Es war einmal – das mit dem Handwerk und der Männersache.
Immer mehr Frauen interessieren sich für eine Ausbildung in der Heiztechnikbranche
Dienstag, 04.02.2020
Ob als Unternehmerin, Meisterin, Außendienstmitarbeiterin oder Auszubildende – nach und nach findet man Frauen auf vielen Positionen im Handwerk. Vor allem die jüngere Generation der angehenden Handwerkerinnen startet in das Berufsleben mit ganz neuen Perspektiven. Aber das war nicht immer so.
Von Röcken zu Hosen
Weibliche Auszubildende oder generell Frauen in Handwerksberufen existierten lange Zeit einfach nicht. Ähnlich war das vor dem 19. Jahrhundert, als es die Hosen für Frauen schlichtweg nicht gab. Sukzessive und mit viel Anstrengung fand hier ein Umdenken und Umlenken statt und die Damenhose hielt Einzug in den Kleiderschrank.
So verändert sich auch das Handwerk nach und nach. Laut dem Zentralverband des Deutschen Handwerks verdoppelte sich in den vergangenen 25 Jahren die Zahl der Frauen mit erfolgreich abgelegter Meisterprüfung auf 16,8 Prozent – das ist ungefähr jede sechste Prüfung. Genauso steigt der Anteil an weiblichen Auszubildenden in männer-dominierten Berufen wie Maler und Lackierer um 6,5 Prozent. Das liegt auch an den technisch veränderten Gegebenheiten. Die Heizungsbranche bestätigt diese Entwicklung: In den 1980er Jahren waren Muskelkraft und der Einsatz von aus heutiger Sicht überholten Arbeitsprozessen und -mitteln Gang und Gäbe. Mittlerweile ersetzen beispielsweise Stahlradiatoren die schweren Gussradiatoren. Während früher Gewindeschneiden, Löten oder Schweißen beim Rohrleitungsbau gefordert waren, erledigen diese Aufgabe heute größtenteils Press-Formstücke und Pressmaschinen.
"In der Ausbildung zur Anlagenmechanikerin im Bereich Sanitär, Heizung und Klima habe ich einen Schweißschein gemacht und dadurch gelernt, wie handwerklich und körperlich aufwändig eine Anlageninstallation war. Wenn ich mit meinem Vater, Meister im Bereich Heizung sowie Sanitär, über die Unterschiede der Meisterprüfung Anfang der 1990er Jahre und heute spreche, dann wird deutlich, dass sich die Schwerpunkte verschieben", erläutert Angela Schütte, Außendienstmitarbeiterin der Buderus Niederlassung Düsseldorf, diese Entwicklung.
Körperlich anstrengende Arbeiten waren damals Bestandteil einer Meisterprüfung. Dafür mussten die angehenden Absolventen funktionsfähige Anlagen durch Schweißen und Biegen herstellen, wobei die Prüfer ihre Aufmerksamkeit vor allem auf Maßhaltigkeit und Dichtigkeit richteten. Heute hingegen verlangt die Praxisprüfung von den künftigen Meistern im Bereich Heizungsinstallation, dass sie eine Anlage am Computer mit einem CAD-Programm planen können – also das komplette Gegenteil zu früher. Der Anteil an körperlich schweren Arbeiten ist stark zurückgegangen.
Und genau diese Veränderungen sind notwendig, damit die Ausbildung in einem Beruf der Heizungsbranche auch für Frauen attraktiv ist. Frauen können genauso gut mit PC und Werkzeug umgehen wie Männer, und so wandert auch der – bildlich gesprochene – Blaumann in die Historie der weiblichen Kleidungsstücke.
Von Außendienstmitarbeiterin und Anlagenmechanikerin
Die Gründe für eine Ausbildung in der Heizungsbranche können sehr vielseitig sein. Angela Schütte beispielsweise ist in einem Heizungsfachbetrieb aufgewachsen. Für sie war es daher naheliegend, in diese Richtung zu gehen. Gleichzeitig bietet eine Ausbildung in jenem Bereich viele Möglichkeiten: Von der Meisterin über Mitarbeiterin im Angebotskompetenzteam bis hin zur Außendienstmitarbeiterin oder Anlagenmechanikerin ist alles dabei. Das umschließt ebenso eine ganze Bandbreite an Aufgaben wie Beratung und Kundenkontakt, aber ebenso die Angebotserstellung oder Systemlösungen erklären. Wenn junge Frauen also den Wunsch verspüren, eine Ausbildung in der Heizungsbranche zu absolvieren, dann finden sie nicht nur diverse Möglichkeiten vor, sondern gleichzeitig auch Entwicklungschancen für die Zukunft.
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