Erneuerbare Energien

Importstrategie für Wasserstoff und -derivate beschlossen

Mittwoch, 06.11.2024

Für 2030 geht die Bundesregierung von einem Wasserstoffbedarf von jährlich 95 bis 130 Terawattstunden in Deutschland aus, um die Dekarbonisierung der deutschen Volkswirtschaft zu unterstützen.

Die inländische Produktion wird aber nicht ausreichen, um diesen Bedarf an Wasserstoff zu decken. Daher hat sich das Bundeskabinett auf eine Importstrategie für Wasserstoff und Wasserstoffderivate festgelegt. Reaktionen kamen prompt.

Quelle: AdobeStock

Grünem Wasserstoff (H2) wird eine Schlüsselrolle für die sichere, nachhaltige Energieversorgung Deutschlands zugesprochen. Doch woher soll er in ausreichenden Mengen kommen? Das Fraunhofer ISE (Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme) hatte sich im Auftrag der Stiftung H2Global mit dieser Frage beschäftigt. Bereits im September 2023 legte man denn auch schon das Ergebnis einer Untersuchung von 39 Regionen in zwölf Ländern vor. Geklärt werden sollte, wo die Herstellung von grünem Wasserstoff und seinen Folgeprodukten (wie Ammoniak, Methanol oder synthetisches Kerosin) bis zum Jahr 2030 in Verbindung mit dem Transport nach Deutschland am günstigsten umsetzbar wäre. Das Ergebnis: Für grünes Ammoniak, Methanol und Kerosin bieten Brasilien, Kolumbien und Australien besonders gute Importbedingungen bei Ferntransport per Schiff; gasförmiger grüner Wasserstoff könnte aus Südeuropa oder Nordafrika stammen, sofern dafür rechtzeitig Pipelines zum Transport zur Verfügung stehen.

Am 24. Juli 2024 hat nun das Bundeskabinett, als Ergänzung der nationalen Wasserstoffstrategie, eine Importstrategie für Wasserstoff und Wasserstoffderivate beschlossen. Sie beschreibt einen klaren und verlässlichen Rahmen für die dringend benötigten Importe von Wasserstoff und -derivaten nach Deutschland und ist damit ein wesentlicher Baustein der deutschen Wasserstoffpolitik und ergänzt das Engagement der Bundesregierung zum heimischen Marktaufbau, betonte das BMWK (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz).

Quelle: BMWK/Dominik Butzmann
Abb.1: Dr. Robert Habeck

„Ein Großteil des deutschen Wasserstoffbedarfs wird mittel- bis langfristig durch Importe aus dem Ausland gedeckt werden müssen. Die Importstrategie bildet dafür den Rahmen. Sie sendet ein klares Signal an unsere Partner im Ausland: Deutschland erwartet im Inland eine große und stabile Nachfrage nach Wasserstoff und Derivaten und ist ein verlässlicher Partner und Zielmarkt für Wasserstoffprodukte. Damit schafft die Importstrategie Investitionssicherheit für die Wasserstoffproduktion in Partnerländern, den Aufbau notwendiger Importinfrastruktur und für die deutsche Industrie als Abnehmer“, erklärte der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Dr. Robert Habeck (Abb. 1).

Die Bundesregierung geht von einem nationalen Bedarf an Wasserstoff und dessen Derivaten in Höhe von 95 bis 130 Terawattstunden in 2030 aus. Dabei müssen voraussichtlich rund 50 bis 70 Prozent aus dem Ausland importiert werden. Es sei davon auszugehen, dass der Importanteil nach 2030 weiter steigt. Nach ersten Einschätzungen könnte sich der Bedarf bis zum Jahr 2045 auf 360 bis 500 Terawattstunden an Wasserstoff sowie etwa 200 Terawattstunden an Wasserstoffderivaten erhöhen. Ziel der Importstrategie sei es daher, die Deckung des deutschen Importbedarfs an Wasserstoff und seinen Derivaten sicherzustellen sowie eine resiliente Versorgung zu gewährleisten.

Kerninhalte und Ziele der Importstrategie

Die Kerninhalte und Ziele sind

erstens: Sicherstellung einer resilienten, das heißt nachhaltigen, stabilen, sicheren und diversifizierten Versorgung mit ausreichend Wasserstoff und Wasserstoffderivaten, um die Dekarbonisierung der deutschen Wirtschaft zu gewährleisten und die nationalen Klimaschutzziele einzuhalten.

Zweitens: Erreichen einer zuverlässigen Versorgung mit grünem, auf Dauer nachhaltigem Wasserstoff und seinen Derivaten. Um den notwendigen raschen Wasserstoffhochlauf zu ermöglichen, bezieht die Importstrategie auch kohlenstoffarmen Wasserstoff und seine Derivate in die Bedarfsdeckung mit ein.

Drittens: Die Bundesregierung unterstützt für den Import von Wasserstoff eine diversifizierte Produktpalette. Neben molekularem (das heißt gasförmigem oder flüssigem, nicht in Derivaten gebundenen) Wasserstoff kommen diverse Wasserstoffderivate (zum Beispiel Ammoniak, Methanol, Naphtha/Rohbenzin, strombasierte Kraftstoffe) und Trägermedien (zum Beispiel LOHC – Liquid Organic Hydrogen Carrier) in Frage.

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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