Die Heizungsbranche blieb 2019 auf Wachstumskurs.
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Heizungsmarkt im Überblick
Donnerstag, 30.04.2020
Der Energieverbrauch in Deutschland ist in 2019 nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen (Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen) um 2,3 Prozent auf 12.815 Petajoule gesunken. Die Heizungsbranche blieb derweil weiter im Aufwind. Der Gesamtmarkt für Wärmeerzeuger stieg nach ersten Prognosen des BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie) um 2 Prozent auf 748.500 Stück. Dabei entwickelten sich die einzelnen Marktsegmente recht unterschiedlich. Während Gaskessel und Wärmepumpen mit deutlichen Zuwachsraten glänzten, gab die Nachfrage bei Ölkesseln weiter nach.
Der Energieverbrauch in Deutschland erreichte 2019 nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen eine Höhe von 12.815 Petajoule (PJ). Das entspricht einem Rückgang um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Als ursächlich für den Verbrauchsrückgang werden weitere Verbesserungen bei der Energieeffizienz sowie ein konjunkturell bedingter Rückgang des Energieverbrauchs in der Industrie angesehen. Gleichzeitig habe die etwas kühlere Witterung sowie die Zunahme der Bevölkerung verbrauchssteigernd gewirkt.
Bei den einzelnen Energieträgern gab es recht unterschiedliche, teils unerwartete Entwicklungen. Wie erhofft, konnten die erneuerbaren Energien ihren Beitrag zum gesamten Energieverbrauch im abgelaufenen Jahr um 4 Prozent auf 1.886 PJ steigern. Dabei erhöhte die Windkraft ihren Beitrag um 15 Prozent, die Wasserkraft um 4 Prozent. Die Solarenergie konnte nur leicht um 1 Prozent zulegen. Und die Biomasse, auf die über die Hälfte des gesamten Aufkommens im Bereich der Erneuerbaren entfällt, verbuchte nur ein Plus von 2 Prozent. Insgesamt steigerten die Erneuerbaren ihren Beitrag zum nationalen Energiemix auf 14,7 Prozent.
Überraschenderweise konnten die beiden fossilen Energieträger Öl und Gas im Absatz zulegen. Dadurch entfielen gut 60 Prozent des inländischen Energieverbrauchs im vergangenen Jahr auf Öl und Gas. So stieg der Verbrauch von Mineralöl insgesamt um 1,7 Prozent auf 4.519 PJ. Dabei verringerten sich die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie aus konjunkturellen Gründen, jedoch lag der Absatz von Diesel- und Ottokraftstoff, Flugbenzin sowie leichtem Heizöl im Plus. Der Erdgasverbrauch erhöhte sich gar um 3,6 Prozent auf 3.200 PJ. Zu diesem Anstieg trug neben dem höheren Heizbedarf im kühleren Frühjahr vor allem der gestiegene Einsatz von Erdgas in Kraftwerken bei.
Die Kohlen waren hingegen deutlich auf dem Rückzug. Der Verbrauch an Steinkohle verminderte sich insgesamt um 20,5 Prozent auf 1.134 PJ. In der Strom- und Wärmeerzeugung kam es zu Rückgängen von gut einem Drittel, da mehr Strom aus erneuerbaren Energien und Erdgas erzeugt wurde. Die Stahlindustrie war seit Längerem wieder der wichtigste Absatzbereich für diesen Energieträger. Der Verbrauch an Braunkohle sank das siebte Jahr in Folge, diesmal um 20,7 Prozent auf 1.170 PJ. Zusammen deckten Stein- und Braunkohle 17,9 Prozent des Primärenergieverbrauchs ab. Bei der Kernenergie übrigens kam es zu einer leichten Abnahme der Stromproduktion um 1,1 Prozent auf 820 PJ.
Unterschiedliche Aufteilung des Endenergieverbrauchs
Die AG Energiebilanzen hat jetzt auch eine Anwendungsbilanz für die Jahre 2008 bis 2018 vorgelegt. Sie liefert Informationen zur Aufteilung des Endenergieverbrauchs in Deutschland nach Sektoren, Energieträgern und Anwendungszwecken. Darin wird beispielsweise deutlich, dass der Energiebedarf für Wärme und Beleuchtung in diesen zehn Jahren zurückgegangen ist. So war der Bedarf an Raumwärme 2018 um 17 Prozent niedriger als 2008. Bei der Beleuchtung betrug die Einsparung 14 Prozent. Zuwächse gab es dagegen bei Warmwasser (plus 6 Prozent) sowie bei Kälte (plus 30 Prozent). Im Bereich Verkehr stieg der Energieverbrauch um knapp 5 Prozent und für die Informations- und Kommunikationstechnik wurden 1,6 Prozent mehr Energie benötigt. Insgesamt war der Bedarf an Endenergie in Deutschland 2018 in Folge der gegenläufigen Entwicklungen mit 8.996 PJ nur um knapp 2 Prozent niedriger als 2008.
Im Jahr 2018 lag der Sektor Verkehr mit einem Anteil von 30 Prozent am Endenergieverbrauch noch vor dem Sektor Industrie mit einem Anteil von 29,5 Prozent. Auf die privaten Haushalte entfiel mit 25,5 Prozent rund ein Viertel des Endenergieverbrauchs und der Bereich Gewerbe-Handel-Dienstleistungen (GHD) kam auf einen Anteil von 15 Prozent. In den einzelnen Sektoren zeigt sich ein relativ heterogenes Bild der Nutzenergieverwendung.
Beispielsweise wurden in der Industrie 67,4 Prozent der Energie als Prozesswärme und 21,8 Prozent zu Antriebszwecken genutzt. Raumwärme kam auf knapp 5,6 Prozent, gefolgt von Kälteanwendungen mit 2,1 Prozent sowie Informations- und Kommunikationstechnik mit 1,2 Prozent und Beleuchtung mit 1,3 Prozent. Hingegen dominierte bei den privaten Haushalten der Einsatz zur Beheizung von Wohnraum mit einem Anteil von etwa 67 Prozent am gesamten Energieverbrauch. Insgesamt entfielen in diesem Sektor über 89 Prozent des Energieverbrauchs auf Wärmeanwendungen (neben Raumwärme auch Warmwasser oder sonstige Prozesswärme wie Kochen). Bereits 4,8 Prozent der Endenergie verbrauchten private Haushalte für Kälte und 3,4 Prozent für Informations- und Kommunikationstechnik. Beleuchtung machte nur noch 1,6 Prozent aus. Auch im Sektor Gewerbe-Handel-Dienstleistungen wurde der größte Teil der Energie, nämlich 57,6 Prozent, für Wärmeanwendungen eingesetzt, davon rund 45 Prozent für Raumwärme (Beheizen von Geschäftsräumen). Darüber hinaus waren hier mechanische Antriebsenergie mit 17,6 Prozent, Beleuchtung mit 12,8 Prozent, Informations- und Kommunikationstechnik mit 7 Prozent und Prozesskälte mit 4,9 Prozent von Bedeutung. Und im Verkehrssektor wurde mit 98,6 Prozent nahezu die gesamte Energiemenge als mechanische Antriebsenergie genutzt.
Bei der Wohnungsbeheizung behauptet Gas die Führungsposition
Der Blick auf die Beheizungsstruktur des Wohnungsbestandes bestätigt für das Jahr 2018 die Dominanz des Energieträgers Gas. Laut Angaben des BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) wurden mit einem Anteil von 49,4 Prozent fast die Hälfte der Wohnungen in Deutschland mit Gas beheizt, mit 25,9 Prozent noch gut ein Viertel mit Heizöl, 13,9 Prozent mit Fernwärme, 2,5 Prozent mit Strom und 2,2 Prozent mit Elektrowärmepumpen. Den verbleibenden Anteil von 6,1 Prozent teilten sich Holz, Holzpellets, sonstige Biomasse sowie Koks/Kohle und sonstige Brennstoffe.
Schaut man sich die Beheizungsstruktur im Wohnungsneubau an, so setzte sich in den ersten drei Quartalen des Jahres 2019 die jüngste Marktentwicklung weiter fort. Nach Information des BDEW hat der Energieträger Gas wie-der leichte Anteile verloren, führt aber weiterhin auch im Wohnungsneubau mit einem Marktanteil von zuletzt 37,5 Prozent. Wärmepumpen konnten demnach ihren Anteil weiter deutlich ausbauen auf nun 31 Prozent. Fernwärme verlor gleichzeitig an Boden und kam auf 24,6 Prozent. Auch Holz/Holzpellets verloren leicht und stellten in 4,3 Prozent der zum Bau genehmigten neuen Wohneinheiten die primäre Heizenergie dar. Heizöl spielt hingegen im Neubau nunmehr kaum eine Rolle mehr.
Uneinheitlicher Marktverlauf bei Wärmeerzeugern
Die Heizungsbranche blieb derweil nach zwei Wachstumsjahren auch in 2019 weiter im Aufwind. Nach ersten Prognosen des BDH stieg der Gesamtmarkt für Wärmeerzeuger um 2 Prozent auf 748.500 Stück.
Dabei zeigte sich die Entwicklung bei den einzelnen Energieträgern uneinheitlich. Bei den klassischen Öl-/Gaskesseln gab es nur beim Gas weiteren Zuwachs. Einem Plus von 5 Prozent auf 518.000 Stück bei Gasbrennwertkesseln (die Anfang der 90er-Jahre eingeführte Brennwerttechnik nutzt durch Kondensation auch die im Abgas enthaltene latente Wärme) stand ein Minus von 1 Prozent auf 68.500 Stück bei Gasniedertemperaturkesseln gegenüber (die Mitte der 80er-Jahre eingeführte Niedertemperaturtechnik nutzt den Heizwert des Brennstoffs, die Abgaswärme geht durch den Schornstein verloren). Ölkessel waren insgesamt weiter auf dem Rückzug. Die Nachfrage sank bei Ölbrenn-wertkesseln um 17 Prozent auf 49.000 Stück und bei Ölniedertemperaturkesseln um 25 Prozent auf 2.500 Stück.
Ein nahezu stabiles Niveau bei ebenfalls uneinheitlicher Entwicklung zeigte sich bei der Biomasse. So konnten wieder 23.000 Stück Festbrennstoff-Zentralheizkessel (also Scheitholz, Pellets und Hackschnitzel) verkauft werden. Hier verhagelte diesmal allein Scheitholz die Bilanz. Scheitholzkessel mussten ein Minus von 17 Prozent auf 6.000 Stück verbuchen. Dafür waren Pellets wieder vermehrt gefragt. Der Absatz an Pelletskesseln stieg um 7 Prozent auf 15.000 Stück, hinzu kamen Kombikessel (Scheitholz/Pellets) mit einem Zuwachs von 26 Prozent auf 2.500 Stück. Und auch Hackschnitzelkessel konnten zulegen – um 2 Prozent auf 3.000 Stück.
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