„Wir begrüßen den Trend zur Modernisierung der Heiztechnik. Er ist gut fürs Klima, die deutsche Wirtschaft und natürlich auch die Bürgerinnen und Bürger, da moderne, effiziente Heizungen den Energiebedarf reduzieren“, unterstrich Markus Staudt, Hauptgeschäftsführer des BDH. Für die künftige Marktentwicklung in der Heizungsbranche sieht er Wachstum trotz Hemmnissen. Dazu zählen der Markt-Einbruch beim Neubau von Gebäuden, die unsteten Energiepreise mit eher steigender Tendenz sowie die hohe Inflation und steigende Zinsen. Besorgt zeigte er sich wegen des Ungleichgewichts beim Wachstum. „Während die Wärmepumpen-Hersteller am Limit arbeiten, gibt es noch großes Potential bei der Biomasse, die als klimaneutraler und erneuerbarer Energieträger ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Wärmewende leisten kann.“
Kurz vor Beginn der ISH 2023 bekam die Branche Gegenwind, als in der Öffentlichkeit auf den Einsatz von „extrem klimaschädlichen Kältemitteln“ in Wärmepumpen und Klimaanlagen hingewiesen wurde – sprich: auf fluorierte Treibhausgase (F-Gase). Denn in einigen Kältemitteln kommen auch Stoffe aus der Gruppe der per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) zum Einsatz. PFAS werden aufgrund ihrer wasser-, öl- und schmutzabweisenden Eigenschaften vielseitig eingesetzt, informierte das Umweltbundesamt (UBA). Jedoch sind sie in der Umwelt kaum abbaubar. „Einige PFAS reichern sich in der Umwelt und in Organismen an und wirken zudem gesundheitsschädigend.“ Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ergänzte, dass die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) ein Verbot der Herstellung, der Verwendung und des Inverkehrbringens von sogar mindestens 10.000 PFAS vorgeschlagen hatte. Aktuell laufe eine öffentliche Konsultation. Voraussichtlich im Jahr 2025 könne dann mit einer Entscheidung der Europäischen Kommission über diesen PFAS-Beschränkungsvorschlag gerechnet werden.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) betonte die Dringlichkeit für einen raschen Ausstieg aus der Nutzung von F-Gasen sowie neuen chemischen Substituten als Kälte-, Isolier- und Treibmittel. Denn der Bedarf an Kältemitteln steige rasant an: „So sollen bis 2030 in Europa 50 Millionen Wärmepumpen verbaut und bis zum Jahr 2050 weltweit 5,5 Milliarden Klimaanlagen im Einsatz sein.“ Dass natürliche Kältemittel als Alternative zukunftssicher und attraktiv sind, lasse sich nicht nur in Supermärkten beobachten, die in neuen Anlagen zu großen Teilen bereits natürliche Kältemittel verwenden. „Auch im wachsenden Markt der Wärmepumpen bietet mittlerweile fast jeder Hersteller Modelle an, die mit dem natürlichen Gas Propan (R290) besonders effizient betrieben werden. Wärmepumpen mit R290 bieten sich vor allem für den Einsatz in Bestandsgebäuden an, da hiermit hohe Vorlauftemperaturen mit ei-nem effizienten Betrieb kombiniert werden können.“
„Deutschland und weitere EU-Mitgliedsstaaten haben ein weitreichendes Verbot von PFAS-Chemikalien vorgeschlagen“, bestätigte der BDH. „Davon betroffen sind auch synthetische Kältemittel in Heizungswärmepumpen.“ Die deutsche Heizungsindustrie unterstütze die Ziele des Umwelt- und Klimaschutzes und erweitere unter Hochdruck das Angebot von Wärmepumpen, die mit innovativen natürlichen und umweltfreundlichen Kältemitteln betrieben wer-den. Um Rechtssicherheit hierfür zu schaffen, seien aber klare Regeln für Kältemittel im EU-Binnenmarkt dringend erforderlich. Ein realistischer politischer Fahrplan sollte die Hersteller unterstützen, natürliche Kältemittel für alle relevanten Massenmarkt-Anwendungen auf den Markt zu bringen – ohne Rückgriff auf umweltschädliche Kältemittel, einschließlich PFAS. Die Bundesregierung fördert schon jetzt Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln durch einen Zusatzbonus. Ab 2028 sollen grundsätzlich nur noch Geräte mit natürlichen Kältemitteln förderfähig sein. Dazu Staudt: „Wir befürworten ausdrücklich den Einsatz von umwelt- und klimafreundlichen, natürlichen Kältemitteln in Heizungswärmepumpen. Die grüne, wirklich nachhaltige Wärmepumpe ist eine Chance für die heimische Wertschöpfung und die Energiewende. Klare – aber machbare – Regeln schützen die Umwelt und schaffen Investitionssicherheit für einen erfolgreichen Wärmepumpenhochlauf.“