Das HeizungsJournal hat im vergangenen Jahr mit den beiden Expertentreffs zu den Marktsegmenten „Wohnraumlüftung“ und „Software für Gebäudetechnik“ ein neues redaktionelles Format umgesetzt. Anfang Juli 2016 fand nun die dritte Auflage der Veranstaltung statt, diesmal zur Frage der richtigen Heizungswasseraufbereitung.
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Heizungswasser muss verstanden sein!
HeizungsJournal-Expertentreff zum Thema „Heizungswasseraufbereitung“
Montag, 17.10.2016
Folgende Experten waren beim Expertentreff „Heizungswasseraufbereitung“ dabei:
- Axel Kraushaar, Gebietsverkaufsleiter Mitte/West bei Bwt Wassertechnik
- Tino Sarro, Vertriebsleiter OEM bei Elysator Engineering
- Christian Zehetgruber, Abteilungsleiter Grünbeck Forum bei Grünbeck Wasseraufbereitung
- Stefan Gölz, Teamleiter Industrie- und Gebäudetechnik bei Judo Wasseraufbereitung
- Oliver Brändlein, Gebietsleiter bei Magnetic
- Dietmar Ende, Leiter Forschung/Entwicklung bei Perma-Trade Wassertechnik
- Rüdiger Bleyl, Leitung Vertrieb Europa bei Uws Technologie
Die Experten der Stiftung Warentest untersuchen Leitungs- und Mineralwasser
„Der große Wassercheck – Leitungs- gegen Mineralwasser“: So titelte die Zeitschrift „test 08/2016“ der Stiftung Warentest und hat damit – so mitten drin in der Sommerferien-Hängematten-Zeit – mal wieder ein gutes Händchen gehabt. Denn: Wir alle trinken immer mehr Wasser! Schaut man in die Büros oder auf die Baustellen – überall stehen sie, die PET-Flaschen für natürliches Mineralwasser (mit oder ohne „Blubb“), selbst aufgesprudeltes Leitungswasser oder Mineralwasser mit entsprechenden Geschmackszusätzen (von Apfel über Melone bis Zitrone). 2015 tranken die Bundesbürger, nach Angaben der Vebraucherschützer, so viel Mineralwasser wie nie: Jeder im Durchschnitt 147 Liter. Im Jahre 1970 sollen es dagegen nur 12,5 Liter gewesen sein.
Und es gibt (theoretisch) noch Luft nach oben. Bedenkt man, dass ein gesunder Erwachsener mindestens 1,5 Liter Wasser pro Tag zu sich nehmen soll, so könnte sich die „Mineralwasser-Industrie“ auf einen Pro-Kopf-Jahresumsatz von etwa 550 Liter freuen. Wir rechnen weiter: Bei etwa 81 Millionen Menschen und einem durchschnittlichen Literpreis für Mineralwasser von etwa 50 Cent würde sich ein Jahresumsatz in Deutschland von etwa 22,3 Milliarden Euro ergeben (zum Vergleich: Das gesamte deutsche SHK-Handwerk erwirtschaftete laut ZVSHK im Jahr 2014 einen Umsatz von 38,7 Milliarden Euro). Das wäre ein Geschäft für die Mineralbrunnen!
Gut also, dass die Stiftung Warentest hier aktiv wurde und im Labor stille Mineralwässer sowie Trinkwasser deutscher Städte und Gemeinden untersuchte (s. Grafik).
Einige Ergebnisse sind wenig überraschend und im Grunde allgemein bekannt, zum Beispiel, dass für Wasser aus der Leitung deutlich mehr Vorschriften gelten als für Mineralwasser – etwa für Pestizide und Uran. Oder, dass „Vermieter für einwandfreie Leitungen im Haus sorgen“ müssen (Stichwort: Legionellen), während die Verantwortung „bis zum Hausanschluss“ beim Wasserversorger liegt. Äußerst beruhigend ist die Nachricht der Tester in Sachen Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, weniger gut in Sachen Arzneimittelrückstände: „Wir haben es weder in den Trinkwasserproben noch in einem Mineralwasser in unserem Test gefunden. […] In einigen Trinkwasserproben haben wir Spuren von Medikamenten und Röntgenkontrastmitteln gefunden. Die Konzentrationen sind so gering, dass sie Menschen nicht gefährden.“
Interessant (vor allem in Sachen Verbraucherschutz) und bisweilen kurios sind die folgenden Feststellungen aus dem „test“: Nicht jedes Mineralwasser liefert mehr Mineralstoffe als Trinkwasser bzw. Mineralwasser muss nicht mineralstoffreich sein. Dank der EU dürfen sich nämlich auch mineralstoffarme Wässer Mineralwasser nennen. So habe das Wasser „Black Forest“ mit 57 Milligramm je Liter den geringsten Gehalt. Die Mineralwässer kommen im Durchschnitt auf rund 790 Milligramm Mineralstoffe pro Liter – mit 2.606 Milligramm biete „EnsingerSport“ am meisten, vor allem Magnesium, Kalzium und Sulfat. Das getestete Trinkwasser enthält im Schnitt rund 380 Milligramm Mineralstoffe pro Liter. Im niedersächsischen Goslar fließe mit 78 Milligramm das mineralstoffärmste Wasser der Stichprobe „aus dem Hahn“; im etwa zwei Autostunden entfernten Rinteln im Weserbergland mit 786 Milligramm das mineralstoffreichste dieser Untersuchung. „(Selbst-)Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung!“
Wir halten an dieser Stelle also fest: Mineralwasser ist nicht gleich Mineralwasser. Trinkwasser ist nicht gleich Trinkwasser. Die Zusammensetzungen – oder sollte man besser sagen: Mixturen – sind hochgradig unterschiedlich. So wie sich die Mineralwasser-Kisten im Getränkemarkt unterscheiden, driften die „Qualitäten“ des Leitungswassers auseinander. Dies zeigt das Beispiel Rinteln und Goslar eindrücklich.
Experten der Branche treffen sich zum Thema Heizungswasseraufbereitung
Nun stellen wir uns vor, dass dieses im Grunde nicht standardisierte bzw. standardisierbare Trinkwasser, abgefüllt in Heizungsanlagen jeder erdenklichen Couleur und Leistung, auf „höchst-standardisierte Hocheffizienzkomponenten“ trifft … Allein diese Überlegung muss den SHK-Fachmann dazu bringen, über die Beschaffenheit des Heizungswassers, des Füll- und Ergänzungswassers nachzudenken!
Klar, der Vergleich zwischen einem Lebensmittel wie Trink-, Leitungs- oder Mineralwasser und dem Wärmeträger Heizungswasser hinkt etwas, gibt die Grundproblematik jedoch adäquat wieder. Das zeigte der HeizungsJournal-Expertentreff zum Thema „Heizungswasseraufbereitung“ Anfang Juli 2016 sehr deutlich.
Die teilnehmenden Fachmänner waren sich in dem Punkt einig, dass Wasser und damit auch Heizungswasser verstanden sein muss!
Oder einfacher ausgedrückt: Die Wasseraufbereitung ist (endlich) in der Heizungstechnik angekommen.
Das aus guten Gründen, die da u.a. wären:
- Das Wasservolumen der Anlagen ist deutlich vergrößert, was die Anforderungen an die Wasserqualität erhöht (Stichwort: Hybrid-Heiztechnik).
- Moderne Heizsysteme arbeiten mit niedrigen Rücklauftemperaturen, die verstärkt zu Ablagerungen, Korrosionserscheinungen und veränderten mikrobiellen Wachstumsbedingungen führen können (Stichwort: Niedertemperatur-Systeme, Flächenheizungen und Flächenkühlungen).
- Heizungsanlagen sind heute viel komplexer und kompakter (Stichwort: steigende Heizflächenbelastung) und damit auch empfindlicher gegenüber Heizwasserqualitäten, die in der Lage sind, Beläge zu bilden und Korrosionen zu fördern.
- Die heute üblicherweise verwendeten Materialien in Wärmeerzeugern und Wärmeübertragern (Stichwort: Alu-Legierungen als ideale Wärmeleiter) sind im Vergleich zu Gusseisen oder Stahl wasserchemisch nicht mehr ganz so „robust“.
Das Thema „Heizungswasseraufbereitung“ lässt die SHK-Branche demnach sowohl aus werkstofftechnischen als auch Effizienz-Gründen noch lange nicht los. Weiterhin – auch da waren sich die Experten aus den Häusern BWT Wassertechnik, Elysator Engineering, Grünbeck Wasseraufbereitung, Judo Wasseraufbereitung, magnetic, perma-trade Wassertechnik und UWS Technologie einig – machten und machen die Komponenten- und Kesselhersteller mit entsprechenden Garantiebedingungen, welche sich auf die sach- und fachgerechte Aufbereitung des Heizungsfüll- und -ergänzungswassers beziehen, entsprechend „wirtschaftlichen Druck“ auf die Fachbetriebe.
Lesson Learned 1: Heizungswasser ist eine Anlagenkomponente
Da Heizungsanlagen sowohl im Neubau als auch bei Sanierungsvorhaben bekanntlich zum überwiegenden Teil aus dem Produktprogramm namhafter Systemtechnikanbieter stammen, könnte man im Umkehrschluss von diesen Herstellern in Sachen Heizungswasseraufbereitung ein größeres Engagement erwarten, findet zum Beispiel Stefan Gölz, Teamleiter Industrie- und Gebäudetechnik bei Judo Wasseraufbereitung.
Es genüge doch, wenn die Systemanbieter ihre Anforderungen an das Heizungswasser einfach und nachvollziehbar darstellen und dies bereits bei der Planung der Anlagentechnik entsprechend kundtun würden, betonte er.
Tino Sarro, Vertriebsleiter OEM bei Elysator Engineering, ergänzte: „Eine klare Vorgabe vom Systemtechnikanbieter hilft diesem selbst und seinen Kunden, einen gemeinsamen und gangbaren Weg zu finden.“
Rüdiger Bleyl, Leitung Vertrieb Europa bei UWS Technologie, sieht weiter Verbesserungsbedarf bei den Bedienungsanleitungen der Heizgeräte: „Diese müssen in Sachen Heizungswasseraufbereitung eindeutiger werden!“
Entsprechendes Engagement sei bei den Herstellern bereits vorhanden, so Oliver Brändlein, Gebietsleiter bei magnetic: „Da Wasser jedoch ein komplexes Thema ist, erfordert es einige Erfahrung. Dieses Wissen muss von den Systemtechnikanbietern vielfach noch erarbeitet werden.“
Ergo: Die Fachhandwerker sind bzw. bleiben beim Thema „Heizungswasseraufbereitung“ zunächst einmal umfangreich in der Pflicht. Welche Aspekte müssen Fachhandwerker beim Thema „Heizungswasser“ also dringend berücksichtigen?
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