Wie nachhaltig ist Ökostrom?
Unter anderem denkt Lichtblick an diese Spezies von Generatoren bei der Umgestaltung der Dienstleistung „Schwarmenergie“. Deren Kernelement ist seit Beginn der Geschäftsaufnahme vor knapp 20 Jahren der Ökostrom.
Doch kam der – und kommt heute immer noch – vornehmlich aus Wasserkraftwerken. Die gelten zwar als ökologisch, aber nicht im Sinne einer Energiewende, denn die Mehrheit der Wasserkraftwerke hat längst ihren Abschreibungszeitpunkt hinter sich. Ihre Umweltfreundlichkeit ist im Primärenergiefaktor erfasst. Würde man den Ökostrom aus Wasserkraftwerken bündeln und separat vertreiben, hätte der restliche Strom eine weitaus geringere erneuerbare Komponente (Wind, PV und Biomasse), und es müsste sein Primärenergiefaktor angehoben werden.
Doch kann eine Aufgliederung in „Good-“ und „Bad-Energy“, ähnlich dem Bankenmodell, schon deshalb nicht klappen, weil es versorgungslogistisch gesehen nur einen einzigen Elektrizitäts- „See“ gibt, in den sämtliche Flüsse fließen und aus dem alle Anrainer entnehmen. Eine Ökostrom-Bestellung hat nur dann ökologischen Wert, wenn der Anbieter bestimmte Auflagen erfüllt. Folgende zeichnen sich unter anderem mehr und mehr ab, hier angelehnt an das „ok-power“-Siegel:
Der Strom muss erstens zu 100 Prozent Strom aus Erneuerbarer Energie sein.
Zweitens muss mindestens ein Drittel der verkauften Strommenge aus umweltschonenden Kraftwerken stammen, die nicht älter als sechs Jahre sind. Das heißt also, da ein sechsjähriges Kraftwerk im siebten Jahr aus der Berücksichtigung fällt, muss nachgebaut werden.
Das Gleiche gilt für die dritte Auflage, dass mindestens ein weiteres Drittel der verkauften Strommenge aus Erneuerbare-Energien-Kraftwerken kommen muss, die nicht älter als zwölf Jahre sind.
Neubau ein Muss
Die Baujahre können im Einzelfall von Siegel zu Siegel abweichen, aber die Absicht ist klar, über solch eine Bestimmung zu Neubauten und damit zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien an der Elektrizitätserzeugung zu zwingen. Wie angedeutet, die genannte Altersbegrenzung auf sechs und zwölf Jahre schreibt das Siegel „ok-power“ vor. Das verleiht der gemeinnützige EnergieVision e.V., eine Gründung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und des Öko-Instituts e.V., Freiburg.
Lichtblick führt dieses „ok-power“-Label und damit könnte das Unternehmen tatsächlich einen Beitrag zur nachhaltigen Wärmewende leisten – wenn denn zum einen ausreichend Betreiber von Wärmepumpen zu Lichtblick als Versorger wechseln und sie sich zweitens in das virtuelle Schwarmstrom-Kraftwerk einbinden lassen würden.
Beitritt zum Bundesverband Wärmepumpe: Annäherung an Hersteller
Deshalb der Beitritt zum Bundesverband Wärmepumpe: Mehr Heizungskompetenz und Vertragspartner ins Boot zu holen. Der Erfolg des Schwarmstrom-Konzepts hängt von der Qualität der systemischen Einheit ab. Die Idee und eine Software reichen nicht. Die Komponenten müssen zueinander passen, müssen miteinander kommunizieren können, müssen von Handwerkern installiert werden, die ihr Handwerk tatsächlich verstehen. Und das ganze Modell muss mit der Heizungskompetenz der Heizungsindustrie unterfüttert sein. Es bedarf deren Technik-, Markt- und Vertriebskompetenz. Ebenfalls wegen dieses Mangels, nicht nur wegen des PV-Booms, ist ja das frühere VW- „Zuhause-Kraftwerk“ gescheitert. Diese Heizungskompetenz schließt unter anderem gemeinsame Entwicklungen ein. Mit der Wärmepumpe alleine ist es nicht getan. Den Stromüberschuss fängt viel wirtschaftlicher eine Art Tauchsieder im Speicher ab. Denn für diese negative Regelenergie zahlen die Versorger noch Geld. Zwar fiel der Preis für die Megawattstunde in 2015 erheblich – in den Jahren zuvor gab es bis 1.000 Euro für die Abnahme von 1 MWh –, aber die Bereitstellung einer Stromsenke dürfte sich noch auf Jahre lohnen. Warum für diese Aufgabe vier Stunden eine Wärmepumpe mit COP 4 verschleißen lassen, wenn es genügt, für den gleichen Ertrag den Heizstab im Boiler für eine Stunde einzuschalten? Die Vernetzung zum virtuellen Kraftwerk mit Batterie, PV-Modul, mit dem Modem des Übertragungsnetzbetreibers und der Software als Energiemanager muss als „Plug-and-Play“-Installation konfiguriert sein. Deshalb die Annäherung an Hersteller und deren Know-how. Aus Schaden wurde Lichtblick klug.