Auf Basis der bisherigen Ergebnisse lässt sich feststellen, dass eine Vernetzung von Gebäuden bereits in kleinen Quartieren positive Effekte entfaltet. Sowohl CO2-Emissionen als auch Energiekosten lassen sich im Verbund deutlich reduzieren. Variante 3 zeigt mit einer CO2-Reduktion von 42 Prozent und einer Amortisationszeit von etwa 15 Jahren Ergebnisse, die trotz hoher Investitionskosten interessant sind und das eigentliche Potential einer Quartierslösung aufzeigen. Wesentlicher Erfolgsfaktor ist dabei die Eigenstromerzeugung.
Rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen
Um das Geschäftsmodell, das sich hinter „MEMAP“ verbirgt, beurteilen zu können, ist es notwendig, den geltenden regulatorischen Rahmen genauer zu betrachten. Insbesondere die Trennung zwischen der Energielieferung an Dritte innerhalb einer Kundenanlage und der Einstufung als Energieversorger spielt dabei eine Hauptrolle. Während Strom, der innerhalb einer Kundenanlage erzeugt und verbraucht wird, in der Regel von Netzentgelten und netzseitigen Abgaben und Umlagen befreit ist, sind sämtliche andere Anlagen, die nicht unter diese Definition fallen, davon nicht befreit.
Für das Quartierskonzept spielt diese Unterscheidung eine tragende Rolle. Zwar gibt es Quartiere, in denen die darin eingesetzten Anlagen als Kundenanlagen eingestuft werden können, jedoch ist die Unterscheidung gerade bei größeren Quartieren nur durch eine Einzelfallprüfung möglich. Vom Ausgang dieser Prüfung ist ganz wesentlich abhängig, ob sich der Betrieb eines Energieverbunds als wirtschaftlich erweist. Eine gesonderte Regelung für Energieverbünde wäre sinnvoll – besonders da diese nicht nur das Potential einer Kostenersparnis bei der Energieversorgung bergen, sondern auch zur Reduktion klimaschädlicher Emissionen beitragen können. Die Situation ist insofern besonders prekär, da Quartiere als ein Schlüsselelement zum Gelingen der Energiewende angesehen werden.
Ausblick
Vernetzte Quartiere bilden bei der Erreichung der Klimaziele einen wesentlichen Baustein, der noch längst nicht ausreichend genutzt wird. Das Planungswerkzeug in „MEMAP“ erlaubt die Vorbetrachtung von Quartieren und kann damit zur Lösungsfindung beitragen. „MEMAP“ – oder ähnliche Software-Lösungen – unterstützen später den laufenden Betrieb.
Eine Umsetzung von nachhaltigen Quartieren, die sich dadurch auszeichnen, dass Gebäude auf intelligente Art und Weise Energie optimal einsetzen und sich untereinander austauschen, wird im Moment noch von regulatorischen Hürden erschwert und ist daher im Markt noch kaum etabliert. Faktoren, die die Rahmenbedingungen in den nächsten Jahren vereinfachen könnten, sind eine Verteuerung der CO2-Preise, eine mutige Förderpolitik – aber vor allem eine Änderung des regulatorischen Rahmens.
[Verfasser und Forschungsgruppe (in alphabetischer Reihenfolge): Bayern Innovativ GmbH: Dipl.-Inf. (Univ.) Maximilian Irlbeck, M.Sc. Lea Schumacher/Fenecon GmbH: M.Eng. Nicole Miedl, M.Eng. Fabian Eckl/fortiss GmbH – Forschungsinstitut des Freistaats Bayern für softwareintensive Systeme und Services: Dr. Jan Mayer, Denis Bytschkow, Dr. Markus Duchon/Holsten Systems GmbH: Elena Holsten/IBDM GmbH: Dipl.-Ing. (FH) Detlef Malinowsky, B.Eng. Patrick Täubrich/Sauter-Cumulus GmbH: Ralf Nebel, Dipl.-Ing. (FH) Claudius Reiser/Technische Universität München: M.Sc. Thomas Licklederer]
Im HeizungsJournal ist ein weiterer Artikel zum Thema erschienen – zu finden unter: https://tga.li/Xmf