Noch sehe es so aus, dass der Wärmepumpenmarkt in 2024 ungefähr um ein Drittel schrumpfen wird, wagt Schiefelbein eine Prognose. Für das Ziel, die Wärmewende in Gebäuden bis zum Jahr 2045 zu vollziehen, brauche es mehr Tempo. „In den skandinavischen Ländern unterstützt die Politik den Einsatz erneuerbarer Heiztechnik seit Jahren konsequent. Das günstige Verhältnis vom Strom- zum Gaspreis ist dabei ein wichtiger Erfolgsfaktor, der die Wärmepumpenheizungen für die Verbraucher attraktiv macht.“ In Deutschland hat der Preis für Strom jedoch im vergangenen Jahr ein neues Rekordniveau erreicht. Für das schon in den vergangenen Jahren hohe Strompreisniveau für Haushaltskunden waren neben den vielen Abgaben und Umlagen sowie der Stromsteuer und der Mehrwertsteuer besonders die extrem angestiegenen Kosten für Beschaffung und Vertrieb sowie Netzentgelte verantwortlich. Betrug der durchschnittliche Strompreis für Haushaltskunden in 2021 noch 32,16 ct/kWh, so stieg er im ersten Halbjahr 2022 auf 37,07 ct/kWh, im zweiten Halbjahr 2022 auf 40,07 ct/kWh und in 2023 auf dann 45,73 ct/kWh (Abb. 9).
Heizungsmarkt im Höhenflug
Trotz hoher Strompreise – für Heizungs-Wärmepumpen war 2023 das achte Rekordjahr in Folge. Insgesamt stieg der Gesamtmarkt für Wärmeerzeuger in Deutschland nach Information des BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie) in 2023 um 34 Prozent auf 1.308.500 Stück. „Einen Absatz in ähnlicher Größenordnung erzielten die Hersteller zuletzt in den 90er-Jahren. Damals floss die heiztechnische Modernisierung der neuen Bundesländer in die Bilanz ein“, bemerkt der BDH. Eine dynamische Marktentwicklung verzeichneten neben den strombetriebenen Heizungs-Wärmepumpen besonders auch Heizkessel für die fossilen Brennstoffe Gas und Öl (Abb. 10, 11, 12).
„Allerdings ist das Rekordergebnis 2023 von Vorzieh- und Sondereffekten gekennzeichnet“, erläutert der BDH. „In der ersten Jahreshälfte verzeichneten die Hersteller einen anhaltenden Nachfrageboom bei Wärmepumpen. Ein Grund hierfür war unter anderem der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die Sorge der Verbraucher vor einer möglichen Gasmangellage noch aus dem Jahr 2022. In der zweiten Jahreshälfte sorgte die Debatte um die Novelle des GEG und die künftige Förderkulisse für eine gesteigerte Nachfrage bei der Modernisierung von Öl- und Gasheizungen, während sich der Absatz von Wärmepumpen rückläufig entwickelte.“
Der Heizungsmarkt im Einzelnen: Marktführer in 2023 blieben Gasbrennwertkessel mit einem Absatz von 696.500 Stück (+32 Prozent). Selbst Gasniedertemperaturkessel konnten zulegen auf 94.000 Stück (+35 Prozent). Besonders bei Bestandsbauten auf dem Land gefragt war das Heizöl. Bei Ölbrennwertkesseln stieg die Nachfrage auf 109.000 Stück (+103 Prozent) und Ölniedertemperaturkessel kamen auf 3.500 Stück (+26 Prozent). Insgesamt wurden 356.00 Heizungs-Wärmepumpen abgesetzt (+51 Prozent), davon 330.000 Luft/Wasser-Wärmepumpen (+57 Prozent) sowie 26.000 erdgekoppelte Anlagen (-1 Prozent, Abb. 13). Übrigens: Auch die Anzahl der speziell auf die Erwärmung von Trinkwasser ausgelegten Warmwasser-Wärmepumpen legte nach Information des BWP (Bundesverband Wärmepumpe) weiter zu auf 82.500 Geräte (+81 Prozent).
Holzheizung, Solarthermie und KWK im Sinkflug
Mehr als enttäuschend verlief das Jahr 2023 für die erneuerbaren Energien Biomasse und Solarthermie sowie für Anlagen mit KWK (Kraft-Wärme-Kopplung). Festbrennstoff-Zentralheizkessel (also Scheitholz, Pellets und Hackschnitzel) verzeichneten insgesamt ein Minus von 44 Prozent auf 49.500 Stück. Allein Scheitholzkessel konnten leicht zulegen um 8 Prozent auf 10.000 Stück. Rückschläge gab es für Pelletskessel mit einem Absatz von 28.000 Stück (-57 Prozent), Kombikessel (Scheitholz/Pellets) kamen auf 5.000 Stück (-30 Prozent) und Hackschnitzelkessel auf 6.500 Stück (-18 Prozent). Infolge der Verunsicherung rund um das „Heizungsgesetz“ und die Förderung von EE-Heizungen wurden lediglich rund 51.000 neue thermische Solaranlagen (Solarthermie) mit einer Bruttokollektorfläche von 376.000 Quadratmetern zumeist auf Dächern installiert, teilten der BDH und der BSW-Solar (Bundesverband Solarwirtschaft) mit. Insgesamt sind damit in Deutschland rund 2,6 Mio. Solarwärmeanlagen installiert.