"Modernisierungsstau", "milder Winter" und "niedriger Ölpreis", das sind derzeit die Unwörter der Heiztechnikbranche. Und natürlich kämpft auch das Marktsegment der Biomassekessel mit diesen Vokabeln. Im Interview mit dem HeizungsJournal erklären Dipl.-Ing. (FH) Martin Ecker, Geschäftsführer HDG Bavaria GmbH, und Dipl.-Ing. (FH) Peter Helmreich, Vertriebs- und Marketingleiter HDG Bavaria GmbH, warum sie und ihr Team dennoch positiv in die Zukunft blicken.
- Seite 1
- Seite 2
Interview: Martin Ecker, Geschäftsführer, und Peter Helmreich, Vertriebs- und Marketingleiter HDG Bavaria GmbH
Freitag, 27.03.2015
Der Markt für Biomassekessel – genauer: Pelletheizungen – hat im vergangenen Jahr gelitten. Ende 2013 bezifferte der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV) den Bestand an Pelletfeuerungen in Deutschland auf 321.500 Anlagen. Von den typischen Heizkesseln für Ein- und Zweifamilienhäuser (Leistung < 50 kW) seien lt. DEPV rund 212.500 Stück im Einsatz. Da die Rahmenbedingungen für den Tausch einer alten Heizung mit einer neuen Pelletfeuerung in 2014 nicht gerade attraktiv waren, nun die Frage: Sieht das neue Jahr rosiger aus?
Ecker:
Ja, das Jahr 2014 hat nicht nur uns überrascht, sondern die ganze Branche. Nachdem 2013 überaus erfolgreich verlaufen ist, rechneten fast alle Experten mit einem weiteren Wachstum – das Gegenteil war lange Zeit der Fall. Dass HDG das vergangene Jahr dennoch mit einem Rekordergebnis abschließen konnte, verdanken wir einem überaus starken letzten Quartal und den gemeinsamen Anstrengungen des ganzen Teams.
Helmreich:
Durch den überraschenden Verlauf des letzten Jahres sind wir auch vorsichtig geworden, was Prognosen für 2015 betrifft. Wie vor einem Jahr erleben wir erneut einen milden Winter, was den Markt erfahrungsgemäß beeinflusst. Insofern werden die nächsten Monate sicher wieder herausfordernd für die ganze Branche.
Stolz haben Sie Ende letzten Jahres ein Rekordergebnis vermeldet. Wie konnten Sie und Ihre Mannschaft dies erreichen? Wie lauten die Erfolgsfaktoren?
Ecker:
Wir freuen uns sehr, dass für uns 2014 doch noch so ein erfolgreiches Jahr geworden ist und sind sehr stolz auf die Leistung und den partnerschaftlichen Geist im Team. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist unser Know-how im Bereich Scheitholz- und Hackschnitzelkessel. In Deutschland waren diese Marktsegmente – aus denen HDG ja ursprünglich kommt – in den letzten Jahren vergleichsweise stabil. Hier haben wir noch Marktanteile hinzugewonnen und so den Nachfragerückgang im Pelletbereich kompensiert.
Helmreich:
Zudem haben wir vor zwei Jahren das HDG-"HeizungsbauPARTNER"-Konzept ins Leben gerufen, das sich beispielsweise in einer intensiven Unterstützung des Fachhandwerks bei komplexen Beratungsterminen und einer vertrauensvollen und intensiven Betreuung unserer Kunden widerspiegelt. Dieser treue Stamm an Kunden macht uns weniger anfällig für Turbulenzen am Markt.
Ecker:
Hinzuzufügen wäre noch, dass HDG mit Produkten für unterschiedlichste Holzbrennstoffe sowie Einsatz- und Leistungsbereiche breit am Markt aufgestellt ist. So findet fast jeder ein passendes Produkt "Made in Germany", was sicher ein Grund für das große Vertrauen ist, das uns unsere Kunden sowohl im Inland als auch im Ausland schenken.
Der Preis für Heizöl befindet sich seit geraumer Zeit auf Talfahrt – im Dezember 2014 kostete die Kilowattstunde Wärme aus Erdöl etwa 6 Cent. Eine Kilowattstunde Wärme aus Holzpellets (Qualität: ENplus A1) schlug im Dezember mit etwa 5 Cent zu Buche. Aufgrund des niedrigen Ölpreises betrug der Preisvorteil von Pellets zu Heizöl, laut Deutsches Pelletinstitut GmbH, nur etwa 13 Prozent. Im März 2014 hatte der Preisvorteil noch satte 31 Prozent betragen. Damit fällt – zumindest derzeit – ein wichtiges Beratungs- und Verkaufsargument "pro Pellet" weg. Warum sollten Modernisierer sowie private und öffentliche Bauherrn dennoch auf Pelletheizungen setzen?
Helmreich:
Für die langfristige Wirtschaftlichkeit einer Pelletheizung spielt ja nicht nur der momentane Preis des Brennstoffs eine Rolle, sondern auch Faktoren wie eine kalkulierbare Preisentwicklung oder fehlende Spekulationseinflüsse. Diesbezüglich wird sich die Wirtschaftlichkeit einer Pelletheizung nicht verschlechtern, nur weil der Ölpreis aktuell eher niedrig ist. In den Jahren 2002, 2003, 2004 und 2007 war Öl kurzzeitig sogar günstiger als Pellets – im Jahresmittel der letzten zehn Jahre lag der Pelletpreis im Durchschnitt dennoch 35 Prozent unterhalb des Ölpreises. Zudem kann man davon ausgehen, dass Öl in absehbarer Zeit wieder teurer wird. Die Frage ist hier nicht "ob" das passiert, sondern "wann".
Ecker:
Trotzdem stimmt es, dass sich die Situation aktuell aufgrund der stark gesunkenen Ölpreise anders darstellt, obwohl auch der Pelletpreis für die Jahreszeit sehr niedrig ist – eine Tonne kostet aktuell rund zehn Prozent weniger als noch vor einem Jahr. Unabhängig davon ist die Wirtschaftlichkeit nur eines der Argumente für die Entscheidung pro Pelletheizung. Daneben gibt es noch viele weitere wie Klimaschutz, Komfort, Effizienz und Innovation. Und nicht zu vergessen: Eine Pelletheizung bietet im Gegensatz zu einer Ölheizung Versorgungssicherheit mit einem heimischen Energieträger.
Weiterführende Informationen: https://www.hdg-bavaria.com/de/
Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!