Kurzduscher haben kein Stromproblem …!?

Montag, 05.09.2022

Seit das russische Gas nicht mehr so selbstverständlich und mengenreich fließt wie gewohnt, überbietet sich das politische Berlin im Wettbewerb um den besten, wirkungsvollsten, wirkungslosesten, praxisfernsten oder schrägsten Energiespartipp. Den Anfang machte der Vize-Kanzler unserer Herzen, der rhetorisch dauerherzlich zugewandte Robert Habeck mit seiner „maximal 2 bis 3 Minuten Morgendusche“ („Außerdem komme ich spät nach Hause, stehe um sechs auf und bin um sieben Uhr schon wieder weg. Da muss man im Winter gar nicht heizen.“ WELT online, 24.06.22). Und legt in derselben Gazette knapp 14 Tage später technisch-wissenschaftlich fundiert ausgebildet nach: „Wir haben ein Wärme- und ein Versorgungsproblem, kein Stromproblem. Und da hilft uns Atomkraft gar nichts.“ Wobei der Bundes-Robert hier übrigens in der Tradition des grünen Multitools Claudia Roth steht, die schon vor 15 Jahren wusste: „Mit Verlaub, mit Atomenergie kann man im Winter nicht heizen!“ ...

Bild eines Stromzählers und alte Schmelzsicherungen: „Wir haben ein Wärme-, kein Stromproblem“: Zumindest für die alten Schmelzsicherungen ist wirklich lebenserhaltend, dass die Aussagen mancher PolitikerInnen (m/w/d/*/) keine Anlaufstromspitzen verursachen ...
Quelle: Martin
„Wir haben ein Wärme-, kein Stromproblem“: Zumindest für die alten Schmelzsicherungen ist wirklich lebenserhaltend, dass die Aussagen mancher PolitikerInnen (m/w/d/*/) keine Anlaufstromspitzen verursachen ...

Jetzt kann jeder/jede zur Atomkraft stehen, wie er/sie/es will, oder ob der energetischen Bedeutung einer Kurzdusche denken, was m/w/d möchte: Schön wäre, wenn auch die Fraktion „Singen und Klatschen: 1; Physik und Chemie: 6; Versetzung trotzdem nicht gefährdet“ irgendwann erkennt, dass eine sichere Energie- und damit Wärmeversorgung ein ausgesprochen komplexes Thema ist – und tatsächlich alles mit allem zusammenhängt.

Denn es wird spätestens dann gefährlich, wenn als Folge solcher Sprechblasen beispielsweise Leute in den Führungsetagen irgendwelcher Immobilienkonzerne laut anfangen darüber nachzudenken, nachts tatsächlich nicht mehr zu heizen. Oder die Warmwasser-Temperaturen Energie sparend deutlich abzusenken – und damit nicht nur grundlegende Versorgungsrechte von Mietern, sondern genauso elementare Schutzziele (Stichwort: Legionellen) einfach über Bord werfen. Oder wenn eine Heizungsbauer-Crash-Ausbildung als „Fachkräftebooster“ eingefordert wird, damit künftig Anlernkräfte zum Beispiel die millionenschwer geförderten Wärmepumpen einbauen, die – siehe oben – problemlos das Wärmeproblem lösen, weil wir ja kein Stromproblem haben ...

Da kann man nur Staunen! Also in jene emotionale und intellektuelle Haltung verfallen, den die griechische Antike als pathologischen Seelenzustand kannte – der einer Unwissenheit entstammt, die es durch Vernunfterkenntnis zu überwinden gelte ...

Ob das funktioniert??

Von Eckhard Martin
Chefredaktion SanitärJournal
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