Installation

Heizungswasseraufbereitung: einfach, sicher und nachhaltig

Montag, 08.08.2016

Praxiserfahrungen zeigen, dass eine Steinbildung nicht völlig verhindert werden muss, um Schäden zu vermeiden. Daher kann eine definierte Menge der Belag bildenden Wasserinhaltsstoffe in Abhängigkeit der Nennwärmeleistung und des Füll- und Ergänzungswasservolumens toleriert werden. Das gilt auch für den Salzgehalt.

Korrekt ist der Begriff "salzarme Fahrweise", was nicht mit einer "Vollentsalzung" des Systems zu verwechseln ist. Wie bei der Härte, wird auch beim Salzgehalt keine absolute kritische Grenze benötigt. Sicherlich kann für jeden Kessel oder für jede Komponente eine kritische Kalkmenge ermittelt werden, was aber i.d.R. von keinem Hersteller eindeutig benannt wird. Werden die zulässigen Werte aus der VDI 2035 herangezogen, kommt es im Extremfall dazu, dass für ein und denselben Kessel einmal max. 200 g Kalk und bei 1 l mehr Wasservolumen nur noch 2 g Kalk zulässig sind. Der Faktor 100 zeigt, dass hier noch viel Spielraum gegeben sein muss.

Die "salzarme Fahrweise" ist in der VDI 2035 als Richtwert mit kleiner 100 µS/cm im Heizungswasser und in der SWKI-BT102-01 (Schweizerischer Verein von Gebäudetechnik-Ingenieuren) mit kleiner 200 µS/cm festgelegt. Diskussionen, wonach eine Überschreitung um zehn Prozent des Richtwertes schlagartig eine Korrosion auslöst, sind entbehrlich, verläuft doch die Abhängigkeit der Korrosionsgeschwindigkeit vom Salzgehalt zwischen ca. 800 und 1.000 µS/cm nahezu linear.

Einen viel größeren Einfluss hat die Zusammensetzung des Wassers. Chlorid-Ionen können schon ab 30 mg/l für bestimmte Werkstoffe korrosionsfördernd sein. Sulfat- sowie Nitrat-Ionen aus dem Füllwasser können bei Temperaturen von unter 45 °C (auch in Rücklaufsträngen) durch anaerobe Bakterien in unerwünschte Substanzen umgewandelt werden. Wird das Füll- und Ergänzungswasser "demineralisiert" (entsalzt), werden auch diese Ionen sehr stark reduziert und somit entfallen diese Probleme.

Sauerstoff ist kritisch zu sehen

Ein wichtiges Ziel des Korrosionsschutzes in Warmwasser-Heizanlagen ist es, den Zutritt von Sauerstoff so gut wie technisch möglich zu unterbinden. Trotz richtiger Bau- und Betriebsweise ist der Zutritt kleinster Mengen von Luft nicht zu vermeiden, kann aber in aller Regel toleriert werden. In sachgemäß gebauten und betriebenen Anlagen (geschlossene Systeme) stellt sich nach der Inbetriebnahme und einer bei Betriebstemperatur durchgeführten Entlüftung sehr schnell ein Sauer-stoffgehalt kleiner 0,05 mg/l ein. Ein zu starker Luftzutritt würde sich vor allem durch verstärktes Auftreten von Gaspolstern bemerkbar machen, da die etwa 21 Prozent Sauerstoff der Luft durch Korrosion an schwarzem Stahl verbraucht werden, aber die etwa 79 Prozent Inertgase (Stickstoff) an den höchsten Punkten der Heizanlage ausgasen.

Praxis-Tipp: Bei automatischer Systementlüftung geht diese wichtige Information oft verloren. Dies ist ein wichtiger Grund, Systementlüfter absperrbar einzubauen. Nach einigen Wochen Betrieb sollten die Entlüfter abgesperrt werden. Denn: Bekommt ein Entlüfter nichts zu tun, was für geschlossene Systeme Normalzustand ist, kann es zu Verklebungen kommen und der Entlüfter wird für das System quasi zum "Belüfter". Übrigens: Ein "Luftproblem" kann nicht durch Einsatz eines Magnetitabscheiders gelöst werden.

Magnetit: Mythen & Fakten

Es ist unerlässlich, die Kontaminierung der Anlage mit Luft abzustellen (es kommt sonst zu Gaspolster- und Schlammproblemen). Die für Werbezwecke eingesetzten 2Schütteldemonstrationen" mit Schaugläsern - in einem mit Wasser gefüllten Gefäß wird Magnetitstaub durch kräftiges Schütteln im Wasser verteilt, ein eingeschobener Magnet entzieht es dem Wasser wieder - haben mit der Praxis des Problems und einer Problemlösung nicht viel zu tun. Die Fakten:

  • Sauerstoff korrodiert mit Eisen über Vorstufen zu braunem Rost (Eisenoxidhydroxid) und Hämatit, das nicht magnetisch ist. Dieser braune Schlamm würde also mittels Magnet nicht entfernt.

Von Willibald Schodorf
Leiter Technische Geschäfte, BWT Wassertechnik GmbH
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