Das Marktgeschehen für Anlagen mit effizienter, dezentraler KWK (Kraft-Wärme-Kopplung) war im vergangenen Jahr geteilt. Während sowohl die Mikro-KWK als auch Großanlagen über 1 MW einen regelrechten Nachfrageeinbruch erlebten, konnten Hersteller von KWK-Anlagen mit einer elektrischen Leistung zwischen 10 kW und 1 MW noch einmal zulegen. Hersteller und Verbände zeigten sich auf den Frühjahrsmessen angesichts einer Verunsicherung durch die Politik besorgt über die weitere Entwicklung.
KWK-Markt zeigt sich vielschichtig
Hersteller unterstreichen Bedeutung als Effizienztechnologie
Donnerstag, 30.07.2015
Die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) gilt als eine tragende Säule der Energiewende. Überall dort, wo der Strom und die bei der Stromerzeugung anfallende Abwärme möglichst auch selbst genutzt werden können, ergeben sich ideale Einsatzbereiche – ob im Einfamilienhaus, Gewerbe, Industrie oder Krankenhaus. Realisiert wird sie im kleinen Leistungsbereich meist mit Blockheizkraftwerken (BHKW). Die elektrische Leistung liegt bei der Mikro-KWK um 1 kW, bei der Mini-KWK zwischen rund 3 und 50 kW. Viele Hersteller informierten auf den diesjährigen Frühjahrsmessen ISH und Hannover Messe über ihr breites Produktangebot.
Der Markt zeigte sich im vergangenen Jahr äußerst vielschichtig. Insgesamt ist die Anzahl der beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zugelassenen neuen, modernisierten und nachgerüsteten KWK-Anlagen um 1,8 Prozent auf 6.784 zurückgegangen. Besonders betroffen waren der kleine und der große Leistungsbereich. So erlebte die Mikro-KWK unter 2 kW einen Einbruch um 36 Prozent auf 1.260 Anlagen. Auch die Mini-KWK musste im unteren Bereich zwischen 2 und 10 kW einen leichten Rückgang verzeichnen, um 1,5 Prozent auf 2.431 Anlagen. Mini-KWK im Bereich zwischen 10 und 50 kW hingegen konnte um 23 Prozent auf 2.186 Anlagen zulegen. Bei KWK-Anlagen mit Leistungen zwischen 50 kW und 1 MW stieg die Nachfrage gar um 45 Prozent auf 799 Anlagen. Bei über 1 MW hingegen brach der Markt um 27 Prozent auf nur noch 108 Anlagen ein.
Wie der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK) vermeldete, liege es nun auch an der Politik, wie sich der Ausbau der KWK weiter entwickelt und wie die KWK in das sich wandelnde System der Energieversorgung eingebunden werden kann. Die von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel in den im Frühjahr veröffentlichten Eckpunkten zur bevorstehenden Novelle des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes (KWKG) vorgeschlagene Neudefinition des KWK-Ausbauzieles und die Streichung der Zuschläge für eigengenutzten Strom aus neuen KWK-Anlagen lehne man ab. Diese würden den Zubau neuer KWK-Anlagen zum Erliegen bringen, betonte Berthold Müller-Urlaub, Präsident des B.KWK.
Müller-Urlaub hob die Bedeutung der KWK als Effizienztechnologie hervor. "Sie ist in der Lage, den politisch gewünschten weiteren Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung aus Wind und Sonne zu ermöglichen und eine Integration in die Versorgungsnetze Strom, Wärme, Kälte und Gas zu realisieren. In Verbindung mit Wärme- und Kältespeichern ist die KWK flexibel und kann strommarktorientiert betrieben werden." Für Strom aus KWK-Anlagen stellte der B.KWK auf der Hannover Messe erstmals der breiten Öffentlichkeit ein Gütesiegel vor: "Der blaue Strom". Als eigene Marke soll der Strom aus KWK für Kunden identifizierbar werden und den Erzeugern als Alleinstellungsmerkmal dienen. Das Zertifikat würde der Bundesverband erteilen. Dies gebe dem Verbraucher die Sicherheit, dass "Der blaue Strom" auch tatsächlich aus hocheffizienten KWK-Anlagen kommt. "Blau steht dabei für ressourcenschonende und effiziente Produkte und Technologien", erklärte Müller-Urlaub. Dies finde man auch bereits als Umweltzeichen "Der blaue Engel" oder im Automotivbereich als "BlueMotion".
"Während grüner Strom aus regenerativen Quellen stammt, lässt sich elektrische Energie aus KWK-Anlagen am Markt bisher nicht identifizieren", erläuterte Müller-Urlaub. "Obwohl KWK-Strom besonders umweltfreundlich ist, fand er bisher zusammen mit Strom aus Atomkraftmeilern und herkömmlichen Kraftwerken als Graustrom seinen Weg zum Endkunden. KWK-Anlagen greifen neben Biomasse und Bioenergie zwar auch auf fossile Brennstoffe als Energieträger zurück, nutzen die Primärenergie aber hocheffizient. Denn im Gegensatz zu rein stromproduzierenden konventionellen Kraftwerken geben sie die ungenutzte Abwärme nicht einfach in die Umwelt ab, sondern stellen diese neben dem erzeugten Strom als verkaufsfähiges Produkt bereit. Moderne KWK-Anlagen erreichen auf diese Weise einen Gesamtnutzungsgrad von bis zu 90 Prozent. Einher geht dieser mit einem reduzierten Schadstoffausstoß."
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