Viele Hersteller halten denn auch weiter an der KWK fest. Das Produktangebot auf den Frühjahrsmessen war vielfältig. Beispielsweise bot EC Power einen Überblick über das Spektrum seiner Mini-BHKW-Anlagen vom Typ XRGI. Die modulierenden Leistungen unter Volllast (ohne optionale Brennwertnutzung) wurden mit 6 kW, 9 kW, 15 kW und 20 kW elektrisch bzw. 12,2 kW, 19,2 kW, 30,6 kW und 38,7 kW thermisch angegeben.
Die zur Asja Gruppe gehörende Totem Energy setzt bei ihren Mini-BHKW auf einen Gasmotor des Fiat 500, der mit einem Generator gekoppelt ist.
Die Modelle seien in den drei Leistungsklassen 10 kW, 20 kW und 25 kW elektrisch sowie 21,6 kW, 41,9 kW und 50,2 kW thermisch (bzw. 25,2 kW, 48,5 kW und 57,6 kW thermisch mit 35 °C Rücklauftemperatur) erhältlich. Wobei eine elektrische Modulation hinunter auf bis zu 5 kW möglich sei (abhängig von den örtlichen technischen Netzanschlussvoraussetzungen). Bei Einsatz des Totem 10 im Mehrfamilienhaus mit jährlich 5.960 Betriebsstunden soll sich eine Amortisationszeit von 5,57 Jahren ergeben, das Totem 20 komme im Hotel mit 5.494 Jahresbetriebsstunden auf 3,45 Jahre, das Totem 25 im Schwimmbad mit 7.537 Jahresbetriebsstunden sogar auf nur 2,3 Jahre.
Wie Sokratherm betonte, könnten alle im Leistungsbereich 50 kW bis 550 kW elektrisch und 80 kW bis 690 kW thermisch angebotenen BHKW-Typen lückenlos aus der Ferne überwacht und in virtuelle Kraftwerke eingebunden werden. Ausgestellt wurden in diesem Jahr die Kompaktmodule GG 50 und GG 402. Das anschlussfertige GG 50 verfüge jetzt über einen Brennwertwärmeübertrager, eine Heizwasserpumpe und ein 3-Wege-Ventil, allesamt bereits im Schalldämmgehäuse integriert.
Die neue Version des GG 402 verfüge, ohne Änderung der äußeren Abmessungen, nun über einen integrierten SCR-Katalysator. Damit erfülle es bereits heute die Anforderungen der kommenden TA-Luft an noch geringere Schadstoffemissionen.
Das Produktportfolio von 2G Energy umfasst Anlagen mit einer Leistung zwischen 20 kW bis 4.000 kW elektrisch und 43 kW bis 4.100 kW thermisch. Erstmals vorgestellt wurde jetzt die neue aura Baureihe, repräsentiert durch den aura 404.
"Die Stärke des aura liegt in seinen extrem niedrigen Abgasemissionswerten, sodass sich das Produkt optimal in die stetig wachsenden Anforderungen an weltweite Emissionsregularien eingliedert“, betonte Christian Grotholt, Vorstandsvorsitzender von 2G Energy.
Auch sei die Entwicklung einer eigenen SCR-Katalysatortechnologie abgeschlossen, womit sämtliche weitere Produkte des Portfolios für emissionssensitive Anwendungen präpariert werden könnten. Die beiden Module aura 404 und 406 mit 100 kW bzw. 150 kW elektrischer Leistung seien das Ergebnis der Motorenentwicklung der konzerneigenen Tochter 2G Drives, basierend auf der firmeneigenen Lambda-1-Technologie.
Der Ursprung der Neuentwicklung liege in den Anforderungen internationaler Märkte, ergänzte Frank Grewe, Geschäftsführer von 2G Drives. "Weltweit sind Ballungszentren wie Tokio, London oder auch Kalifornien mit ihren hohen Anforderungen an geringe Stickoxid-Grenzwerte der Auslöser für unsere Entwicklungsarbeit bei 2G gewesen." Damit habe man quasi auch schon die Antwort auf die Verschärfung der Emissionsgrenzwerte durch die neue TA-Luft in Deutschland vorweggenommen.
In sechs Leistungsgrößen von 16 kW bis 50 kW elektrisch bzw. 35 kW bis 101 kW thermisch ist die Baureihe Mephisto von Kraftwerk Kraft-Wärme-Kopplung erhältlich.
Die modulierbaren BHKW seien serienmäßig mit Brennwertwärmeübertragern ausgestattet. Sie könnten mit Erdgas oder Flüssiggas betrieben werden, einige Modelle auch mit Klärgas und Biogas. Hauptzielgruppe seien Energieversorger und Contractoren. "Das vergangene Jahr war eine politische Irrfahrt", verdeutlichte Ralf Meyer, geschäftsführender Gesellschafter von Kraftwerk Kraft-Wärme-Kopplung, die allgemeine Situation im KWK-Markt. Das KWKG sollte zum 1. Januar 2016 in Kraft treten, doch dann bestand Rechtsunsicherheit bis zum 24. Oktober. "2016 war im Prinzip ein verlorenes Jahr für den Klimaschutz." Hier sei seitens der Politik handwerklich unsauber gearbeitet worden. Unterstützung für die KWK sei im vergangenen Jahr seitens der Ministerien jedenfalls nicht erkennbar gewesen.
Problematisch für den KWK-Markt sei auch die "gefühlte Abhängigkeit" von den Förderbedingungen. Vor 20 Jahren habe es noch überhaupt keine Fördermechanismen gegeben und trotzdem waren die Anlagen wirtschaftlich. Nun werde vielfach meist nur Stimmung verbreitet. So entzündeten kurzfristige Förderprogramme zwar ein Strohfeuer, doch dann sei es wieder vorbei. Wichtiger seien vielmehr verlässliche, stabile politische Rahmenbedingungen.
Marcus Mehlkopf, Geschäftsführer von E-quad Power Systems, hofft, dass die Talsohle für die Branche jetzt durchschritten ist. Die Nachfrage im Markt ziehe langsam wieder an. Das Unternehmen bietet Turbinenanlagen auf Basis von Capstone Mikrogasturbinen an. Hier sei E-quad Power Systems deutschlandweiter Vertriebspartner und Generalimporteur mit den Hauptkundengruppen Energieversorger und die Industrie.
Aktuell würden sechs Leistungsklassen zwischen 50 kW und 1.000 kW elektrische Leistung angeboten. Die thermische Leistung der Anlagen liege entsprechend zwischen 110 kW und 1.430 kW, bei direkter Abgasnutzung gar zwischen 140 kW und 1.950 kW.
Vorteil der Mikrogasturbinen zu klassischen Verbrennungsmotoren sei die Luftlagerung aller rotierenden Teile, wodurch Schmier- und Kühlmittel entfielen und der Wartungsaufwand sehr gering sei. Einsatzmöglichkeiten fänden sich klassisch zur Erzeugung von Warm-/Heißwasser, Dampf oder Kälte. Eine besonders interessante und wirtschaftlich optimalste Anwendung stelle die direkte Abgasnutzung dar, sprich wenn die im Abgas enthaltene Abwärme direkt als Heißluft genutzt werden kann (z.B. die direkte Trocknung in der Ziegelindustrie oder in der Kartonagenherstellung).
Auch Heinz Ullrich Brosziewski, Vize-Präsident des Bundesverbandes Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK), erkennt einen gewissen Grundoptimismus im KWK-Marktgeschehen. Doch leider liege darüber ein Schatten, hervorgerufen durch Hektik und Unstetigkeit in der Politik. "Bei allem Optimismus – wenn ich investieren will, dann muss ich mich auf Rahmenbedingen verlassen können", verwies Brosziewski auf die Situation der Kunden.
So schnell, wie das Wirtschaftsministerium Bedingungen immer wieder anpasse und Nachbesserungen vornehme, könne man ein zögerliches Verhalten von Investoren verstehen. Wenn während des teilweise langwierigen Planungsprozesses die Rahmenbedingungen geändert werden, könne es vorkommen, dass Unternehmen darauf verzichten, die Effizienzpotentiale der KWK zu heben. So gehe das Vertrauen der Kunden in den Bestand der von der Politik getroffenen Regelungen verloren. Deshalb sei die neue Regierung (nach der Bundestagswahl im September 2017) gefordert, endlich stetige Rahmenbedingungen zu schaffen.
Auf der Hannover Messe setzte sich der B.KWK für mehr Transparenz im Strommarkt ein. Im Mittelpunkt der Präsentation stand die Initiative "Blauer Strom" und zwei neue Gütesiegel: eins für KWK-Anlagen und eins für den Stromvertrieb. "Mit den Siegeln geben wir hocheffizienten Strom aus KWK nunmehr ein Gesicht", erklärte Berthold Müller-Urlaub, Präsident des B.KWK. Durch die Wahl von "Blauem Strom" könnten sich Verbraucher aktiv an der Energiewende beteiligen.
Das Anlagen-Gütesiegel werde nur an Anlagen verliehen, die keine Kohle oder Kernkraft zur Stromerzeugung einsetzen. Darüber hinaus müssten die Anlagen der EU-Effizienzrichtlinie 2012/27/EU entsprechen. Damit seien sie berechtigt, das Anlagen-Gütesiegel zu erwerben. Dies habe eine zweijährige Gültigkeit und könne auf Antrag regelmäßig erneuert werden. Das Gütesiegel für den Stromvertrieb schließlich könnten Stromerzeuger, Händler und Stromversorger erwerben – nach Prüfung der technischen Voraussetzungen, des Brennstoffeinsatzes und der Er-zeugungsmengen. Vergeben würden die beiden Gütesiegel von BAC KWK Expert, dem Kooperationspartner des Verbandes.