Wärme

Heizungsbranche ging mit Jubel und Trubel durch das Jahr 2023

Freitag, 17.05.2024

Die Beheizungsstruktur im Wohnungsneubau ist in den vergangenen Jahren im Wandel.
Quelle: BDEW
Die Beheizungsstruktur im Wohnungsneubau ist in den vergangenen Jahren im Wandel.

„Die Studie zeigt, welch lange Wegstrecke wir noch vor uns haben“, erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Drei von vier Haushalten heizen heute noch mit Gas oder Öl und müssen in den kommenden rund 20 Jahren auf erneuerbare Energieträger umgestellt werden. Das ist eine große Herausforderung.“ Notwendig sei dafür ein Gesamtkonzept aus Energieträgern, Infrastrukturen, Gebäudetechnik und Heizungstechnik – eine Wärmewende aus einem Guss. Die größte Aufgabe für die Energiewirtschaft sei dabei der Aus- und Umbau der Infrastruktur, so Andreae. „Die Infrastrukturen sind die Basis für die Wärmewende! Zentral ist deshalb, dass der Aus- und Umbau der verschiedenen notwendigen Netzinfrastrukturen effizient und abgestimmt geplant und umgesetzt wird. Die Erstellung der kommunalen Wärmepläne ist hier ein erster, notwendiger Schritt. Entscheidend ist nun, dass Planung und Umsetzung Hand in Hand gehen.“

Schaut man auf die Beheizungsstruktur im Wohnungsneubau, so zeigt sich, dass der einstige Trendsetter Gas seine Führungsrolle klar an Elektro-Wärmepumpen abgegeben hat. Nach Information des BDEW setzte im vergangenen Jahr (Januar bis September 2023) nur noch 10,6 Prozent der zum Bau genehmigten neuen Wohnungen auf Gas als primäre Heizenergie, hingegen 56,5 Prozent auf Elektro-Wärmepumpen und 25,2 Prozent auf Fernwärme (Abb. 7).

Bei den Absatzzahlen von Wärmepumpen pro 1.000 Haushalte wird Deutschland von seinen Nachbarn in Europa abgehängt.
Quelle: Stiebel Eltron
Bei den Absatzzahlen von Wärmepumpen pro 1.000 Haushalte wird Deutschland von seinen Nachbarn in Europa abgehängt.

Deutschland wird von seinen Nachbarn abgehängt

Trotz dieser deutlichen Entwicklung im Wohnungsneubau – im Wohnungsbestand relativiert sich die Situation. „Im Neubau ist die Wärmepumpe zwar bereits die Standardheizung, aber in den Bestandsbauten bleibt der Nachholbedarf riesig“, berichtet Stiebel Eltron. Von den 21,6 Mio. Wärmeerzeugern in Deutschland werden geschätzt noch mehr als 14 Mio. mit Gas und gut 5 Mio. mit Öl betrieben. In Deutschland boomt zwar der Gesamtmarkt für Heizungen, der Einbau von Wärmepumpen hinkt aber im Vergleich zu fossilen Geräten hinterher. Aufgrund der langen Debatte um das Heizungsgesetz wollten offenbar viele Eigentümer den neuen gesetzlichen Anforderungen an den Klimaschutz zuvorkommen. In der Folge stieg der Absatz von Gasbrennwertkesseln, Gasniedertemperaturkesseln, Ölbrennwertkesseln und Ölniedertemperaturkesseln rasant an. „Eine fatale Entwicklung, wenn man bedenkt, dass diese fossilen Wärmeerzeuger nun voraussichtlich die nächsten 15 bis 25 Jahre in Betrieb sind“, kommentiert Dr. Kai Schiefelbein, Geschäftsführer von Stiebel Eltron.

Der Absatz an Heizungs-Wärmepumpen sei zwar ebenfalls sehr dynamisch gestiegen. Beim Wettlauf um klimafreundliches Heizen in Europa jedoch wird Deutschland von seinen Nachbarn abgehängt, kritisiert Schiefelbein. Laut einer Statistik der EHPA (European Heat Pump Association) für das Jahr 2022 liegt die Bundesrepublik bei den Absatzzahlen von Wärmepumpen pro 1.000 Haushalte mit nur rund 6,7 Geräten auf dem drittletzten Platz (Abb. 8). Finnland (69,4), Norwegen (59,9) und Schweden (39,3) übertreffen deutsche Installationen um das Fünf- bis Zehnfache. Die rote Laterne trägt Großbritannien (1,9), vorletzter ist Ungarn (3,8).

„Die europäischen Nachbarn machen es vor: Es gilt jetzt, den von der Politik eingeschlagenen Weg konsequent fortzuführen und die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Wärmewende bis 2045 weiter auszugestalten“, so Schiefelbein. „Sage und schreibe 67 Prozent der Verbraucher berichten, sie hätten das Vertrauen in die staatliche Förderung verloren“, ergänzt Burkhard Max, Vertriebsgeschäftsführer von Stiebel Eltron. Wie aktuellen Zahlen eines Trendmonitors bestätigten, waren das monatelange Ringen um das neue GEG und das Rätselraten um die künftige BEG-Förderung nicht hilfreich. Die Hersteller, die 2022 vom Run auf die Wärmepumpe zunächst überrollt wurden, haben massiv Produktionskapazitäten ausgebaut und zumindest aktuell keine Lieferprobleme mehr. Aber die Lage des Handwerks habe sich kaum gebessert. Hier fehlen nach wie vor Fachkräfte, so Max. „Sobald der Markt wieder anzieht – und damit ist zu rechnen – wird man voraussichtlich wieder monatelang auf Termine warten müssen. Bei einem Systemwechsel von einem fossilen Brenner hin zu einer Wärmepumpe dauert die Installation etwa doppelt so lange wie beim 1-zu-1-Tausch eines Wärmeerzeugers, und das lässt sich auch kaum ändern.“

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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