Nun hakt es bei der Durchführung des hydraulischen Abgleichs und damit auch bei der Umsetzung der entsprechenden Verordnungen aber doch nicht nur am Wissen. Die EnSimiMaV sah vor, dass innerhalb von zwei Jahren Millionen von Heizanlagen hydraulisch abgeglichen werden. Der Zeitplan des GEG scheint ebenfalls schwer umsetzbar: Je nach Alter der Heizanlage muss die Prüfung, ob ein hydraulischer Abgleich notwendig ist, bis September 2027 abgeschlossen sein. Alleine für die Berechnungen braucht es üblicherweise einen Manntag pro Objekt. Scheitert das Ganze also nicht auch am Zeitdruck?
Der Zeitrahmen ist hier wie dort in der Tat sehr ambitioniert, wobei wir bei Danfoss ja im vergangenen Jahr einen unkomplizierten Lösungsansatz für die schnelle Umsetzung der EnSimiMaV präsentiert hatten. Es wird aber natürlich insgesamt nicht leichter, wenn noch zu wenig ausgebildete „Systemdenker“ über das nötige Know-how verfügen und den hydraulischen Abgleich zeitlich ineffizient oder unsauber durchführen. Hinzu kommt, dass viele der Missstände nicht sein müssten, wenn man von modernen technischen Hilfsmitteln Gebrauch machte. Das muss keine komplexe, schwer zu bedienende CAD-Software sein, mit der die Berechnung tatsächlich einen Manntag dauern kann – um ein gutes Ergebnis zu erzielen, ist ein solcher Aufwand gar nicht nötig. Mit Systemverständnis, geeigneten Armaturen und kostenfreien Softwarelösungen, wie etwa der „DanBasic 8“, lassen sich eine Vielzahl von Berechnungen für den hydraulischen Abgleich wie auch alle erforderlichen Dokumentationen für die Förderanträge schnell und zuverlässig realisieren. Auch Parameter, wie die gerade im Altbau schwer zu ermittelnden U-Werte, stellen kein Problem dar – die Software liefert sie gegebenenfalls per empirisch basierter Schätzung. Wenn der Fachmann strukturiert vorgeht und solche Softwarelösungen nutzt, ist das Vorhaben gar nicht mehr so kompliziert und zeitaufwendig. Dass der Verbraucher also zurzeit in vielen Fällen unnötig Geld verheizt, ist absolut vermeidbar.
Wir haben jetzt bislang nur vom hydraulischen Abgleich gesprochen als Maßnahme für mehr Energieef-fizienz in Gebäuden. Was gehört aus Ihrer Sicht noch zu einer Optimierung der Anlageneffizienz bzw. einer tragfähigen Nachplanung?
Über allem steht für mich das Stichwort „Systemverständnis“. Der Nachplaner muss das System Heizung als Ganzes verstehen und das heißt: Er muss den Wärmebedarf des Gebäudes erfassen, er muss Umfang und Ursachen von Wärmeverlusten erkennen – zum Beispiel alte Fenster, schlechte Dämmung –, er muss die Leistung vorhandener Heizflächen korrekt beurteilen und er muss am Ende berechnen können, wie weit sich die Vorlauftemperatur unter den gegebenen Voraussetzungen absenken lässt, wenn die Anlage korrekt hydraulisch abgeglichen und womöglich der eine oder andere kritische Heizkörper getauscht wird. All das sollte idealerweise bei jeder bestehenden Heizung geschehen. Und es sollte – ganz wichtig – ebenso geschehen, bevor über einen neuen Wärmeerzeuger und speziell dessen Dimensionierung sowie über weitere mögliche Sanierungsschritte entschieden wird. Denn Sanierung ist ein Gesamtpaket, bei dem Kosten und Nutzen einzelner Maßnahmen in ein sinnvolles Verhältnis gebracht werden müssen. Sind alle erforderlichen Parameter ermittelt, verstanden und berücksichtigt, muss die bestehende oder neue Heizanlage dann sukzessive auf optimale Effizienz getrimmt werden: Das umfasst die Anpassung von Heizkurve und Pumpenförderhöhe, die Einstellungen von Heizkörperventilen und Differenzdruckreglern sowie nicht zuletzt die Programmierung intelligenter Heizkörperthermostate, wie etwa Danfoss-„Ally“ oder -„Eco“, die den berechneten hydraulischen Abgleich durch einen adaptiven automatischen Abgleich im laufenden Betrieb weiter optimieren.
Bleiben wir mal beim Aspekt der Nachplanung im Falle eines Heizungstauschs: Folgt man den Einschätzungen der Fachwelt, wird die Wärmepumpe – trotz aller aktuellen Schwierigkeiten – auf kurz oder lang viele fossile Wärmeerzeuger verdrängen. Welche Rolle spielt hier die Nachplanung?