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Wärme

HeizungsJournal-Expertentreff zum Thema "Wärmepumpen- und Klimatechnik"

Donnerstag, 21.02.2019

Mitte September 2018 fand der nunmehr achte Expertentreff des HeizungsJournals zur "Wärmepumpen- und Klimatechnik" statt.

Das Bild zeigt eine künstlerische Darstellung der Erde.
Quelle: guukaa / https://de.fotolia.com
Multifunktional und kombinierfreudig – mit diesen Attributen ließe sich die Branche der Wärmepumpen- und Klimatechnik kurz und bündig beschreiben. Sorgfältig ausgelegte, installierte und gewartete wasser- und luftgeführte Heiz- und Kühltechnik kann in Wohn- wie Nichtwohngebäuden sowohl unter wirtschaftlichen als auch unter ökologischen Aspekten bestehen und überzeugen. Noch dazu treten die Hersteller aus dem Marktsegment der Wärmepumpen- und Klimatechnik motiviert an, um eine tragende Säule im intelligenten Stromnetz (der Zukunft) zu werden.

Folgende Experten diskutierten zum Thema:

  • Steffen Bauknecht, Verkaufsleiter Heiztechnik, Mitsubishi Electric Europe B.V
  • Christoph Scholte, Marketing Manager D/A/CH, Heiz- und Kühlsysteme, Panasonic Deutschland, eine Division der Panasonic Marketing Europe GmbH
  • Nils Quentmeier, Produktmanager Neue Energien, Remko GmbH & Co. KG
  • Marcus Haferkamp, Verkaufsleiter Süd, Stiebel Eltron Deutschland Vertriebs GmbH
  • Silas Jäger, Produktmanager Kältesysteme, Systemair GmbH
  • Christian Raschka, Leiter Marketing & Key Account Management, Toshiba Klimasysteme, Beijer Ref Deutschland GmbH

Gruppenfoto der Teilnehmer des HeizungsJournal-Expertentreffs
Quelle: HeizungsJournal
Christian Raschka, Leiter Marketing & Key Account Management, Toshiba Klimasysteme, Beijer Ref Deutschland GmbH, Silas Jäger, Produktmanager Kältesysteme, Systemair GmbH, Christoph Scholte, Marketing Manager D/A/CH, Heiz- und Kühlsysteme, Panasonic Deutschland, eine Division der Panasonic Marketing Europe GmbH, Marcus Haferkamp, Verkaufsleiter Süd, Stiebel Eltron Deutschland Vertriebs GmbH, Steffen Bauknecht, Verkaufsleiter Heiztechnik, Mitsubishi Electric Europe B.V, Nils Quentmeier, Produktmanager Neue Energien, Remko GmbH & Co. KG und Jörg Gamperling, Chefredaktion HeizungsJournal (v.l.n.r.).

"Doch Menschen, die anderen Menschen sagen können: »Das wäre doch ein gutes Ziel – warum gehen wir nicht dahin?«, werden immer seltener. Auch weil wir von all den […] Gegenargumenten umgeben sind. Wer etwas erreichen will, hat Ziele. Wer etwas verhindern will, sucht Gründe. […] Sie werden als Idealist verlacht, als Spinner, als weltfremder Romantiker, als Gutmensch. Und damit zementieren sie – absichtlich oder unabsichtlich – den Status quo", postulierte der bekannte deutsche Philosoph und Publizist Richard David Precht einst in einer Debatte (vgl. "Die Zeit", Nr. 23/2011).

Keine Angst! Wir wollen an dieser Stelle nicht ins gesellschafts- und sozialkritische Metier oder gar in hochphilosophische Kategorien einsteigen. Als Teil der naturwissenschaftlich geprägten Disziplinen wollen wir uns ja nicht gleich verrenken.

Vielmehr sollen uns diese Sätze ein bisschen "wachrütteln" und herausholen aus dem "Alltagstrott", welchen das Geschäftsleben in den Bereichen SHK-Fachhandwerk und TGA-Fachplanung so mit sich bringt. Gerade in diesen Zeiten, welche geprägt sind von einem mittlerweile durchaus beängstigenden Zielkonflikt, der da heißt: Hohe Nachfrage nach effizienten gebäudetechnischen Systemen bzw. Liquidität bei potentiellen Investoren vs. latenter Fachkräftebedarf in den planenden und vor allem ausführenden Gewerken der Bauwirtschaft bzw. höchst ausgelastete Planungsbüros und Fachbetriebe.

Letzteres Stichwort, die Auslastung, treibt dabei ganz besondere Stilblüten – bis hin zu der Tatsache, dass beispielsweise SHK-Fachbetriebe lediglich ihre lokal ansässigen Stammkunden bedienen. Ganz nach dem Motto: Potentielle Aufträge und Umsatzchancen, die außerhalb eines Radius von 20 km liegen, werden überhaupt nicht (mehr) in Betracht gezogen.

Status quo: Klassisches Rosinenpicken

Sie kennen solche Geschichten sicherlich auch – oder handeln eventuell selbst nach dieser Maxime. Ein Umstand, den man natürlich verstehen und nachvollziehen kann. Aber: Was passiert kurz-, mittel- und langfristig, wenn dieser "luftleere Raum", dieses Vakuum, überreizt wird? Was passiert, wenn der sprichwörtliche Geduldsfaden der werten Investoren, Sanierer und Häuslebauer endgültig ausgereizt wird und zu reißen droht?

Eines dürfte in einer freien Marktwirtschaft jedem klar sein. Dieses Vakuum wird mit Leben gefüllt werden. Wer diesen Ausgleich zwischen den zwei Polkappen des genannten Zielkonflikts dann aber schafft, das ist wiederum eine ganz andere Geschichte, welche schon seit geraumer Zeit – teils fantasievoll, teils abenteuerlich – skizziert wird.

Also: Was unsere Branche dringend (logischerweise neben frischen, motivierten Fachkräften) benötigt, sind besagte "Idealisten" und "Spinner", welche den "Status quo" freilegen und hinterleuchten, anstatt diesen zu "zementieren"!

Auch diese Kern-Aussage hat das mittlerweile achte Expertentreffen des HeizungsJournals gedanklich getragen: Denn das Thema war exakt (und mit purer Absicht) in diese Richtung angelegt, Denk- und Wirkblockaden aufzulösen sowie den "Status quo" der Branche zu hinterfragen. Am runden Gesprächstisch, welcher durch die HeizungsJournal-Redaktion moderiert wurde, saßen nämlich Fachmänner, welche in erster Linie Unternehmen repräsentieren, die sich auch erfolgreich im Marktsegment der Raum- und Gebäudeklimatisierung tummeln.

Die Experten aus den Häusern Mitsubishi Electric, Panasonic Deutschland, Remko, Stiebel Eltron, Systemair und Toshiba Klimasysteme diskutierten denn auch äußerst lebhaft zur durchaus "politischen" Gretchenfrage, ob die klassisch-klare Unterscheidung zwischen wasser- und luftgeführter Heiz- und Kühltechnik, wie sie zum Beispiel in technischen Komitees, Gremien und Arbeitsausschüssen gepflegt wird, überhaupt noch zeitgemäß ist? Sollte im Sinne einer ganzheitlichen Energie- und Gebäudetechnik nicht eher Gewerke bzw. Disziplinen übergreifend gearbeitet werden – miteinander statt nebeneinander sozusagen? Und: Ist gar ein neues Berufsbild gefragt?

"Die Zeiten ändern sich", brachte es Marcus Haferkamp, Verkaufsleiter Süd bei Stiebel Eltron, auf den Punkt und konkretisierte das Ganze mit einem Ausblick in die nahe Zukunft: "Bei kontinuierlich weiter sinkenden Heizlasten und Wärmebedarfen werden luftgeführte Heizungssysteme zunehmend interessant und relevant."

Darauf, dass sich etwas verändern muss, pochte auch Nils Quentmeier, Produktmanager Neue Energien bei Remko: "Beim Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik muss einiges an die Realitäten des Berufsbildes in der Praxis angepasst werden."

Das heißt, auf die Frage, ob man gleich mit dem schweren Geschütz "neues Berufsbild" ansetzen muss, reagierten die teilnehmenden Experten eher zurückhaltend. "Die einschlägigen Berufsbilder – die Anlagenmechaniker SHK auf der einen Seite und die Klima- bzw. Kälteanlagenbauer auf der anderen Seite – sollten schon erhalten bleiben. Schon aus der Beobachtung heraus, dass beide »Welten« permanent komplexer werden", betonte Christian Raschka, Leiter Marketing & Key Account Management bei Toshiba Klimasysteme.

Steffen Bauknecht, Verkaufsleiter Heiztechnik bei Mitsubishi Electric, sieht die Situation ähnlich: "Seit Urzeiten wird die Trennung zwischen wasser- und luftgeführter Heiz- und Kühltechnik propagiert und gepflegt. Jedoch sehen wir, dass vor allem die Fachbetriebe erfolgreich am Markt sind, die sich konsequent in den drei Sparten Heizung, Klima und Elektro aufstellen."

In diesem Zusammenhang brachte Christoph Scholte, Marketing Manager D/A/CH, Heiz- und Kühlsysteme bei Panasonic Deutschland, einen ergänzenden Gedanken ein: "Die Installation der Anlagen ist das eine, das andere ist der Aspekt Wartung und Instandhaltung. Hier trennt sich im Praxisalltag doch sehr häufig die Spreu vom Weizen. Wer erfolgreich sein will, setzt auch konsequent auf Service."

An dieser Stelle sieht Silas Jäger, Produktmanager Kältesysteme bei Systemair, die Industrie in der Pflicht: "Die Systemkompetenz von Herstellern und ihre Einbeziehung in die Phasen Planung, Installation und Betrieb sind essentiell, um die Komplexität der Technischen Gebäudeausrüstung zu beherrschen."

Zugegeben: Die Frage nach dem neuen Berufsbild ist vielleicht ein bisschen "idealistisch-gesponnen". Aber darum sollte es auch gehen! Letztendlich kann die gemeinsame Betrachtung der wasser- und luftgeführten Heiz- und Kühltechnik bzw. Wärmepumpen- und Klimatechnik ja nur eine Evolution der Branche hin zu einer (praktisch vernetzten) Gebäudesystemtechnik bedeuten. Und diese Gebäudesystemtechnik, bestehend unter anderem aus Heizungs-, Klima- und Sanitärtechnik sowie MSR-Technik und Automationskomponenten und natürlich bauphysikalischen und brandschutztechnischen Aspekten, fordert wiederum die Nachfrageseite – sprich: die Investoren, Sanierer und Häuslebauer.

Auch wird durch die Klärung dieser Frage der "luftleere Raum" im Zielkonflikt zwischen Konsumenten-Nachfrage und Fachkräfte-Angebot kleiner. Einfach deshalb, weil ganz automatisch ein recht lösungs- und ziel-orientierter Ansatz in Sachen Technischer Gebäudeausrüstung entstehen kann. Miteinander statt nebeneinander eben! Nur so kann die Nachfrage nach effizienten gebäudetechnischen Systemen effektiv und fachlich seriös befriedigt werden. Und nur fachliche Seriosität trägt wirtschaftlich langfristig.

Erkenntnis: Technikverliebtheit reduzieren

Summa summarum: Vereinfachung ist das Gebot der Stunde – darüber herrschte Einigkeit beim Expertentreff "Wärmepumpen- und Klimatechnik". Vereinfachung in erster Linie in systemtechnischer Hinsicht. Vereinfachung als Katalysator für das Auflösen der Gewerketrennungen und des "Status quo". Vereinfachung für mehr Effektivität im Bauablauf.

Schließlich ist es doch bald allgemein bekannt, dass die Prozesse auf den Baustellen verbesserungswürdig sind: Im Bereich der Installation geht beispielsweise immer noch zu viel Zeit für die Tätigkeit "Suchen" oder das Phänomen "Vergessen" verloren. Lernen kann die TGA-Branche hier sicherlich von der Automobilindustrie. Will heißen: Wie organisiert man belastbare und dokumentierte Prozesse? Wie gelingt es, Abläufe und Tätigkeiten zu standardisieren? Auch lässt sich bei den Automobilisten abschauen, wie man adäquat vorfertigt bzw. vormontiert. Entsprechende Produkt- bzw. Systemplattformen können auch ein mächtiges Instrument sein, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Auf die Themen Vorfertigung und Standardisierung müssen sich sowohl die installierenden Fachbetriebe als auch die Planungsbüros in jedem Falle kurz- und mittelfristig einstellen. Selbstverständlich sind die jeweiligen Hersteller, die diese Dinge forcieren, gefordert, hier entsprechend zu kommunizieren, aufzuklären und Hemmschwellen abzubauen.

Nun: Für die Versorgung von Wohn- wie Nichtwohngebäuden in Bezug auf Wärme, Kühlung und Brauchwarmwasser hält die Wärmepumpen- und Klimatechnik viele Trümpfe in der Hand. Wie stehen die Unternehmen Mitsubishi Electric, Panasonic Deutschland, Remko, Stiebel Eltron, Systemair und Toshiba Klimasysteme demnach konkret zum Thema Entwicklung von praxisgerechten und installationsfreundlichen Gesamtpaketen? Wie realistisch sind sogenannte "one system fits all"-Ansätze?

Hier ergab sich bei den Teilnehmern erwartungsgemäß ein differenziertes Bild, wobei alle betonten, dass es stark auf den jeweiligen Investitionsfall ankomme, welche Geräte eingesetzt werden bzw. welche Technologie die Führungsaufgabe und -rolle übernimmt.

Logisch: Die Versorgung eines Reihenmittelhauses mit Wärme, Brauchwarmwasser und Außenluft setzt andere Schwerpunkte im Vergleich zu einer Vollklimatisierung eines Bürogebäudes oder Hotels. Es ist doch ein gewaltiger Unterschied, ob eine Person in einem Gebäude langfristig lebt oder nur einmal im Leben darin übernachtet. Daran orientiert sich letztendlich auch die Komplexität der installierten Technik – kein Hotelgast braucht ernsthaft eine mehrstündige Einführung in die Bedienung des Klimageräts. Es muss einfach sein und funktionieren, gerade auch bei Service- und Wartungseinsätzen.

Von Jörg Gamperling
Chefredaktion HeizungsJournal

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