Für den Neubau, 2019 bezogen, sahen deshalb die Fachingenieure eine Kombination von PV plus Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) vor. Die heute 46 kWp auf dem Gebäudedach ergänzt ein „XRGI 20“-BHKW von EC Power mit einer Leistung von 20/40 kW elektrisch/thermisch. Die Paarung PV/KWK genügt rechnerisch mit rund 6.000 Volllaststunden im Jahr für das „XRGI“-Aggregat, sprich 120.000 kWh, und den 40.000 kWh von der Sonne den Auflagen für das KfW-„Effizienzhaus 40 Plus“.
Der Bauherr, die Projektentwicklungsgesellschaft Trigon Immobilien Holding GmbH, Berlin, hatte sich sowohl aus Umwelt- als auch aus Kostengründen für dieses „Plus“- Niveau entschieden. Der Gesetzgeber verlangt ohnehin für Neubauten einen regenerativen Anteil von 15 Prozent an der Heizenergie. Wie schon erwähnt, der Mehraufwand für bessere Effizienzhäuser geht generell nicht so ins Geld, um sich nicht schon in wenigen Jahren zu refinanzieren. Im Fall des Appartementhauses mit seinen 170 Wohneinheiten mit im Mittel 25 m2 Wohnfläche noch schneller. Genau das will ja auch die staatliche Förderung erreichen: energieeffizientes Bauen und Sanieren, ohne dafür das eigene Budget sonderlich überlasten zu müssen.
Biogas bilanziell, nicht physisch
Trigon stellt sich in seinem Flyer als „anspruchsvoller Projektentwickler für Immobiliengroßprojekte“ vor. Der Schwerpunkt liegt auf Shopping-Centern wie die Flensburg Galerie in Flensburg, Hotels wie das Beisheim-Center mit dem Ritz-Carlton am Potsdamer Platz, Gewerbeimmobilien wie dem Hauptquartier von Vattenfall sowie eben dem Wohnungsbau. Die Gesellschaft agiert ebenfalls als Generalunternehmer. Der Entwurf Neukölln des Architekten Bernd Albers gliedert sich in drei verschiedene, vollmöblierte Appartement-Typen – kleinere und größere – für Reisende, die einige Wochen in Berlin Station machen wollen, für Studenten oder für längerfristig am Ort gebundene Beschäftigte. Die bauphysikalische Qualität entspricht natürlich den Vorgaben der KfW, die für „40 Plus“ Transmissionswärmeverluste vorschreibt, die 45 Prozent unter denen des Referenzhauses liegen.
Da der Strom aus erneuerbaren Energien stammen muss, ordert Trigon für die „XRGI“-Maschine Biogas. Das speist die Gasag dem Kunden nun nicht physisch in das BHKW ein. Genauso wie bei grünem Strom geregelt, nimmt die Bestellung an der Bilanzierung teil: Der verantwortliche Versorger muss mindestens die Menge Methan aus Biomasse unter das fossile Erdgas im Bilanzkreis mischen, die sich aus der Ausspeisungs-Prognose für diese Kunden für den Folgetag anhand der Wetterdaten, Lieferverträge und anderer Einflussfaktoren ergibt. Spezielle Erdgas-BHKW machen nur im Inselbetrieb in der Landwirtschaft mit dem Biogasreaktor nebenan Sinn. Zum Liefervertrag: Der „Plus“-Geförderte muss das grüne Gas mindestens zehn Jahre lang beziehen. Die Rechnungen sind bei Stichproben vorzulegen.
Sinnvolle Auflage
Das Programm 153 will ferner die Wohnungseigentümer zu energiebewusstem Handeln und Leben bewegen. Von der Visualisierung der Stromerzeugung und des Verbrauchs über ein entsprechendes Benutzerinterface in jeder Wohneinheit verspricht sich die Regierung diesen Lehr- und Lerneffekt. Das Verdrahten solcher Elektronik in jeder Wohneinheit gehört damit mit zu den Förderbedingungen. Und noch eines schreibt das Programm vor: „Bei netzeinspeisenden stromerzeugenden Anlagen müssen diese und der Speicher über eine geeignete und offengelegte Schnittstelle zur Fernparametrierung und Fernsteuerung verfügen.“ Eine sinnvolle Auflage, die in der Realität bedeutet, dass das Planungsbüro Verdi Ingenieurgesellschaft für Energie- und Gebäudetechnik mbH, Berlin, das die TGA in der Silbersteinstraße entwarf, sowie der EC Power-Premiumpartner Aqua Energy Plus GmbH, ebenfalls Berlin, jederzeit von ihren Schreibtischen aus den Zustand der Anlage kontrollieren können.