KWK

Indifferente Lage bei KWK

Freitag, 31.05.2024

Pille (RMB/Energie): Die Komplexität und Detailfülle der neuen Regelungen in der GEG-Novelle haben bei Planern und Endkunden für erhebliche Unsicherheit gesorgt. Es liegt nun in der Verantwortung der KWK-Branche, umfassend zu informieren und die Einsatzmöglichkeiten von KWK im Rahmen der neuen Gesetzgebung den Entscheidungsträgern klarzumachen. Dies stellt einen langwierigen und anspruchsvollen Prozess dar. Vor diesem Hintergrund rechne ich für das erste Halbjahr weiterhin mit einer verhaltenen Nachfrage, die sich auf dem Niveau des Vorjahres bewegen dürfte. Für das zweite Halbjahr bin ich jedoch optimistischer und erwarte eine leichte Erholung des Marktes.

Klassen (Buderus): In 2024 wird die Rolle der KWK gesetzlich neu geregelt. Durch die Kommunale Wärmeplanung wird die Umsetzung der Energiewende etwas greifbarer. Darüber hinaus ist abzusehen, dass die Gasversorgung dauerhaft gesichert ist. Das alles führt zu Beruhigung auf dem Markt und einer Rückkehr zur Normalität. Außerdem werden gestiegene Netzentgelte und höhere CO2-Kosten dazu führen, dass die Energieversorger und viele industrielle und gewerbliche Betriebe sich zunehmend um die Optimierung ihrer Strom- und Wärmeversorgung kümmern werden. Dies wird längerfristig, also auch über 2024 hinaus, für eine höhere Attraktivität der KWK-Technologie neben PV und weiteren Alternativen sorgen.

Jan Pille,  Bereichsleiter Vertrieb/Service bei RMB/Energie (Yanmar Group).
Quelle: RMB/Energie
Jan Pille, Bereichsleiter Vertrieb/Service bei RMB/Energie (Yanmar Group).

In welchen Leistungssegmenten und bei welchen Anwendungen bzw. Kundengruppen sehen Sie in Deutschland noch Marktpotential für weiteres Wachstum?

Fuhl (SenerTec): Gewerbebetriebe, Mehrfamilienhäuser, Hotels, Pflege- und Seniorenheime, Schulen, Kindergärten, Gebäude- und Wärmenetze etc. – also alle Objekte, die nach wie vor einen hohen Energiebedarf und hohe Energiekosten haben – werden auch weiterhin nach Einsparlösungen suchen. Hier kann die KWK punkten, indem sie kostengünstig eigenen Strom erzeugt und somit die hohen Stromkosten signifikant reduziert. Gleichzeitig werden die Objekte auch mit Raumwärme aus dem Kraft- Wärme-Kopplungsprozess versorgt und hohe Temperaturen für die Trinkwassererwärmung bereitgestellt, um der Legionellenbildung entgegenzuwirken. Bei der Neuanschaffung eines Brennstoffzellenheizgerätes kann man sogar mit der neuen zum 01.01.2024 in Kraft getretenen Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) in den Genuss von bis zu 70 Prozent Förderung kommen.

Seeliger (Wolf Power Systems): Grundsätzlich sehen wir uns im Bereich der Klärgasanwendungen, einem unserer wesentlichen Geschäftszweige, sehr gut aufgestellt. Hier haben wir in den letzten zwanzig Jahren eine stabile Entwicklung gezeigt und diese grüne Technologie wesentlich mitentwickelt. Insoweit sehen wir uns mit einem Kraftwerkspark von mehr als 2.000 realisierten Kraftwerken im Bereich Bio- und Klärgas durchaus als wichtigen Player in der Umsetzung von regenerativen Energiequellen und der Energiewende als solcher. Im Bereich der erdgasbetriebenen BHKW sollte es, wenn auch mit einer gehörigen Menge an Zweckoptimismus, einen temporären Zubau von dezentralen Leistungen zur Sicherstellung der nötigen Residuallasten geben. So sollte der Kohle- und Atomstromausstieg flankiert und die Stromversorgungssicherheit bei Dunkel- und Windflauten gesichert werden.

Um die lokale Versorgungssicherheit besonders in Kombination mit Eigenstromerzeugung zu optimieren, setzen bereits jetzt viele Unternehmen auf eigene Großbatteriespeicher. Typische Kundengruppen sind hierbei die Industrie, Hotels, Krankenhäuser, aber auch Versorger und Stadtwerke. Diese Systeme erlauben in Kombination mit einem hybriden Energiemanagement und weiteren Komponenten wie Wärmepumpen, Brennstoffzellen oder auch BHKW eine nahezu autarke Energieversorgung. Ein solches hybrides Energieversorgungssystem haben wir mit Newtron entwickelt und sind aktuell mitten in der Markteinführung. Die Resonanz ist sehr gut, wir sind sehr gespannt, wie es weitergeht.

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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