Auf dem 20. Forum Wärmepumpe Mitte Oktober letzten Jahres in Berlin stand natürlich der personelle Engpass auf der Themenliste.
Mehr Partner denn Wettbewerber
Elektro-Wärmepumpe kein direktes Geschäft für Elektriker
Dienstag, 02.05.2023
Im Prinzip ist die Wärmepumpen-Installation ja Sache von zwei Handwerken, SHK und Elektro. Mit eigenen Marktaktivitäten in Bezug auf das Wärmepumpengeschäft hielt sich die Elektroseite bisher allerdings zurück. Und auch in Zukunft will man sich mehr um die Peripherie kümmern, wie unter anderem aus dem Referat von Alexander Neuhäuser aus der Hauptgeschäftsführung des Zentralverbands der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) hervorging. Zur Behebung des Engpasses trägt Elektro mithin nur indirekt bei.
Der ZVEH als Pendant zum ZVSHK vertritt auf nationaler und europäischer Ebene die Interessen der elektro- und informationstechnischen Innungsbetriebe. Für deren Innungsmitglieder ist, wie zu hören, der Kern einer Wärmepumpenanlage – Verkauf und Installation der Wärmepumpe selbst – nicht das große Geschäft.
Das Wachstum von über 50 (!) Prozent in 2022 gegenüber 2021 verteilt sich überwiegend auf die Betriebe aus dem Heizungsbau. Hier hat ein Wandel stattgefunden. In der rund 50-jährigen Geschichte deutscher Wärmepumpenheizungen gingen die Elektro- und die Kältetechnikbetriebe anfangs voran: Klemens Waterkotte, der Vater der deutschen Wärmepumpenheizung, ist Kälteingenieur. Seine ersten Modelle und Installationen basierten auf der Direktverdampfung: Statt Sole zirkulierte Kältemittel durch die Kupferrohre im Erdreich.
Unbekannte Hydraulik
Die Branche musste dann aber erkennen, dass die Hydraulik ein ihr großenteils unbekanntes Terrain ist. Die Zuneigung zur Wärmepumpe hielt sich folglich in Grenzen. Die Schwierigkeit liegt auf der Hand. Für die Elektro-Fachbetriebe steht die korrekte Vernetzung und Verdrahtung von Geräten und Maschinen im Vordergrund, in welcher Hülle, sprich in welchem Haus, sie auch immer aufgestellt sein mögen.
Die SHK-Fachbetriebe demgegenüber müssen sich als vorgeschalteter Schritt zunächst einmal das Gebäude anschauen. Welchen Wärmebedarf hat es? Die Heizlast- und Rohrnetzberechnung beherrschen einige der 50.000 Elektro-Fachbetriebe, mehrheitlich sehen sie sich aber mehr als Partner denn als Wettbewerber der SHK-Anlagenbauer.
Alexander Neuhäuser vom ZVEH nannte in Berlin konkrete Zahlen. Demnach betrug der Umsatzanteil von Wärmepumpen und Lüftungssystemen im Elektrohandwerk im Herbst 2022 gerade mal knapp zwei Prozent. Diese Angabe bezieht sich auf komplette Einbauten. Beteiligt an Wärmepumpen-Installationen waren immerhin 33 Prozent der Betriebe und rund 80 Prozent halten es für wichtig, dass das Gewerk Leistungen in diesem Bereich anbietet.
Die 80 Prozent wiederholen sich auch als Antwort auf die Frage: „Wenn Sie wahrscheinlich bis 2025 Leistungen im Bereich der Installationen von Wärmepumpen anbieten, wie wahrscheinlich ist es, dass Mitarbeiter Ihres Unternehmens innerhalb der nächsten zwölf Monate mindestens eine Weiterbildung im Bereich der Installationen von Wärmepumpen absolvieren würden?“ Wie gesagt, die Wahrscheinlichkeit beträgt 80 Prozent und sie bewegt sich in den neuen wie in den alten Bundesländern auf gleichem Niveau. Wobei, um das noch einmal zu wiederholen, die Tätigkeit in erster Linie anteilige Arbeiten an den Installationen betrifft, nicht ein direktes Engagement in den Markthochlauf.
130.000 Euro Umsatz pro Person
Denn das Wohlergehen der Elektrobranche hängt derzeit nicht vom Wärmepumpenmarkt ab. Die Themen sind mehr E-Mobilität und Wallbox, Sicherheit sowie smarte Techniken, die zulassen, via PC, Tablet oder Smartphone aus der Ferne Zugriff auf Installationen im Gebäude zu nehmen. Dazu Strom aus Photovoltaik-Anlagen (PV), Kombinationen mit Batteriespeichern und anderes. Die Wärmepumpe ergänzt nur dieses Dienstleistungsangebot, steht nicht im Mittelpunkt.
Mehr Gewinn lässt sich mit einem zusätzlichen Wärmepumpenzweig ohnehin nicht generieren. Beide Gewerke, Elektro wie SHK, gehören mit durchschnittlich 130.000 Euro Umsatz pro Person und Jahr mit zu den profitabelsten Handwerken. Neue Gewährleistungsfragen aus der angesprochenen wärmetechnischen Seite könnten den Ertrag der Elektriker eher schmälern.
Weiterführende Informationen: https://www.zveh.de
Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!