Ganz und gar nicht! Selbst, wenn das GEG „einkassiert“ würde, kommen wir insbesondere um die Effizienzthemen nicht herum. Denn die erst im Frühjahr 2024 verabschiedete neue EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) sieht einen hydraulischen Abgleich in Neubauten und beim Einbau neuer Heizsysteme im Bestand vor. Bis Ende Mai 2026 müssen die nationalen Gesetzgeber hierfür die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen. Der hydraulische Abgleich bleibt also, unabhängig von der Regierungskonstellation, aktuell. Deshalb muss er endlich zu einem größeren Thema im Handwerkerkreis werden. Das fängt beim Wissen über die Vorteile an – seien es die geringeren Heizkosten, besserer Heizkomfort oder weniger Fließgeräusche – und hört bei der Kompetenz in der Umsetzung auf.
Die EPBD sieht übrigens auch vor, dass bis 2030 der Energieverbrauch in Gebäuden um 16 Prozent zu reduzieren ist, weshalb ich an dieser Stelle sehr gerne auf die Einsparquote von 15 Prozent durch eine vollumfängliche Nachplanung verweise. Bevor also zur Erreichung dieser Ziele funktionierende Heizanlagen ausgetauscht werden, sollten lieber kostengünstige und schnell durchführbare Alternativen als Erstmaßnahmen geprüft werden. Das ist wirklich im Sinne der Verbraucher und der Nachhaltigkeit.
Wenn die Nachplanung und insbesondere der hydraulische Abgleich Thema bleiben werden: Wie sollen sich die Wissensstände bei den SHK-Fachhandwerkern verbessern? Vielen Fachleuten fehlt angesichts des Fachkräftemangels schlicht die Zeit, sich fortzubilden.
Das ist in der Tat die Gretchenfrage. Ich habe alleine im vergangenen Jahr Schulungen zum hydraulischen Abgleich mit insgesamt über 3.000 Teilnehmenden durchgeführt. Was ich dort hinsichtlich des Wissensstandes mitbekommen habe, ist alles andere als zufriedenstellend. Ich muss daher festhalten, dass die institutionalisierte Wissensvermittlung gescheitert ist, was aber weder in der Politik noch innerhalb der Branche wahrgenommen wird. Die Lücke kann dennoch nur durch die Branche selbst geschlossen werden – und zwar durch bessere Aus- und Weiterbildung. Ein „Weiter so!“ darf es nicht geben, ansonsten lebt der Mythos vom effizienten Eins-zu-Eins-Austausch der bestehenden Heizanlage einfach weiter und die unverzichtbare Nachplanung bleibt ein Nischenthema. Um dem entgegenzuwirken, bräuchte es an allererster Stelle einen scheuklappenfreien Blick auf das GEG und seine Schwächen – damit wir endlich wieder über das Thema „Wärmeerzeuger“ hinaus diskutieren.
Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass es dazu kommt?
Na, ich sehe doch zumindest ein kleines Licht am Ende des Tunnels. Nach zahlreichen Online-Schulungen mit hunderten Teilnehmern je Kurs und unzähligen Fragen zu diesem Thema bin ich, trotz der Wissensdefizite, begeistert von der wachsenden Zahl engagierter „Systemoptimierer“. Aus den Fragen höre ich heraus: Es wird nachgedacht – es tut sich was! Und dass eine sachliche „Informationspolitik“ auf eine derart positive Resonanz stößt, das freut mich sehr!
Mal [ganz] anders gefragt
Herr Scheithauer, was können wir von „den Dänen“ lernen? Sich früher mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen – das macht weniger Stress.
Apropos „Leben“: Pläne für den (Un-)Ruhestand? Da gibt es viele: Mehr Musik machen, die Gitarrensammlung erweitern, viel (Renn-)Rad fahren, mit meiner Frau und dem Camper unterwegs sein, den Nutzgarten erweitern, die Idee eines „Weiterbildungsprojektes“ wachsen lassen, und … was war da noch?! Also, mir wird nicht langweilig werden. Aber so ganz werden Sie auf mich noch nicht verzichten müssen: Meine Webseite wird weiterleben – mit der einen oder anderen kritischen Bemerkung.
Sie haben einen Wunsch frei. Sie wünschen sich … … einen Workshop mit Joe Bonamassa (Anm. d. Red.: US-amerik. Bluesrock-Gitarrist).