Die zusätzlich vorhandene Förderung der steuerlichen Abschreibung ist noch zu unbekannt. Hier arbeiten wir an einer Kommunikation, um den Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Da die Bioerdgas-Kontingente aktuell noch begrenzt sind, wird der Markt 2023 weiterhin auf vergleichsweise geringem Niveau bleiben. Ein Ausblick ist derzeit schwer möglich.
Ich erwarte, dass durch die erwähnten Verschlechterungen der Regularien der Markt sogar unter dem Niveau von 2022 bleiben wird. Die Abhängigkeit der Brennstoffzelle vom Markt Deutschland gilt es entsprechend zu vermindern. Die massiven Investments der Industrie rechnen sich am Ende nur, wenn wir hier auch in anderen Märkten erfolgreich sind. Das von der EU-Kommission geförderte Projekt PACE, das kürzlich erfolgreich abgeschlossen wurde, hat gezeigt, dass insbesondere Belgien und UK aber auch weitere Märkte in Europa ein sehr großes Interesse haben.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten hatten zahlreiche Hersteller BZH im Angebot. Darunter tauchten Namen auf wie Sulzer Hexis, Vaillant, European Fuel Cell (EFC), Baxi Innotech, BDR Thermea, Buderus, Bosch Thermotechnik, Viessmann, Elco (MTS-Group), Elcore, Freudenberg Sealing Technologies, RWE Fuel Cells, Ceramic Fuel Cells (CFC), Solidpower oder Sunfire. Über die Jahre haben viele freiwillig oder zwangsweise ihr Engagement eingestellt. Wie haben Sie diese Entwicklung beobachtet?
Die Entwicklung hat ganz unterschiedliche Ursachen. Manche haben ihre Strategie schlicht auf andere Lösungen fokussiert, andere waren für den Hochlauf der Brennstoffzelle am Ende schlicht zu klein. Nach Forschung und Entwicklung erfolgt die Industrialisierung der Technologie. Das ist der mit Abstand anstrengendste Teil auf dem Weg zur erfolgreichen Marktdurchdringung und gilt für alle Innovationen.
Um ganz offen zu sein: Ich glaube, dass wir hier in Deutschland – aber auch in Europa – im Vergleich mit anderen Teilen der Welt wie Asien nicht besonders gut aufgestellt sind. Es fehlt oft der Mut, auch über längere Distanzen einen anstrengenden Weg durchzuhalten. Das ist bedauerlich und muss aus meiner Überzeugung auch verändert werden. Da haben die von Ihnen erwähnten größeren Hersteller sicherlich einen Vorteil, auch einmal diesen längeren und anstrengenden Weg zu gehen. Das ist bis heute erfolgreich gelungen.
Wie schätzen Sie das Interesse an diesem Marktsegment aktuell noch ein?
Das Interesse ist nach wie vor sehr hoch. Allerdings ist die bereits angesprochene Unsicherheit nicht förderlich. Die Brennstoffzelle ist da ganz offensichtlich auch Opfer der Politik, die selbst hocheffiziente Lösungen wie die Brennstoffzelle ablehnt, wenn sie übergangsweise noch mit Erdgas betrieben wird. Und das obwohl auch mit Erdgas sofort Kohlendioxid-Einsparungen von mindestens 30 Prozent – in vielen Fällen sogar bis zu 50 Prozent – möglich sind. Insbesondere mit Blick auf die Rolle von grünen Gasen im Wärmemarkt, wie Bioerdgas und langfristig auch grünem Wasserstoff, kann die Brennstoffzelle ihre Vorteile voll ausspielen.
Wir müssen als Industrieland diese Brücke erfolgreich gestalten. Wer heute eine Technologie aufgibt, die wir für eine Zukunft mit grünen Gasen dringend benötigen, verspielt auch Lösungen, die zur Erreichung der Klimaziele dringend erforderlich sind. Fazit: Das Interesse der Kunden ist nach wie vor sehr hoch. Wenn sich die Rahmenbedingungen aber stark verschlechtern, schlägt sich das selbstverständlich auf die Kaufentscheidung aus.
Nachdem die deutsche Niederlassung von SolydEra (der ehemaligen Solidpower) im Juli 2023 einen Insolvenzantrag gestellt und nun auch die Herstellung und den Verkauf des Bluegen BG-15 eingestellt hat, vertritt die Initiative Brennstoffzelle (IBZ) nur noch die Technik von Panasonic – angeboten von Viessmann und der BDR Thermea Group (von den Töchtern SenerTec, Brötje und Remeha). Wie soll es da mit der IBZ weitergehen?