Das Angebot an ausgeklügelter Systemtechnik für Heizung, Lüftung und Warmwasserbereitung ist mittlerweile sehr groß – für den investierenden Häuslebauer und Sanierer bisweilen "unübersichtlich". Wie heben Sie sich hier vom Wettbewerb ab?
Thiel (Buderus):
Durch unser zentrales Markenversprechen: "Buderus – die Systemexperten". Gerade in diesem Bereich können wir unsere Stärke als Systemanbieter besonders unter Beweis stellen. Weil die Möglichkeiten mittlerweile ausgesprochen vielfältig sind, schätzen Heizungsfachfirmen unser Angebot der vorkonfigurierten Komplettsysteme für unterschiedlichste Anwendungsfälle. Das reduziert den Aufwand sowohl bei der Konfiguration als auch beim Einbau. Buderus hat zahlreiche abgestimmte "Logaplus"- und "Logasys"-Systempakete im Portfolio, die komfortabel miteinander kombiniert werden können.
Meier (Elco):
Das Alleinstellungsmerkmal von Elco ist ganz klar unser Service. Wir unterstützen Handwerk und Endkunden mit Servicedienstleistungen. Bei Bedarf betreuen wir die Anlage ein Leben lang und sorgen für gleichbleibend hohe Effizienz und einen störungsfreien Betrieb. Zum Beispiel mit unserem "Long Live Service" über fünf bis zehn Jahre. Das ist ein Rundum-Sorglos-Service inklusive Wartung und aller Teile, ähnlich einer Garantie. Mit einem Festpreis, der über die gesamte Vertragslaufzeit reicht und sämtliche Verbrauchsteile beinhaltet – also ein seriöses Angebot ohne Fallstricke. So etwas bietet niemand sonst in der Branche. Falls gewünscht, übernehmen wir auch im Auftrag des Handwerkers die Wartungsverträge. Hier schaffen wir weitere Kapazitäten im Handwerk.
Schellhöh (MHG):
"Keep it simple". Der Heizungsbauer sucht nach Heizungslösungen, die er technisch selbst einfach beherrschen kann. Zu komplexe Anlagen mit oft nicht notwendigen Eigenschaften werden häufig abgelehnt, Effizienz und Zukunftsfähigkeit müssen dabei gewährleistet bleiben. Deshalb arbeiten wir nach unserem Zielbild: "einfach. kompetent. in jeder Beziehung."
Blümel (Rotex):
Unsere Produktphilosophie ist es, dass die Produkte so einfach wie möglich installiert, in Betrieb genommen und betrieben werden können. Dazu legen wir insbesondere Wert darauf, relevante Funktionen in das Produkt zu integrieren und damit den Heizungsbauer zu entlasten. Dies macht das Produkt für unsere Kunden beherrschbar und weniger fehleranfällig.
von Schroeter (Vaillant):
Im Neubau gehen wir den Weg in Richtung von Energiezentralen, die alle Technologie und Peripherie beinhalten – wie zum Beispiel unsere neue "All-in-one"-Wärmepumpe "recoCompact". Wir bieten hier eine attraktive Lösung sowohl für den Endkunden als auch den Fachhandwerker, die besonders raumsparend alles verbindet, was im modernen Neubau benötigt wird. Auch im Baubestand setzen wir nicht darauf, nur die Technologieauswahl, sondern vor allen Dingen auch den gesamten Prozess vom Wunsch nach einer neuen Heizung bis hin zum Einbau möglichst einfach zu halten. Unser Portal "Heizung-Online" ist hierbei ein attraktives Angebot, um sowohl schnell die gewünschte Systemlösung als auch einen kompetenten Fachhandwerker zu finden.
Steppe (Wolf):
Als Heiz- und Klimaspezialist haben wir schon immer ein großes Know-how, wenn es um gesundes Raumklima geht. Um den Hausbesitzern und Bauherren gute Aufklärung zu bieten, bedienen wir natürlich alle Kommunikationskanäle mit nützlichen Informationen – sei es auf unserer Homepage, über Social-Media-Kanäle bis hin zu Ausstellungen bei Fachpartnern und Verbrauchermessen. Aber allem voran statten wir unseren Vertrieb und damit auch unsere Fachpartner über unsere Akademien mit größtem Wissen aus. So sind sie beste und kompetenteste Ansprechpartner für Endkunden und Investoren.
"Digitale Heizung" ist seit einiger Zeit ein wichtiges Schlagwort in der Heizungsbranche. Wie groß ist das Interesse seitens des installierenden Fachhandwerks an den diversen realisierbaren Vernetzungsszenarien und darauf aufbauenden (digitalen) Dienstleistungen?
Thiel (Buderus):
Wie bei vielen neuen Angeboten und Dienstleistungen sollten wir auch der digitalen Heizung noch etwas Zeit geben. Die Umsetzung in diesem Bereich läuft – und Handwerkspartner sowie Anlagenbetreiber, die vorhandene Möglichkeiten wie Heizungssteuerung oder Monitoring via Internet nutzen, sind durchweg begeistert. Laufend kommen neue Optionen und Lösungen hinzu und das Interesse im Fachhandwerk wächst. Buderus als Hersteller und Systemexperte unterstützt auch in diesem Punkt seine Kunden mit Service und Dienstleistungen.
Meier (Elco):
Das Interesse an Vernetzung ist da, die Umsetzung verläuft allerdings noch sehr schwierig. Wir als Industrie müssen hier weiter unterstützen und eine gewisse Sicherheit im Umgang und der Anwendung neuer digitaler Techniken geben. Als Hersteller gehen wir voran: Alle Elco-Geräte sind internetfähig und erlauben über diesen Zugang einen Präventivservice und Diagnosemöglichkeiten. Bei Montage und Inbetriebnahme der Konnektivität bieten wir dem Handwerk deshalb Unterstützung.
Schellhöh (MHG):
Die Anforderungen sind insbesondere von technisch interessierten Investoren und Fachhandwerkern vorhanden. Wenn die Installation der digitalen Komponenten insbesondere dem Fachhandwerker zu komplex oder anfällig erscheint, führt das noch häufig dazu, dass dann doch wieder konventionelle Regelungssysteme eingesetzt werden. Um auch weniger technikaffinen Kunden den Zugang zu digitalen Services zu ermöglichen, arbeiten wir an weiter vereinfachten Lösungen, die sich problemlos umsetzen und betreiben lassen.
Blümel (Rotex):
Für viele Heizungsbauer ist die Digitalisierung noch ein notwendiges Übel. Sie ist eine große Herausforderung für das Handwerk und nur soweit akzeptiert, wie sie unmittelbar nützlich ist, also zum Beispiel bei der Fehlerbehebung. Wir fokussieren uns deshalb auf das Wesentliche: Der Kunde will möglichst wenig mit der Heizung zu tun haben. Das bedeutet, dass ihre Bedienung so einfach und intuitiv wie möglich sein muss.
Wir haben uns daher in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Regelung und einfacher Bedienung beschäftigt. Mit dem neuen "Rotex eye" setzen wir auf eine Regelung, die nicht nur eine einfache und schnelle Inbetriebnahme ermöglicht, sondern auch für den Endkunden alles auf einen Blick darstellt: den aktuellen Betriebsmodus, einfaches Umstellen von Heizen auf Kühlen, einfache Temperaturregelung sowie Zeiteinstellungen. Optional kann damit das System auch per App mit dem Smartphone gesteuert werden. Diese Philosophie findet auch beim Handwerk Unterstützung.
von Schroeter (Vaillant):
Hier sehen wir eine große Spreizung im Markt – von Fachhandwerkern, die extrem aktiv sind, über manche Partner, die in der Phase des Testens und Ausprobierens sind, bis hin zu denen, die eine digitale Heizung vollständig ablehnen. Letztendlich steigt die Anzahl unserer verkauften, konnektiven Regelungen spürbar an – genauso wie die Zahl der Fachhandwerkspartner, die sie nutzen und einbauen. Wir haben hier aber noch einen Weg zu gehen, auf dem wir Überzeugungsarbeit leisten und noch bessere Daten-Dienstleistungen bauen müssen.
Steppe (Wolf):
Digitale Dienstleistungen und Konnektivität werden auf jeden Fall immer wichtiger. Wünsche in dieser Technologie – sprich: Smart Home – werden zunehmend von Verbrauchern an unsere Fachpartner herangetragen. Hier entsteht also ein gewisser Druck. Für das Fachhandwerk bieten wir digitale Dienstleistungen an, wie Planungs-, Ersatzteil- bis hin zu Regelungs-Apps. Auch sind unsere Systeme bereits über Sprache steuerbar. Der Trend ist nicht aufzuhalten. Wir entwickeln auch auf diesem Gebiet immer weiter.
Das Jahr 2018 geht, laut Deutschem Wetterdienst (DWD), offiziell als "das wärmste Jahr in Deutschland seit Messbeginn 1881" in die Geschichte ein. Welchen Stellenwert messen Sie angesichts dieser Tatsache dem Anwendungsfall "Gebäudekühlung und Entfeuchtung", gerade unter den Gesichtspunkten der Systemtechnik und Vernetzung mit z.B. PV-Anlagen, bei?
Thiel (Buderus):
Das Thema Gebäudekühlung wird in den kommenden Jahren einen zunehmend höheren Stellenwert bekommen. Das gilt sowohl im Bereich Ein- und Zweifamilienhaus als auch in Mehrfamilienhäusern und Gewerbeimmobilien. Der Komfort steht hier ganz eindeutig im Fokus. Was sich im Fahrzeugbau in den vergangenen 15 Jahren entwickelt hat – praktisch alle neuen Autos sind heute mit einer Klimaanlage ausgestattet –, wird auch ein Trend im Gebäudebereich. Dabei kommen, je nach Anwendungsbereich, unterschiedliche Technologien zum Einsatz.
Meier (Elco):
Gerade in modernen Gebäuden nimmt die Lüftung und Klimatisierung einen immer höheren Stellenwert ein: Angenehmes Raumklima, hohe Behaglichkeit und einfache Bedienung stehen für Endkunden immer mehr an oberster Stelle. Die Wärmepumpe ist dafür eine sehr gute Lösung, denn diese Technologien können sowohl heizen als auch kühlen, ohne dass zusätzliche Kosten entstehen.
Schellhöh (MHG):
Für Gewerbeimmobilien wird die Gebäudekühlung ein wesentlicher Bestandteil sowohl im Neubau als auch in der Sanierung sein. Aufgrund der doch relativ hohen Investitionskosten bei der Sanierung im Wohnbau bleibt diese Technik wahrscheinlich in naher Zukunft eher den besserverdienenden Personen vorbehalten, da es sich aktuell noch um ein "Luxusgut" handelt. Der Wohnungsneubau dürfte dagegen durch kombinierte Heiz-/Kühlanlagen eher für dieses Thema ansprechbar sein.
Blümel (Rotex):
Wie gesagt, ist die Möglichkeit der sanften Kühlung mit einer Wärmepumpe eine große Chance für die Endkundenansprache. Wenn es darum geht, den Komfort durch Kühlung und Entfeuchtung in den Vordergrund zu stellen, können wir von der Klimatechnik-Industrie einiges lernen. Die Kombination von PV und Wärmepumpe ist gerade für die Kühlung ideal, da eine hohe Parallelität von Kühlbedarf und PV-Stromerzeugung beziehungsweise -Verfügbarkeit besteht.
von Schroeter (Vaillant):
Gebäudekühlung und Entfeuchtung entwickeln sich zu einem nachhaltigen Trend im Markt. Daher ist in den meisten Anlagen für Neubauten die Kühlung in unseren Wärmepumpen serienmäßig integriert. Für den Baubestand oder den Neubau ohne entsprechende Wärmepumpe bieten sich Split-Klimageräte an. 2018 haben wir begonnen, Mono- und Multisplit-Klimageräte wieder zu vermarkten. 2019 gehen wir damit breiter in den Markt. In der Kombination mit Photovoltaik ist das eine perfekte Lösung für die Erhöhung des Anteils an selbst erzeugtem und genutztem Strom. Denn bei besonders hoher Sonneneinstrahlung und Stromproduktion wird auch die meiste Kühlung benötigt.
Steppe (Wolf):
Gut gedämmte Häuser können im Sommer zum Problem werden. "Aufgeheizt" bleibt die Wärme im Gebäude. Mit einer Wohnraumlüftung nutzt man kühle Nachtluft und erhält ein angenehmes und ausgewogenes Raumklima. Wärmepumpen kühlen über die Fußbodenheizung. Ausgestattet mit Smart Grid Technologie können sie variable Stromtarife nutzen. Bei Anbindung an eine PV-Anlage greifen sie auf kostengünstigen, selbsterzeugten Strom zu. Bei größeren Gebäuden ist ein Klima-Split-System eine kompakte Lösung zur effektiven Gebäudekühlung und Entfeuchtung. Alles in allem haben diese Systeme einen sehr hohen Stellenwert in unserer Produktstrategie.
Zu guter Letzt: Das Thema "Sektorenkopplung" bzw. "Konvergenz der Energienetze Gas und Strom" rückt den Gebäudebereich und hier vor allem den Bilanzraum Heizung, Lüftung, Kühlung und Warmwasserbereitung mehr und mehr in den Fokus des politischen wie öffentlichen Interesses. Wie nehmen Sie die Diskussionen rund um die "power-to-x"-Technologien (v.a. "power-to-heat", "power-to-gas", "power-to-liquid") wahr?
Thiel (Buderus):
E-Fuels, also synthetische Kraft- und Brennstoffe, können eine echte Alternative zur Vision der weitestgehenden Elektrifizierung im Verkehrssektor und bei der Gebäudebeheizung sein. Sie sind CO2-neutral und leisten damit einen wichtigen Beitrag, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Es ist vorstellbar, dass moderne Öl- und Gas-Kessel sich zukünftig mit geringen technischen Änderungen mit bis zu 100 Prozent E-Fuels betreiben lassen. Wichtig ist dabei, dass sich die E-Fuels im Rahmen der bisherigen Normen zu Fuels bewegen. Als Ersatz könnten E-Fuels also den fossilen Energieträgern beigemischt werden, sodass kein radikaler Technologiewandel erfolgen muss.
Meier (Elco):
"power-to-x" ist ein ausgezeichneter Weg, den CO2-Ausstoß drastisch zu senken. In die Zukunft führt hier die Kopplung zwischen Strom- und Wärmesektor: Überschüssige Energie, unter anderem aus regenerativer Windkraft, lässt sich dann nutzen, um beispielsweise eine Wärmepumpe anzutreiben. Sie erzeugt Wärme und speichert diese in einem Puffer, so dass die umgewandelte Energie später als Heizwärme nutzbar ist. "power-to-heat" verspricht also hohe Flexibilität und geringe Kosten.
Schellhöh (MHG):
Die Sektorenkopplung ist politisch gewollt und in Anbetracht der Energieinfrastruktur in Deutschland auch technologisch sinnvoll. Allerdings müssen hier noch wesentliche regulatorische Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die Sektorenkopplung in der Praxis relevant wird. Das fängt bei intelligenten Stromzählern an, die Energieverbrauch und Leistung in engen Zeitrastern erfassen und mit flexiblen Preismodellen gekoppelt sind. Aber auch für die zukünftige Energiebesteuerung muss Klarheit her. "power-to-heat", "power-to-gas" und "power-to-liquid" können dann sehr interessante Optionen werden, um im deutschen Technologiemix die CO2-Reduktionsziele bei möglichst geringen Kosten und Investitionen zu erreichen.
Blümel (Rotex):
Die Sektorenkopplung ist wichtig, denn erneuerbarer Strom (also "power") muss regelbare Abnehmer haben, weil er selbst nur begrenzt regelbar ist. Ich bin aber der Meinung, dass "power-to-gas" und "power-to-liquid" überschätzt werden, da es bei der Umwandlung vom Strom in den Brennstoff hohe Verluste gibt. Gleichzeitig sind zu geringe Stromüberschüsse vorhanden, um die Ressource Strom zu verschwenden. "power-to-heat" hingegen wird eine große Bedeutung haben. Smart Meter werden neue Stromtarife ermöglichen, die die Flexibilität der steuerbaren Heizung begünstigen. Das wird mit geringeren Heizkosten positiv für die Kunden sein und gleichzeitig gut für die Energiewende, da Bedarf und Angebot synchronisiert werden.
von Schroeter (Vaillant):
Wir halten es ökologisch und volkswirtschaftlich für sinnvoll, überschüssige Wind- oder Solarenergie in Prozessen zu nutzen, in denen zum Beispiel aus diesem Strom Gas hergestellt und in die vorhandene Infrastruktur eingespeist wird. Parallel dazu muss der Anteil an gasadaptiven Geräten am Markt weiter wachsen. Das ist einer der Puzzlesteine auf dem Weg der Energiewende und wir brauchen sehr viele davon, um die anspruchsvollen Ziele, die wir uns gesetzt haben, auch zu erreichen. Zweiter Punkt dazu ist der generelle Trend zu Elektroheizungen, sprich: Wärmepumpensystemen, mit einer flexiblen Speichernutzung. Diese Systeme können Wärme und warmes Wasser sehr flexibel herstellen und speichern – wenn zu viel Strom zur Verfügung steht. Deswegen sehen wir die Wärmepumpe auch als Chance für die Sektorenkopplung.
Steppe (Wolf):
"power-to-x", insbesondere "power-to-gas", ist sehr interessant, da hier die bestehende Infrastruktur und die Speichermöglichkeiten der bestehenden Gasnetze sinnvoll genutzt werden – ohne Flächenverbrauch von landwirtschaftlicher Nutzfläche oder gar natürlichen Lebensräumen.