Welche Möglichkeiten gibt es?
Sämtliche Normen beschreiben die Möglichkeiten, wie die Ziele erreicht werden können.
In Abhängigkeit der eingesetzten Werkstoffe aller Komponenten ist wasserseitig ein enthärtetes oder entsalztes Wasser zum Füllen und Nachspeisen einzusetzen. Die "salzarme Fahrweise" – es ist kein salzfreies Wasser gefordert! – bietet generell folgende Zusatzvorteile:
- Die Korrosionswahrscheinlichkeit und die Korrosionsgeschwindigkeit nehmen in der Regel mit sinkender Leitfähigkeit ab.
- Im Kreislaufwasser ist die Gefahr einer Sauerstoffkorrosion umso geringer, je niedriger die elektrische Leitfähigkeit ist.
- Die Gefahr eines mikrobiellen Befalls eines Heizungssystems ist gering, da den Mikroorganismen die Nahrungsgrundlage entzogen wird.
- Richtig eingestelltes (physikalisch) salzarmes Wasser ergibt ein natürlich gepuffertes Heizungswasser mit dem benötigten pH-Wert zum Schutz aller Werkstoffe.
Die Normenkonformität dieser Möglichkeit findet sich in den Vorgaben der VDI 2035 und den Ausführungen der DIN EN 14868, Punkt 10.3.1.
Ist das notwendig?
Diese Frage stellt sich bei Einsatz von Zusatzstoffen – wer sich dafür entscheidet, muss dies sachkundig begründen. Inhibitoren sind Stoffe, die dem Heizungswasser in geringen Mengen zugesetzt werden können, um dadurch einem Korrosionsangriff wirksam zu entkommen. In geschlossenen Systemen der Industrie bewähren sie sich seit langem. Sie müssen allerdings in genügend hoher Konzentration vorliegen und ihre Schutzwirkung ist auf bestimmte Werkstoffe beschränkt. Bei anderen Werkstoffen kann unter Umständen sogar ein verstärkter Angriff auftreten.
Gerade dann, wenn verstärkt Sauerstoff in ein System gelangt (nur für diesen Fall sieht die Norm den Einsatz vor!), haben sich einzelne Inhibitoren fallweise als schädlich erwiesen. Dies gilt insbesondere für die als Passivatoren (Chromate, Nitrit und Molybdate – sollten eigentlich auch aus toxikologischer und hygienischer Sicht nicht eingesetzt werden) bezeichneten anodischen Inhibitoren, die deshalb auch als "gefährliche Inhibitoren" bezeichnet werden.
Die Erklärung für dieses unerwartete Verhalten liegt in einer möglichen Unterdosierung und dem Problem, dass eine vorgeschriebene Reinigung und Spülung in der Praxis kaum durchführbar ist. Eine ungenügende Inhibitorkonzentration in Spalten sowie unter Schmutz- oder Restablagerungen kann so unweigerlich zu Lochfraß führen. Da der eindringende Sauerstoff sich nicht in der Fläche abreagieren kann, reichert er sich im Heizungswasser an und sorgt so für einen lokalen Korrosionsangriff.
Dies wird beim Einsatz solcher Inhibitoren gerne dadurch geregelt, dass für neu installierte und Altanlagen eine Reinigung mit Chemikalien gefordert wird. Sehr oft steht in den Einsatzbedingungen: "Wenn nicht gereinigt wird, legen Sie die Grundlage für Korrosion und Störungen."
Die Normen fordern auch beim normalen Reinigen nicht zwingend den Einsatz von Zusatzstoffen ins Heizungswasser. Müssen einzelne Komponenten nach Herstellervorgaben einer chemischen Reinigung unterzogen werden, ist auf eine nicht korrosive Zusammensetzung des Reinigers zu achten. Das Mittel sollte den organischen Gehalt an Inhaltsstoffen nach zwei intensiven Spülvorgängen mit frischem Wasser nicht zusätzlich erhöhen und der Reinigungsprozess sollte in einem separaten Rezirkulationssystem erfolgen.
Die Vorgaben zur Einhaltung von Umweltschutzmaßnahmen sind zu beachten. Das gilt nicht nur für pH-Werte hinsichtlich des Abwassers.
Die moderne Chemie hat viele nützliche Substanzen entwickelt, deren ungewollte Effekte man aber erst nach und nach verstand. Ein solcher Fall sind die Benzotriazole – diese Substanzen durchlaufen offenbar relativ unbehelligt die Kläranlagen und gelangen in unsere Gewässer. Der VSR-Gewässerschutz e.V. fordert von Wässern, die in Flüsse eingeleitet werden, einen Grenzwert von 100 ng/l. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass Trinkwasser ohne kostenintensive zusätzliche Reinigungsmaßnahmen gesundheitlich unbedenklich bleibt.
Benzotriazole sind als wassergefährdend, fischgiftig und langfristig schädlich für Wasserorganismen eingestuft. Dieser Mikroschadstoff wird in hohen Konzentrationen von 100 bis 300 g für 1 m³ Heizungswasser eingesetzt und steht heftig in der Diskussion.
Kurze Rechnung: Die Reinigung eines Systems mit 1 m³ Inhalt unter Einsatz solcher Reinigerzusätze kann bis zu 10 Millionen m³ Flusswasser auf den geforderten Grenzwert von 100 ng/l verunreinigen. Das entspricht dem Gehalt von 2.000 Paketen Geschirrspültabs à 25 Tabs.
Für den Einsatz solcher Stoffe muss der Anwender das Produktsicherheitsdatenblatt gemäß Verordnung (EG) Nr. 1907/ 2006 und 1272/2008 (CLP) gelesen haben. Um keine Verstöße gegen Arbeitsschutzbestimmungen oder zusätzliche Umweltbelastungen zu erzeugen, wäre zu klären – Punkt 6.2 Umweltschutzmaßnahmen: "Nicht in die Kanalisation oder Gewässer gelangen lassen. Bei Eindringen in Gewässer Polizei oder zuständige Behörde informieren." – ob 100 bis 300 g dieser Substanz als Konzentrat nicht abgegeben werden dürfen, aber als Verdünnung bedenkenlos in die Kanalisation geleitet werden können. Das Sicherheitsdatenblatt gibt keine Auskunft darüber.
Eine Auskunft darüber, was der Arbeitgeber gegenüber seinen Mitarbeitern bei Schutzausrüstung, Handhabung und Lagerung zu beachten hat, muss aber unter Punkt 7 und 8 immer entnommen werden.
Diese Überlegungen gelten nicht nur für Reiniger, sondern auch für die Inhibitoren. Wird z.B. ein Inhibitor eingesetzt, der das mittlerweile verbotene Bor durch Nitrate ersetzt, denkt keiner an die Einhaltung der Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) 615 "Verwendungsbeschränkung für Korrosionsschutzmittel, bei deren Einsatz N-Nitrosamine auftreten können". Danach muss vom Arbeitgeber bei einer durchzuführenden "Informationsermittlung" hinsichtlich der Zusammensetzung des Korrosionsschutzmittels der Gehalt an nitrosierenden Agenzien und deren Vorstufen ermittelt werden. Nach Punkt 3.4 dieser Vorschrift muss die Bildung von Nitrit aus Nitrat infolge bakterieller Reduktion in wässrigen Systemen durch geeignete Maßnahmen soweit wie möglich vermieden werden.
Vergessen wird, dass Nitrit auch als Giftstoff in der Fluidkategorie nach DIN EN 1717 zu bewerten wäre und die VDI 2035 Blatt 2 hervorhebt, dass durch Reduktion von Nitrat andere Stickstoffverbindungen (z. B. Ammoniak, Ammonium) entstehen. In Verbindung mit Zugspannungen können derartige Produkte an Bauteilen aus Kupferlegierungen Spannungsrisskorrosion auslösen.
Diese mikrobiologischen Aktivitäten, die zu einer Veränderung der Heizungswasserbeschaffenheit führen können, treten vor allem in Systemen auf, die auch nur in kleinen Bereichen oder Teilsträngen (z. B. Rücklauf Frischwasserstation oder Bereiche des Pufferspeichers) einige Monate mit Temperaturen unter 45 °C betrieben werden.
Es gibt selbst bei Einsatz von Zusatzstoffen einen neuen ökologischen Standard: "Frei von Nitrat, Nitrit, Borat, Molybdat, Phosphat, sekundären Aminen, 2-Ethylhexansäure, … und das Wasser gefährdende Benzotriazol." Bei Solarflüssigkeiten wird das schon in den Markt eingeführt.
"Heizungswasser ohne Zusatzstoffe" benötigt all diese Überlegungen und all diesen Aufwand nicht. Viele Zusatzstoffe sind wirklich nicht mehr nötig. Warum muss ein salzarmes oder enthärtetes Wasser zusätzlich mit Härtestabilisatoren, Dispergatoren und Konservierungsstoffen versehen werden (Vollschutz), obwohl die Härte aus dem Füllwasser genommen wurde?
Warum müssen Aufbereitungspatronen mit toxischen Farbindikatoren („Dieser Artikel ist kein Gefahrstoff und enthält keine gefährlichen Bestandteile oberhalb ihrer gesetzlichen Nenngrenzen“) versehen werden, damit der Ausführende am Ende des Befüllvorganges einen Farbumschlag bewundern kann?
Anmerkung: Bei Schulkindern ist ein beobachteter Farbumschlag schon der Beweis für "wahre Chemiker". Seit dem 1. Juni 2009 dürfen viele Indikatoren nur noch eingesetzt werden, wenn die Konzentration unter einem Prozent liegt. Lehrkräfte diskutieren seitdem, wie eine solche Lösung hergestellt werden soll, denn schließlich ist z.B. Phenolphtalein pulverförmig und muss dann wohl unter "Vollschutz" angesetzt werden.
Da Bezeichnungen wie "giftig" oder "krebserregend" immer einen faden Beigeschmack haben, stellt sich für viele Menschen nicht wirklich die Frage, ob hier die Konzentration etwas unterhalb einer Nenngrenze liegt – sie versuchen eher, den Kontakt generell zu meiden.
Kurz: Der Einsatz von Zusatzstoffen ist nur in Ausnahmefällen notwendig. Beim Einsatz solcher Stoffe ist das Studium des Sicherheitsdatenblattes notwendig und die Vorgaben hinsichtlich Umwelt-, Arbeitsschutz und Hygiene (z. B. EN 1717) müssen eingehalten werden. Verändern sich Vorgaben, wie z.B. beim Bor vor drei Jahren, sind die Probleme nicht gelöst, wenn ab dann diese Substanzen nicht mehr eingesetzt werden. Das Produktsicherheitsrecht gilt bei offenkundigen Produktgefahren 30 Jahre lang.
Was muss ich beim Heizungswasser beachten?
Das eingesetzte Heizungswasser muss belegbar allen Anforderungen aller Normen entsprechen, d.h., es muss ein normenkonformer Schutz vor Ablagerungen, Korrosion und mikrobiellem Wachstum für alle durchflossenen Systemkomponenten im Heizkreis gegeben sein.
Die Einhaltung der Trinkwasserhygiene bei integrierter Trinkwassererwärmung (dokumentierte Fluidkategorie 2 bis 3 oder doppelwandige Wärmeübertrager), der Schutz der Mitarbeiter (Arbeitsschutz) und der Schutz des Verbrauchers und der Umwelt (bei unkontrollierter Freisetzung und Abgabe ins öffentliche Abwassersystem) müssen sachkundig beachtet werden.
Fazit und Zusammenfassung
Wer sich an die Vorgaben hält und einfache Lösungen sucht, entscheidet sich für natürlich perfektes Heizungswasser – ohne Zusatzstoffe.
Der pH-Wert, die Leitfähigkeit und der Sauerstoffgehalt (Dichtheit des geschlossenen Systems), sind nach acht bis zwölf Wochen und dann jährlich zu prüfen und zu dokumentieren. Diese Veränderungen der VDI 2035 bedeuten zwar, dass sich die Risiken hinsichtlich der Sorgfaltspflichten zu Ungunsten des Heizungsbauers verschoben haben. Sie sind allerdings auch eine große Chance für eine hohe Kundenbindung und demonstrieren nachhaltiges, umweltbewusstes Handeln des Handwerkers.
BWT liefert mit seinem Heizungsschutzkonzept, seinen auf physikalischer Basis eingestellten Befüll- und Reinigungswerkzeugen sowie dem Nachspeisesystem "AQA therm" die benötigte normenkonforme Wasseraufbereitung.
Eine Wasserbehandlung – also der Zusatz von Stoffen – ist somit nur in Ausnahmefällen notwendig. Für diese Ausnahmen stehen bundesweit ausgebildete Berater, ein kostenloser Analyseservice und entsprechende Produkte zur Verfügung, die im Trinkwasserbereich durch den § 11 der TrinkwV zugelassen sind.