Praxisbeispiel Niederlande
Ein weiteres Beispiel für einen Planungsprozess, der von Anfang an die Mieter des Gebäudes sowie die Lebenszykluskosten mit einbezogen hat, ist der Business Park PHI im niederländischen Enschede.
Insgesamt drei Bürogebäude stehen auf dem Areal. Ziel des Investors und Bauherrn Schröder Real Estate war es, die Gebäude durch den Einsatz modernster Technologien aufzuwerten.
Der Planungsprozess integrierte verschiedene Aspekte. Bezogen auf die Umwelt waren dies die nachhaltige Verwendung von Energie, Wasser und Material sowie die möglichen Auswirkungen von Abfall und Transport. Bezogen auf die Wirtschaftlichkeit und den wirtschaftlichen Erfolg wurde auf ein hohes Maß an Transparenz gesetzt sowie auf die ökonomische Qualität der Abläufe geachtet.
Dazu zählt auch, dass jederzeit im Blick behalten wurde, dass das Projekt finanziell tragbar bleibt. Bezogen auf das Gebäude und das Business Park Projekt wurde auf die Qualität des Baugrundes, die angemessene Verwendung von Fläche, die Materialien sowie auf eine attraktive Gebäudearchitektur Wert gelegt. Und schließlich ging es auch darum, die Menschen, die in den Büros arbeiten, an dem Projekt teilhaben zu lassen.
Die Planer des Park PHI orientierten sich an dem Modell "Trias Energetica" der Technischen Universität Delft, das in drei Punkten zusammenfasst, wie im Gebäudesektor nachhaltig Energie eingespart werden kann.
Im ersten Schritt liegt der Fokus auf der Reduktion des Energieverbrauchs und der Vermeidung von Energieverschwendung. Denn die umweltverträglichste Energie ist die, die gar nicht erst verbraucht wird.
An zweiter Stelle wird die Nutzung regenerativer Energiequellen zur Deckung des restlichen Energiebedarfs genannt.
Erst nachdem diese beiden Maßnahmen umgesetzt werden, können fossile Energieträger zum Einsatz kommen. Allerdings nur, wenn dies zur Deckung des restlichen Energiebedarfs eines Gebäudes zwingend notwendig ist und sie so effizient und umweltverträglich wie möglich eingesetzt werden.
Die einzelnen Gebäudeteile und Fassadenelemente des Park PHI wurden industriell vorgefertigt. So konnten fünf Bauarbeiter innerhalb von nur zwei Wochen drei Etagen errichten. Die gesamte Bauzeit betrug nur zwölf Wochen, was besonders niedrige Baukosten zur Folge hatte.
Das Gebäude ist leicht zu demontieren und die einzelnen Teile sind recyclebar. Die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen: Auf dem Flachdach befindet sich die Solaranlage. Die dezentrale Klimatisierung (Kühlen/Heizen) des Gebäudes erfolgt über Grundwasser-VRV-Wärmepumpen, die einen parallelen Kühl- und Heizbetrieb ermöglichen. Ein System versorgt jeweils eine Etage.
Heißes Brauchwasser wird von Daikin-"Altherma"-Luft/Wasser-Wärmepumpen bereitgestellt.
Im Boden unterhalb der Gebäude befindet sich ein Wärme-/Kältespeicher. Dort wird die Wärme, die dem Gebäude im Sommer entzogen wird, gespeichert, um damit im Winter das Gebäude zu beheizen. Zusätzlich wird im Winter die Abwärme des Rechenzentrums und der Lüftungsanlage zur Beheizung der Büros eingesetzt.
Für die Toiletten wird Regen- oder Grauwasser verwendet und die Fahrstühle im Gebäude produzieren während des Betriebs Energie. Die nachhaltige Bauweise und der CO2-neutrale Betrieb des Park PHI wurden mit dem BREEAM-Zertifikat "Excellent" bestätigt (BREEAM = Building Research Establishment Environmental Assessment Methodology).
Was bringt die Zukunft?
Nach dem Erdbeben und der Reaktorkatastrophe 2011 steht nicht nur Japan vor großen Herausforderungen, um die vorhandene Energie so effizient wie möglich zu nutzen. Neue Technologien, Denkweisen, Entwicklungen und Herangehensweisen werden gebraucht, um auch in Zukunft die Energieversorgung zu sichern. Auch in Deutschland und Europa sind Effizienz und Energieeinsparung wichtige Themen. Allein in Gebäuden werden etwa 40 Prozent des deutschen Endenergiebedarfs verbraucht.
Ob die Energiewende gelingt, wird sich also im hohen Maße im Immobiliensektor entscheiden. Nicht-Wohngebäuden kommt bei der Energiewende eine wichtige Rolle zu. Denn obwohl ihr Anteil am gesamten Gebäudebestand nur knapp zehn Prozent beträgt, entfällt auf sie laut Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) über ein Drittel des Gebäudeenergiebedarfs. Folglich lässt sich in diesem Bereich besonders viel Energie einsparen.
Hierfür müssen intelligente Lösungsansätze her, die uns helfen, auf fossile Energieträger zu verzichten und vorhandene Wärmemengen von Gebäuden zu nutzen anstatt, wie meist üblich, zu vergeuden.
Technologien wie die VRV zeigen, dass maximale Energieeffizienz und niedrige Energiekosten flächendeckend realisierbar sind, da die Technik und das Know-how schon heute vorhanden, ausgereift und bezahlbar sind. Auch bei der Sanierung von Gebäuden kann diese Systemtechnik durchaus ihren Beitrag leisten. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn auch in Deutschland Investoren, Planer, Architekten, Hersteller, Handwerk, Politik und Endverbraucher an einem Strang ziehen und Gebäude ganzheitlich betrachten.