Die Erwartungen in den Expertentreff „Software für Gebäudetechnik“, welcher Mitte September 2015 stattfand, waren groß. Denn der vorherige HeizungsJournal-Expertentreff „Wohnraumlüftung“ (s. HeizungsJournal 9/2015, S. 12 ff.) kam sowohl bei den beteiligten Herstellern als auch bei den Lesern gut an. Themen dieses Expertentreffs sind die Digitalisierung der Bauindustrie sowie der Gewerke der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA), aktuelle Entwicklungen der Branche und Software-Innovationen.
HeizungsJournal-Expertentreff zum Thema "Software für Gebäudetechnik"
Softwarehäuser sprechen Klartext
Montag, 19.09.2016
Über "Software in der Gebäudetechnik" haben wir gesprochen mit:
Rainer Walser, Produktmanager bei Data Design System
Manuel Lautz, Geschäftsbereichsleiter bei Dendrit Haustechnik-Software
Jürgen Langensiepen, Vertriebsleiter bei ETU Software
Sebastian Treins, Vertrieb Süd/West bei liNear
Jörg Ropers, Geschäftsführer bei Tacos
Claude Chassot, Business Development bei Trimble Switzerland/Plancal.
Wie oft werden Artikel in der Fach- und Tagespresse mit folgendem Einstieg eröffnet? „Die Bauindustrie steht vor großen Herausforderungen. Durch die stetig steigenden Ansprüche bei Sicherheit und Nachhaltigkeit und die rasanten technologischen Entwicklungen in der Bauwirtschaft ist ein effizientes Reagieren auf diese Anforderungen ohne intelligente Softwaresysteme nicht mehr möglich.“ Oft. Vielleicht zu oft. Da beschleicht einen doch das ungute Gefühl, dass diese Phrasen – auch wenn sie absolut richtig und nach wie vor aktuell sind – den geneigten Leser auf Dauer tüchtig „abstumpfen“ lassen. Nach dem Motto: „Die Botschaft hör‘ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind.“ (Faust I, Vers 765/766) Das Gefühl trügt nicht. Selbst der subjektive Blick in einige Fachplanungsbüros und SHK-Fachbetriebe zeigt, dass oben genannte Botschaft sehr wohl gehört wird. Aber, und das ist das eigentliche Problem: „Gehört heißt nicht immer richtig verstanden, verstanden heißt nicht immer einverstanden, einverstanden heißt nicht immer angewendet, angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.“ (Konrad Lorenz, 1903 bis 1989) Nun aber genug des Zitierens, wir wollen ja nicht gleich abstumpfen und die Lust verlieren … Ganz im Gegenteil, die Tatsache, dass in Deutschland und somit auch innerhalb der deutschen Bauindustrie unwahrscheinlich viel Aufwand betrieben wird, um die sogenannten Kommunikations- und Informationstechnologien (KIT) zu „pushen“, das Gros der umsetzenden Praktiker derzeit aber noch eher Zuschauer als „Fan“ in diesem Prozess ist, hat uns – sprich: den HeizungsJournal-Verlag – bewogen:
- mit integraleplanung eine neue Edition in den Markt zu tragen und
- im Rahmen des Expertentreffs „Software für Gebäudetechnik“ mit Menschen zu diskutieren, welche die KIT innerhalb der TGA aktiv gestalten.
Beide Aktivitäten haben die gleichen Ziele, nämlich: Das Bewusstsein für ein prozessorientiertes, integratives und kooperatives Planen, Bauen und Betreiben zu schärfen. Das geschärfte Bewusstsein in Lösungsansätze zu transformieren, die Planer und Praktiker möglichst für immer beibehalten.
Erfolgreiche Projekte sind kein Wunder!
Dabei gilt es zu beachten, dass das Bauwesen in Deutschland durch die Zusammenarbeit kleiner und mittlerer Unternehmen geprägt ist. Außerdem besitzt im Grunde jedes Bauprojekt in Deutschland einen Unikatcharakter, welcher bedingt, dass die beteiligten Unternehmen ihre Geschäftsprozesse bei jeder Bauaufgabe aufeinander abstimmen müssen. Das klingt schon theoretisch unmöglich und ist es praktisch auch – so viel steht nach diversen „gescheiterten Großprojekten“ in Deutschland fest. Jetzt keine Angst: Das Thema soll an dieser Stelle unberührt bleiben, wir wollen ja nicht gleich abstumpfen und die Lust verlieren … Weiter stehen die Bauindustrie und besonders die TGA national und international vor der Herausforderung einer immer tiefer reichenden Spezialisierung. Die Konsequenzen: Ein Mosaik aus fachspezifischen Planungen, steigende Komplexität, unzählige Schnittstellen und Abhängigkeiten. Darüber das mächtige und allgegenwärtige Damoklesschwert: Maximal limitierte menschliche und monetäre Ressourcen (Know-how, Zeit, Geld). „Mit klassischen Planungsmethoden sind die wachsenden Anforderungen an Bauvorhaben immer weniger zu beherrschen. Aus diesem Grund wird seit mehreren Jahren intensiv an neuen IT-gestützten Verfahren geforscht. Diese werden unter dem Begriff »Bauwerksdatenmodellierung« (»Building Information Modeling« – kurz: BIM) oder »Bauwerksdatenmanagement« zusammengefasst. Während diese Methoden in den USA, in England oder Skandinavien schon recht weit verbreitet sind, gibt es in der deutschen Bau- und Immobilienwirtschaft noch einen großen Nachholbedarf“, so die Initiative buildingSMART e.V., Berlin. Auch hier keine Angst: Der Begriff BIM soll an dieser Stelle nicht überstrapaziert werden. Denn hier läuft die Branche ebenfalls Gefahr, den konstruktiven Ansatz in ein quälendes Unwort zu verwandeln, welches sich am Ende nicht mal mehr für Werbung eignet. Eines steht fest: Hier (am Anfang des Weges) abzustumpfen und die Lust zu verlieren, wäre in der Tat verheerend…
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