KWK

KWK-Branche hadert mit der Politik

Mittwoch, 07.12.2016

Die Debatte um eine Wärmewende werde von vielen Akteuren häufig unter den Tisch gekehrt, bemerkte Verlinden. Es bestehe zudem der Eindruck, dass bei energiepolitischen Entscheidungen der Trend wieder zu zentralistischen Ansätzen geht. Sie rief vielmehr zu einem mutigen Einstieg in den Kohleausstieg auf – allein schon, um die langfristig gewünschte Dekarbonisierung einmal anzupacken. Bezüglich der verfahrenen Situation beim KWKG zeigte sie sich über die geringe Vorbereitung mit der EU überrascht. Angesichts der zweijährigen Vorlaufzeit für die Novellierung sei sie Anfang dieses Jahres dann doch geschockt gewesen. "Da wurde schlecht gearbeitet."

Der Kohleausstieg erfordere, mit Blick auf die betroffenen Arbeitsplätze, kluge Konzepte für eine Strukturförderung, bekräftigte Bulling-Schröter. Trotz allem bräuchten wir unter Klimagesichtspunkten einen Strukturwandel. Dies sei ein längerfristiges Projekt. Hier müsste die Bundesregierung eigentlich viel mehr tun. Stattdessen werde der Klimaschutzplan 2050 immer weiter verwässert. "Die Kohlelobby ist sehr, sehr stark." Im Vergleich dazu bemerke man von der KWK-Lobby zu wenig.

"Die Energiewende muss von allen bezahlt werden", forderte Bulling-Schröter mit Blick auf die vielen Privilegien bei der EEG-Umlage. "Das hat auch was mit Akzeptanz der Energiewende zu tun." Wenn der Bürger immer höhere Strompreise zahlen muss, viele Unternehmen aber befreit würden, kämen Fragen nach Gerechtigkeit und Politikverdrossenheit auf. Verlinden kritisiert in diesem Zusammenhang, dass an energieintensive Unternehmen keine Mindestanforderungen an die Energieeffizienz gestellt werden, bevor diese von der EEG-Umlage befreit würden. So bekommen sie einen Rabatt auf Kosten der anderen Stromkunden, ohne einen Nachweis, dass sie selber auch schon Maßnahmen zur Effizienzsteigerung des Unternehmens unternommen haben. So sei von Fällen berichtet worden, bei denen Unternehmen sogar absichtlich mehr Energie verbrauchen, um den Schwellenwert für die Privilegierung zu erreichen. Hier müsse etwas geschehen. So gebe es bereits den Vorschlag, Benchmarks für den Energiebedarf in einzelnen Branchen einzuführen, nach denen sich der Rabatt dann ausrichtet.

Ergänzend zu den von der Politik geprägten Reden und Diskussionen wurden in weiteren Kongress-Vorträgen Themen wie KWK und Kälte, Direktvermarktung, Mieterstrom und der Blaue Strom beleuchtet. Im Foyer informierten zudem SenerTec, Deutsche Messe, Aprovis Energy Systems, Clean Energy Sourcing, Umweltbank und Sokratherm über ihre Produkte bzw. Dienstleistungen.

Senertec-Ausstellung im Foyer.
Quelle: Robert Donnerbauer
Im Rahmen einer Ausstellung im Foyer informierten verschiedene Firmen, wie hier SenerTec, über ihre Produkte bzw. Dienstleistungen. Dies bot den Kongressteilnehmern denn auch Gelegenheit zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch.

Deutsche Messe-Ausstellung im Foyer.
Stand von Deutsche Messe.

Stand von Aprovis Energy Systems im Foyer.
Quelle: Robert Donnerbauer
Stand von Aprovis Energy Systems.

Der Ausstellungsbesuch bot den Kongressteilnehmern in Verbindung mit den politischen Diskussionen reichlich Gelegenheit zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch rund um das Thema KWK.

Clean Energy Sourcing-Stand im Foyer.
Quelle: Robert Donnerbauer
Stand von Clean Energy Sourcing.

Umweltbank-Stand im Foyer.
Quelle: Robert Donnerbauer
Umweltbank-Stand im Foyer.

Sokratherm-Stand im Foyer.
Quelle: Robert Donnerbauer
Stand von Sokratherm.

Zwar werde die Branche durch die rigide Politik derzeit stark gebremst, doch sei Potential für die KWK über alle Anwendungsbereiche hinweg noch reichlich im Markt vorhanden, bekräftige Müller-Urlaub bei einem Pausengespräch. Dies reiche von der Brennstoffzellenheizung im Privathaushalt bis zur Strom-, Wärme- und Kälteversorgung in der Industrie. Aktuell versuche man verstärkt, auch Handwerk und Planer von den Möglichkeiten und Vorteilen der KWK zu überzeugen. In der Industrie biete sich die KWK oft sogar mit traumhaften Amortisationszeiten an. Aufholarbeit sei besonders bei kleineren Betrieben und in der Wohnungswirtschaft zu leisten. Der Markt ist da, aber er muss immer wieder überzeugt werden.

Brosziewski warnte ergänzend vor einem ständigen Marktvergleich mit der jüngeren Vergangenheit. "Das kann eine volatile Nervosität auslösen." Als das KWKG 2009 zum KWKG 2012 verbessert wurde, gab es einen erheblichen Schub in der Nachfrage. "Wenn dieser Schub jetzt nachlässt, heißt das ja nicht, dass der Markt tot ist." Nach seiner Beobachtung stabilisiere sich der Markt derzeit, besonders in der mittelständischen Industrie. Dort lerne man, die Geschäftsmodelle, wie betreibe ich meine Energieversorgung im produzierenden Betrieb, neu zu denken. Dass die Energiepolitik des Bundeswirtschaftsministeriums dabei teilweise immer wieder Salz in die Suppe streut, bis sie nicht mehr schmeckt, mache die Sache zwar nicht einfacher, aber nicht tot.

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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