Wie stehen Sie zur elektrischen Flächenheizung? Wird Rehau auch in diese Richtung aktiv?
Wir bieten bereits seit vielen Jahren eine elektrische Flächenheizung an, wobei wir hiermit vor allem in den Märkten aktiv sind, die ein entsprechendes Potential bieten. Die hydraulisch basierte Flächentemperierung hat jedoch für Rehau einen deutlich höheren Stellenwert.
Die Stichwörter "Smart Home" und "Smart Heating" sind in aller Munde. Was verstehen Sie eigentlich ganz grundsätzlich unter "smarter" Gebäudetechnik?
Smarte Gebäudetechnik verdient nach unserer Überzeugung diese Bezeichnung dann, wenn tatsächlich ein intelligentes, aber vor allem sinnvolles und benutzerfreundliches Konzept dem Gebäudenutzer, -betreiber und/oder dem Wartungsunternehmen angeboten wird, welches die Aspekte Energieeinsparung, Komfort, Sicherheit und Gesundheit abdeckt. Gleichzeitig ist es aus unserer Überzeugung zwingend notwendig, gewerkeübergreifende Lösungen anzubieten, denn vielfach ist erst dann ein echter Nutzen zu generieren. Damit verhindert man gleichzeitig, dass womöglich mehrere auf Gewerke fokussierte Systeme nicht zusammenspielen oder sich im schlimmsten Falle sogar behindern.
Daher sind zwingend offene Systeme von Nöten, welche im Idealfall beliebig mit anderen Systemen kommunizieren und interagieren können. In Bezug auf den Nutzen gibt es allerdings vielfach ingenieurgetriebene Stilblüten, die in der Lebensrealität eigentlich gar keine Bedeutung haben. Daher legt Rehau beispielsweise großen Wert auf die Realisierung von sogenannten "Use-Cases", die tatsächlich die vorher aufgeschriebenen Nutzen-Aspekte bedienen.
Ist das "Smart Home" im klassischen Ein- und Zweifamilienhaus-Neubau bereits Realität? Oder bietet das Stichwort Chancen vor allem bei der Bestandssanierung?
In der Breite des Neubau-Marktes sicher noch nicht, aber im gehobenen Segment zunehmend stärker. Die Bestandssanierung ist ebenfalls ein guter Zielmarkt, zumal sich die Zielgruppe in der Regel in einer anderen finanziellen Ausgangssituation befindet als die junge Familie, die sich das erste Haus baut.
Welche Faktoren müssen neben der von Ihnen erwähnten Notwendigkeit der "vernetzten Gebäude (-technik)" für eine echte Marktdurchdringung Ihres Erachtens noch erfüllt werden (z.B. Interoperabilität, "offene" Datenstandards, herstellerneutrale Plattformen, Qualifikation auf Planer- und Handwerkerseite)?
Ich denke, dass wir zwar technisch in der Branche noch einige Notwendigkeiten abzuarbeiten haben, aber die Fragestellung nach der Qualifikation, vor allem auf der Handwerkerseite, sowie die Notwendigkeit eines gewerkeübergreifenden Ansatzes die mit Abstand größten Herausforderungen darstellen.
Bei den Handwerkern sehen wir ja nach wie vor eine extrem gute Auftragslage, die am Ende sogar hinderlich sein kann, sich mit neuen Themen auseinanderzusetzen. Andererseits hoffe ich jedoch, dass mit einem zunehmenden Verständnis der smarten Gebäudetechnik – wie ich es eingangs beschrieben habe – die Hersteller, die in die verschiedensten Gewerke liefern, zunehmend stärker von einer isolierten Vermarktungsstrategie auf eine kooperative wechseln werden, weil nur so das Potential des smarten Gebäudetechnik-Marktes schneller genutzt werden kann.