Da die Hauseigentümerin berufstätig, mithin tagsüber nicht zu Hause ist, passt ihre Tagesganglinie genau in das genannte Powertrust-Schema. Also: Tagsüber sammeln, abends den Fiat befüllen. Im März 2019 wechselte der Speicherlieferant deshalb den 9,3er- gegen einen 17,3er-„CrystalTower“ aus, dreiphasig und mit Notstromfunktion. In Ortsrandlage von Bremen geht schon mal das städtische Licht aus. Die Anlagen von Powertrust springen in diesen Fällen automatisch ein. Auch deshalb, weil ihnen der Hersteller eine garantierte 30-Prozent-Notstromreserve einprogrammierte. So gesehen puffert die Einheit rund 26 kWh ab, 17,3 kWh nutzbare Kapazität (Netto-Kapazität) zuzüglich 8,6 kWh garantierte Notstromreserve, die immer zur Verfügung steht, selbst wenn die Netto-Kapazität aufgebraucht sein sollte. So steht im Falle eines „Blackouts“ genug Strom zur Verfügung, um Haus und Wärmepumpe bei Stromausfall einige Stunden im Inselbetrieb zu versorgen.
Wie sehen Bedarf und Verbrauch des E-Mobils aus? Der „Fiat 500-e“ hat eine Akkukapazität von 24 kWh und verbraucht auf 100 Kilometern 13 kWh. Für ihren Arbeitsweg nutzt die Hausherrin rund 9 kWh der gesamten Akkukapazität. Bei dem 17,3er-„CrystalTower“ beträgt die Lade- und Entladeleistung 7,2 kW. Der Fiat zieht maximal 3,7 kW aus dem Speicher, mehr kann er nicht.
Powertrust-Mann Heitshusen geht noch einmal auf das werkspezifische Speicherlademanagement ein. „Das heißt, im Grunde nutzen wir 24 Stunden am Tag den Solarstrom. Am Tag direkt vom Dach, was das Effizienteste ist. Und in der Nacht aus der Batterie. Die PV-Absorber legen wir bis 2 kW größer aus als unsere Mitbewerber. Die sparen wir aber an der Batterie ein. Die darf 1 oder 2 kW kleiner sein. Nur weil irgendwann tagsüber die Waschmaschine läuft und zwischendurch 50 Watt fehlen, weil eine Wolke vorbeizieht, kommen dann so Aussagen von den Herren Solarteuren, na ja, eine 8-kWp-Anlage, da muss ein 8-Kilowattstunden-Speicher dran. Warum? Das muss alles aufeinander und auf das Verbrauchsverhalten des Kunden abgestimmt sein. Wir müssen draußen beim Kunden den Lastgang aufnehmen, ihn ordentlich beraten. Was brauchen Sie wann? Welche Leistungen haben Ihre einzelnen Geräte? Wann laden Sie das Auto? Können wir für die Wärmepumpe Sperrzeiten eintragen, damit sie nicht mitten in der Nacht läuft? Diese und noch mehr Fragen müssen Sie stellen!“ Und was macht Powertrust mit den Antworten? „Wir verlegen Datenkabel, damit die Geräte miteinander kommunizieren können. Zum Beispiel bei einem größeren Objekt die Wärmepumpe mit dem BHKW und dem Stromspeicher. Nur so wird aus einem ineffizienten Stückwerk ein effizientes Energiesystem. Ansonsten rumpeln drei oder vier Geräte nebeneinander her.“
Energie-Kommunikation entscheidend
Im Detail ist das gemeint: „Die erneuerbaren Energiesysteme müssen einfach auf das Verbrauchsverhalten zuhause zugeschnitten sein, damit sie auch wirklich funktionieren. Man muss die wesentlichen Komponenten miteinander kommunizierfähig machen. Was nützt eine Wallbox, die einfach stumpf 11 kW raushaut, Stecker rein, 11 kW raus, vom Dach kommen aber nur 5 kW? Es wäre doch schön, wenn der Absorber das der Wallbox meldet und die daraufhin langsam nur mit 3,7 kW lädt, weil es Samstagmittag ist und laut Plan erst Sonntag wieder gefahren werden soll. Die Wallbox muss doch nicht teuren Netzstrom dazupacken müssen. Wenn eine modulierende Wärmepumpe und PV kommunizieren, schaltet bei geringem Solarangebot die Wärmepumpe auf kleine Stufe und füllt den Puffer in einer statt in einer halben Stunde mit Warmwasser. Entscheidend ist einfach, dass man eine Modbus-Schnittstelle hat. Das ist die Kommunikationsschnittstelle für die Haustechnik.“
Die ausgefeilteste Nachhaltigkeitsarchitektur kann jedoch eine große Unbekannte zum Einsturz bringen, nämlich die politische Auslegung des Messstellenbetriebsgesetzes. Das nämlich hat die Bundesregierung zur Stabilisierung des öffentlichen Stromnetzes erlassen und das verlangt deshalb die Ausstattung von energieerzeugenden Anlagen ab 7 kW, auch der Stromspeicher, mit Smart-Metern zur Fernbedienung durch den Netzbetreiber. Den schert leider wenig die zulässige Zyklenzahl der Batterien und die Regelungsphilosophie von Powertrust et al., denn der hat die Schaltungshoheit und den interessiert ausschließlich die aktuelle Beladungsrespektive Entladungskapazität des Stromspeichers. Hauke Heitshusen besorgt selbstverständlich dieser Punkt. Nur schiebt er ihn im Moment noch zur Seite. Weil sich erstens das zuständige Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zum Handling noch nicht klar geäußert hat und zweitens noch viel Wasser den Rhein herunterlaufen wird, „bis eine neue VDE-AR-N 4105 Anwendungsregel »Erzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz« die konkreten Anschlussbestimmungen vorgibt. Smart-Metering kommt, das ist klar. Aber wie und mit welchen Protokollen ein Speicher oder ein PV-Wechselrichter mit Smart-Metern verknüpft werden soll, das weiß noch keiner. Warten wir das erst einmal ab.“