Aufwind für Wärmepumpen
Damit gaben beide Ressortchefs zugleich den Startschuss für groß angelegte, umfassende Energieforschungsprogramme in allen OECD-Staaten (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für den Erfahrungsaustausch der heute 37 Mitgliedsländer), die sich 1974/75 – damals mit Ausnahme Frankreichs – zur Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris zusammenschlossen.
In der Startphase standen die Themen Energieversorgung und Öl(un)abhängigkeit ganz oben auf der Agenda. Der Umweltschutz erhielt ebenfalls Bedeutung, wie sich der Einleitung des Grundsatzpapiers entnehmen lässt: „Die Belastung der Umwelt durch die Emission von Schadstoffen und Abwärme bei Umwandlung und Anwendung von Energie – insbesondere von fossilen Energieträgern – kann ohne weitere Maßnahme die Vorteile des Energieverbrauchs für die Lebensqualität beeinträchtigen.“ Das geforderte Umweltengagement hatte einen weiteren Aufhänger: den sauren Regen und das Waldsterben.
Dem ersten Energie-Notstand folgte nur wenige Jahre später ein zweiter. Die islamische Revolution im Iran mit dem Sturz der Monarchie unter Schah Reza Pahlavi führte Ende der 1970er-Jahre in den Iran-Irak-Krieg, in eine erneute Verknappung der Ölmenge auf dem Weltmarkt und damit in die zweite Ölkrise. Thermische Solarenergie und Wärmepumpen boomten als Gegenmaßnahme. Wobei sich das Boomen auf den spärlichen Absatz bis dato bezieht. Klemens Waterkotte hatte erst 1968 in der Bundesrepublik die Wärmepumpenheizung wohnhausfähig gemacht. Vor 50 Jahren, zu Jom Kippur, standen vielleicht ein paar Hundert Maschinen dieser Art in deutschen Heizungskellern. Nur wenige Jahre später, 1980, zählten die Verbände immerhin schon 26.000 Einheiten zwischen Aachen und Braunschweig.
Erste Bilanz im Orwell-Jahr
Das (zu) rasche Wachstum des Geschäfts führte indes zu zahlreichen Anbietern mit ungenügenden Fachkenntnissen. Inkompetenz als Gegenmaßnahme auf eine Bedrouille. Daran trugen auch Stromanbieter Schuld. Sie witterten die Chance, Öl und Gas Paroli zu bieten und schoben mit vereinfachten Aussagen und Darstellungen den damaligen „Öl- und Gasmonteur“ in diese Nachhaltigkeits-Haustechnik. Die Schadensquote und die Reklamationen über inakzeptable Systemwirkungsgrade, mehrheitlich aufgrund falscher Systemauslegung und einer fehlerhaften Regelung, kletterten daraufhin schneller als die Neuinstallationen.
Die Nachfrage brach zusammen, auf weniger als 500 bis zum Tiefstand 1990. Diese Entwicklung betraf freilich nicht nur Westdeutschland, in ganz Europa verdiente der Wärmepumpenverkauf nicht die Bezeichnung „Markt“. Im Orwell-Jahr 1984 sah es noch nicht ganz so trübe aus. Das zehn Jahre zuvor gestartete Energieforschungsprogramm gab nicht nur der Sonnenenergie, der Windenergie, der Biomasse und der geothermischen Energie eine Perspektive, auch für die Nutzung der Umgebungswärme durch die jungen Aggregate durften Berechtigte eine staatliche Förderung erwarten.
Als Heizung nicht geeignet
In der Bundestagsdrucksache 10/1090 von 1984 zog die Bundesregierung zur Unterrichtung des Parlaments „Bilanz über die Förderung von Techniken zur Nutzung der Sonnenenergie für die Niedertemperatur-Wärmeversorgung in der Bundesrepublik Deutschland“. Dieser Bericht betrachtete sowohl die thermischen Flachkollektoren als auch die Wärmepumpe. Siliziumzellen hatte man als mögliches Heilmittel noch nicht auf dem Schirm.
Zu den Solaranlagen sagte er: „Anlagen der zweiten Generation mit Hochleistungs-Kollektoren erbringen unter den Klimabedingungen der Bundesrepublik Deutschland wesentlich höhere Wirkungsgrade und besseres Anlageverhalten. Ihre Marktchancen in unserem Land werden wesentlich von dem künftigen Marktpreis mit beeinflusst werden. Solaranlagen zur Raumheizung sind im Normalfall technisch zu aufwendig und dadurch zu teuer. Bei Solaranlagen ist der Installationsaufwand mit rund 50 Prozent der gesamten Anlagekosten sehr hoch, was sich in der wirtschaftlichen Bilanz negativ auswirkt.