Ihre Mutter war Försterin und Sie sind selbstverständlich mit dem Thema aufgewachsen, wie bringen Sie das Ihren Kindern nahe?
Wir sind viel in der Natur und ich zeige ihnen, wie alles mit allem zusammenhängt. Ich erkläre Ihnen, wie Bäume Sonnenenergie wandeln und speichern, wie sie miteinander hydraulisch oder biochemisch kommunizieren, wie sie vernetzt sind mit anderen Pflanzen und Tieren und wie sie mit anderen Pflanzen, zum Beispiel Pilzen, kooperieren, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Meine Kinder haben großen Respekt und würden niemals Müll im Wald liegenlassen oder Tiere quälen. Ich habe meinen Kindern vor allem analoge Fähigkeiten beigebracht, denn diese gehen den Kindern verloren. Sie sind aber extrem wichtig in Zukunft, um selbstbestimmt zu leben. Ich lehre sie, sich zu orientieren, im Wald zu überleben und ich vermittele ihnen handwerkliche Fähigkeiten bei der Holz- und Metallbearbeitung. Ich habe ihnen aber auch beigebracht, wie man gelungene Beziehungen aufbaut und dass Ehrlichkeit Zeit spart. Vieles davon habe ich in der Zeit in der Försterei gelernt.
Was muss die Regierung Ihrer Meinung nach ändern, damit mehr Menschen energieautark leben können bzw. wollen? Wie gelingt es, die Energiewende generell voranzubringen?
Das ist ein sehr komplexes Thema. Es muss eine Mischung sein aus richtigen Anreizen und Ordnungsrecht für die solare Nutzung, Verbesserung der Lebensqualität, Änderung der Fördermittelpraxis, Abbau von Bürokratie beim Denkmalsschutz und den Bebauungsplänen, flexiblem Netzausbau, sozialem energieautarkem Wohnungsbau und vor allem einem technologieoffenen Umbau unseres Energiesystems. Da läuft im Moment leider fast alles schief in der Politik.
Generell geht die Energiewende nicht über Druck, Strafen, schlechtes Gewissen und mit dem Einreden von Schuldgefühlen. Das verhindert Innovationen. Wir brauchen bei der Energiewende in der Masse beim Mietwohnungsbau neue Geschäftsmodelle. Ich spreche seit einem Jahr bei Immobilien von gestrandetem Anlagevermögen.
Da wirken drei Trends besonders heftig: erstens die CO2-Steuer, die zum größten Teil beim Vermieter bleibt, zweitens explodierende Instandhaltungskosten der Haustechnik wegen des Handwerkermangels und der extrem zahlreichen und komplexen Haustechnik, die wir einbauen. Drittens: Wegen der stark sinkenden Kaufkraft der Mieter geraten die gewohnten Kaltmieten unter Druck. Alles zusammen senkt die Wirtschaftlichkeit des vermieteten Gebäudes sehr stark ab.
Deshalb planen wir einen CO2-freien Gebäudebetrieb, enttechnisierte, nahezu wartungsfreie Heiztechnik und eine Pauschalmiete mit Energieflatrate, in der alle Kosten für Wohnen, Wärme, Strom und in Zukunft auch das Laden der Akkus im E-Auto enthalten sind. Das bringt bis zu drei Euro zusätzlicher Einnahme pro Quadratmeter Wohnfläche und Monat.
Ich bin also eher für Begeisterung und halte es mit Richard Buckminster Fullers Ausspruch: „Man schafft niemals Veränderung, indem man das Bestehende bekämpft. Um etwas zu verändern, baut man neue Modelle, die das Alte überflüssig machen.“
Im zweiten Teil des Interviews wird das Stichwort „enttechnisierte Heiztechnik“ genauer erklärt. Erscheint am 25. November 2022 auf www.heizungsjournal.de