Augenhöhe technische Vorschläge diskutieren und Lösungen für die Fußbodenheizung effektiv optimieren kann. Das reduziert die sonst auf Baustellen üblichen Reibungsverluste und Schnittstellenprobleme erheblich. Ein griffiges Beispiel sind die komplett vorgefertigten EQ-Heizkreisverteiler und passenden Verteilerschränke, welche wir »just in time« ins Hanse-Werk liefern. Da wissen sowohl der Heizungsbauer bei der hydraulischen Einbindung als auch der Elektriker bei der Verdrahtung vor Ort ganz genau, wo sie hinlangen müssen. Kurz und knapp: Es ist ein Miteinander statt ein Gegeneinander auf der Baustelle!"
Bestätigen kann dies Leo Büchner, der berichtet, dass die vorkonfigurierten Verteiler für die Flächenheizungen komplett in die jeweiligen Wände integriert werden würden: "Da die wasserführende Fußbodenheizung im Einfamilienhaus-Neubau in Deutschland mittlerweile der Quasi-Standard ist, müssen wir hier auch im eigenen wirtschaftlichen Interesse alle möglichen Rädchen des Getriebes perfekt aufeinander abstimmen." Die Tragweite dieser Aussage wird dann besonders gut greifbar, wenn man sich vor Augen führt, dass Hanse Haus pro Jahr etwa 600 Fertighäuser erstellt – Tendenz: steigend.
Dieser anhaltende Trend, im Neubau auf schlüsselfertige Fertig- und Massivhäuser zu setzen, setzt positive Umsatzimpulse aber nicht nur bei der Flächenheizung, der maschinellen Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung und der (Luft/Wasser-)Wärmepumpentechnik – auch so ein Quasi-Standard im Einfamilienhaus –, sondern setzt in nachhaltiger Manier auch Entwicklungsimpulse in Richtung der elementaren Herausforderung, gerade bei der Gebäude- und Haustechnik zwischen Effizienz und Wirtschaftlichkeit abwägen zu müssen. Das tut der Gebäude- und Haustechnik garantiert gut!
"In Zeiten von Energiewende sowie einem ausgeprägten Kult um Nachhaltigkeit und Erneuerbare Energien spielt sich innovative Heiz- und Lüftungstechnik immer mehr in den Vordergrund. Des Weiteren sind viele Bauherren getrieben oder: besser gesagt, motiviert durch den reizvollen Gedanken, ein »Prosumer« zu sein. Also ein Haushalt, der sowohl Energie aus dem Strom- oder Erdgasnetz bezieht als auch elektrische Energie am Ort erzeugt, selbst verbraucht und bei Überschüssen ins öffentliche Netz einspeist. Die diversen Energietechniken dafür bieten wir mit an und bringen sie zur Ausführung – von der klassischen PV-Anlage auf dem Dach bis hin zur ausgefeilten Brennstoffzellenheizung im Technikraum", bricht Marco Hammer eine Lanze auch für die Heizungsbranche. Er mahnt jedoch gleichzeitig an: "Die Förderlandschaft bzw. der Förderdschungel in Bezug auf die sparsame und umweltfreundliche Energieverwendung im Einfamilienhaus ist ein wahrer Wahnsinn, um nicht zu sagen – mittlerweile ein echtes Problem!"
Hoffnung für die Haustechnik
So wird die moderne Haustechnik also in der Fertighausbranche durchaus ambivalent betrachtet. Will heißen: Auf der einen Seite ist sie ein wichtiges Verkaufsargument, ist sie das effektive Werkzeug fürs "Wohlfühl-Zuhause", ist sie Treibfeder für Energiewende und Klimaschutz. Auf der anderen Seite sehnt man sich – auch bei Hanse Haus – nach einer vernünftigen Vereinfachung und schätzt überladene und überkomplexe Systeme nicht sonderlich. Summa summarum: Ein dringender Appell an die einschlägigen Hersteller sowie die versammelte SHK-Industrie!