Nur hatte dieses Konzept unter anderem – es spielen noch weitere Gründe in den Schiffbruch hinein – den PV-Boom in Deutschland aufgrund der damals hohen Einspeisevergütungen nicht einkalkuliert. Die ehedem teuer zu bezahlenden mittäglichen Stromspitzen an der Leipziger Strömbörse blieben und bleiben aus. Die Siliziumzellen brechen sie weg. Lichtblicks Contracting-Angebot, das mit 1.500 Hochtarif-Betriebsstunden im Jahr die Maschinen finanzieren sollte, fehlte die Grundlage.
Dem Versorger blieb nichts anderes übrig, als die BHKWs mehr schlecht als recht klassisch zu verkaufen – mehr schlecht deshalb, weil der Stromhändler als normaler Wettbewerber der etablierten Heizungsindustrie doch weitgehend auf verlorenem Posten kämpft.
Wende zur Wärmepumpe
Der aktuelle Schwenk auf die Wärmepumpe folgt der neuen Idee, nicht mit Strom, sondern mit der Dienstleistung „Energiemanagement“ Umsatz zu generieren.
Das Unternehmen gesteht ein: „Die Rahmenbedingungen auf dem Energiemarkt haben sich seit einigen Jahren grundlegend geändert. Wir mussten deshalb unser Geschäftsmodell des »Zuhause-Kraftwerks«, an dem wir nach wie vor festhalten, neu überarbeiten beziehungsweise anpassen. Im Schwarmstrom-Konzept sehen wir aber nach wie vor ein großes Potential.“ Der das sagt, Lichtblick-Pressesprecher Ralph Kampwirth, nennt die Nachfolger der VW-Maschinen: Wärmepumpe, Batterie, PV und Co., vor allem aber eine Software namens „Schwarmdirigent“.
Software „Schwarmdirigent“
Die vernetzt und gleicht anhand von Wetterdaten, Verbrauchsprofilen, Kundenwünschen („Wir sind ein Rentnerehepaar, der Speicher muss erst morgens gegen 9.00 Uhr gefüllt sein“) Erzeugung, Angebot und Verbrauch aus. Es handelt sich also weiterhin um ein virtuelles Kraftwerk. Doch wollen die Norddeutschen nicht nur damit Geld verdienen, sondern noch mehr mit den Blaupausen.
Als neue Kunden haben sie ihren Wettbewerb im Visier: Den „Schwarmdirigent“ bieten sie Kraftwerksbetreibern käuflich zur Optimierung des Anlagenbetriebs an oder aber als Lichtblick-Dienstleistung, quasi als Lohnauftrag „Optimierung eines virtuellen Kraftwerks“. Für beide Varianten scheint Nachfrage zu bestehen, beziehungsweise die Nachfrage besteht für eine Software, die so etwas reibungslos und energieeffizient managt.
Wärmepumpe macht’s preiswert
Mit der Einbindung des Bausteins Wärmepumpe reagiert die Hamburger Gesellschaft auf eine Entwicklung, die der unterzeichnete Pariser Klimavertrag mittelfristig vorgibt – Gleichgewicht zwischen Emission und Absorption von CO2 ab der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts – und die EnEV 2016 kurzfristig.
EnEV 2016: Die Branche spürt eine zunehmende Akzeptanz der Wärmepumpen durch die Wohnungswirtschaft. Sie, die Wohnungswirtschaft, muss entweder die verlangten 25 Prozent Primärenergieeinsparung ab Januar dieses Jahres (25 Prozent im Vergleich zur vorherigen Rechtsordnung) mit aufgeblähter Wärmedämmung teuer erkaufen – plus eine zusätzliche Erneuerbare-Energien-Technologie. Die schreibt bekanntlich das EEWärmeG vor und die muss je nach System zwischen 15 und 50 Prozent des Wärme- und Kältebedarfs decken. Oder sie nimmt statt fossilem Kessel und Polystyrolblöcken auf der Fassade eine nachhaltige Wärmepumpe als Hauptwärmeerzeuger. Die Wärmepumpe allein macht ohne Mehrinvestition in die Bauphysik Neubauten bereits EnEV 2016- und EEWärmeG-konform. Damit rechnet sich diese Alternative mit Wärmepumpe in vielen Fällen schon aus rein wirtschaftlicher Betrachtung.
Die gesamte Energiewirtschaft redet mittlerweile der Wärmepumpe angesichts des Überflusses an Strom, „der uns in spätestens fünf Jahren aus den Ohren quellen wird“ (Stadtwerke Düsseldorf), das Wort. Die Zahlen belegen das: An der derzeit installierten Kapazität von 190.000 MW halten die „Erneuerbaren“ bereits rund 90.000 MW, also die Hälfte. Da sich ihre Aktivitäten bei Wolken verhangenem Himmel und Flaute in Grenzen halten, tragen sie zwar nur zu 30 Prozent zur Stromdeckung bei, aber der Ausbau nimmt ja kein Ende. Man beachte nur all die Schwertransporter mit Windflügeln und Maststücken von 50 Metern Länge, die sich zurzeit über Autobahnen und Straßen quälen.