Wieweit stellen die Vorgaben seitens der DIN EN 12599 (als Standardwerk für Prüfungen und Messungen rund um RLT-Anlagen) besondere Vorgaben an die Messtechnik?
Higgelke (Testo):
In der Norm ist eindeutig festgelegt, welche Messgröße mit welcher Genauigkeit und an welchen Messorten die Messung durchgeführt werden soll – speziell für die Messung der Lufttemperatur, der operativen Raumlufttemperatur, Luftfeuchte, und der Luftbewegung im Raum.
Luft (Wöhler Messgeräte Kehrgeräte):
Die DIN EN 12599 „ermöglicht die Wahl zwischen einfachen Prüfverfahren, wenn ausreichend, und aufwendigen Messungen, wenn erforderlich.“ Es gibt Stellen in der Norm, die eindeutig vor zu aufwendigen Messverfahren warnen. In erster Linie dienen die Messungen (und Einregulierungen!) dazu, die planungsgemäße Funktion und gewünschte Raumluftqualität sicherzustellen. Bei der Planung von Luftdurchlässen können heute Simulationen genutzt werden, die Probleme mit zu hohen Luftgeschwindigkeiten oder Schall ausschließen lassen. Sind die Luftdurchlässe jedoch nicht plangemäß positioniert oder einreguliert, kann es in der Folge zu Problemen kommen.
Die notwendigen Messverfahren (seitens Gutachter oder Sachverständiger) sind dann weitaus aufwendiger. Eine einfache Volumenstrommessung am Durchlass sowie die Prüfung dessen richtiger Positionierung mit Maßband oder Laserentfernungsmesser können da manchmal schon helfen, Abweichungen rechtzeitig festzustellen. Die Einregulierung der Luftmengen muss obligatorisch sein – leider gibt es hier die gleichen Defizite wie bei dem hydraulischen Abgleich an Heizungsanlagen. Es sollten vom Ablauf her früher an den entscheidenden Stellen messtechnische Stichproben erfolgen.
Auch die montagebegleitende Dichtheitsmessung an Luftleitungen sollte vorgesehen werden. Leider wird in der Praxis oft jegliche Messung auf den „Tag der Abnahme“ geschoben, doch zu diesem Zeitpunkt kann dann oft nicht mehr korrigierend eingegriffen werden. Einfach bedienbare Messgeräte in der Hand der Obermonteure, damit rechtzeitig und öfter gemessen wird, helfen, Funktion und Qualität der Lüftungsanlagen zu sichern – und können (nicht nur) den ausführenden Unternehmen Kosten und Ärger ersparen.
Welche Bedeutung messen Sie der regelmäßigen Überwachung der Raumluftqualität bei? Welche Möglichkeiten der Messtechnik bieten sich hier, besonders auch für den Wohnbereich?
Higgelke (Testo):
Im Wohnbereich sollte die Hygiene des „Lebensmittels“ Luft sehr beachtet werden. Die CO2-Messung ist wichtig in Bezug auf verbrauchte Luft in dichten Gebäuden und die Temperatur als Wohlfühlfaktor sollte auch kontrolliert werden.
Luft (Wöhler Messgeräte Kehrgeräte):
Zur Kontrolle, ob die Lüftung – egal ob mit oder ohne Lüftungsanlage – ausreichend gesundheitlich zuträgliche Atemluft zur Verfügung stellt und ein ausreichender Luftaustausch zwecks Feuchteabfuhr gegeben ist, bietet sich die Raumluftqualitätsmessung an.
Die drei wichtigsten Faktoren zur Beurteilung der Raumluftqualität sind die Temperatur, die Feuchte und die CO2-Konzentration. Früher war ein gewisser Luftwechsel durch undichte Gebäude und Fenster und vor allem durch den raumluftabhängigen Betrieb von Feuerstätten meist sichergestellt. Allerdings wurde schon früh erkannt, dass das von Mensch und Tier ausgeatmete CO2 sehr stark für das menschliche Befinden entscheidend ist. In Räumen mit regelmäßiger Personenbelegung ist der CO2-Wert ein ausreichender Indikator für die Qualität der Innenraumluft, wenn nur eine geringe Belastung durch andere Stoffe (Materialausdünstungen) gegeben ist.
Ein oft übersehener Raumluftqualitäts-Faktor ist die Feuchte, zu deren Abfuhr ebenfalls ein Luftaustausch erforderlich ist. Nicht nur aus Behaglichkeitsgründen (gefühlte Temperatur), sondern auch zum Feuchteschutz der Gebäudehülle (Materialien) ist die Raumluftfeuchte in Grenzen zu halten. Vielfach werden heute in alten Gebäuden die Fenster ausgetauscht, ohne dass weitere begleitende Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Konsequenz ist dann sehr oft, dass die Feuchtigkeit, die sich zuvor im Fensterbereich niedergeschlagen hat, nun an einer anderen Wärmebrücke kondensiert und damit nicht selten zur Schimmelbildung führt. Über eine Raumluftqualitätsmessung kann bei Positionierung des Messgerätes in Raumecken auch überprüft werden, ob ein ausreichender Luftaustausch bzw. eine ausreichende Durchmischung gegeben ist. Gemäß der aktuell erschienenen Isotec-Studie „Wohnen und Leben ohne Feuchteschäden“ hatten in den letzten fünf Jahren 58 Prozent der Befragten schon Probleme und jeder fünfte hatte Erfahrungen mit Schimmelbefall und feuchten Wänden. 21 Prozent der Befragten stellten feuchte Wände fest, 17 Prozent hatten Schimmelpilzbefall.
Gerne werden Raumluftqualitätsmessungen bereits im Beratungsvorfeld eingesetzt, um den Nutzer überhaupt erst von der Notwendigkeit einer Lüftungsanlage zu überzeugen und so die Beratung des Fachhandwerkers zu unterstützen.
Welche Möglichkeiten bieten sich bereits für eine automatische Erfassung, Verarbeitung und Aufbereitung der durchgeführten Messungen für Nachweis und Dokumentation der ordnungsgemäßen Inbetriebnahme von RLT-Anlagen oder der Einhaltung einer guten Raumluftqualität?
Higgelke (Testo):
Es wird eine Vielzahl von „Datenloggern“ angeboten, die in der Lage sind, Messdaten über lange Zeiten aufzunehmen und zu dokumentieren. Hiermit sind Langzeitanalysen über das Wohnverhalten und die Gebäudetechnik zu machen. Auch hier gehört ein gewisses Fachwissen dazu, um an den richtigen Messorten die auswertbaren Messwerte zu erfassen.
Luft (Wöhler Messgeräte Kehrgeräte):
Mit Kombinations-Messgeräten wie in VDI 6022 Blatt 3 empfohlen, können Temperatur, relative Feuchte und CO2 gleichzeitig erfasst werden. Verfügen diese Geräte zusätzlich über einen Datenlogger kann über einen Zeitraum von Tagen und Wochen die Raumluftqualität und das Lüftungsverhalten protokolliert werden. Die Daten können als Diagramm dargestellt und z. B. in Excel aufbereitet werden. Nicht nur der Fachmann kann aus einer solchen Messung Schlüsse ziehen, sondern auch der Nutzer kann selbst jederzeit erkennen, wann Lüftungsbedarf besteht – und sich sogar warnen lassen.
Die Umsetzung der vorgeschriebenen energetischen Inspektion von RLT-Anlagen gemäß § 12 der Energieeinsparverordnung (EnEV) liegt vielfach im Argen. Wieweit können Sie seitens der Prüf- und Messtechnik das Fachhandwerk hierbei unterstützen?
Higgelke (Testo):
Nach den neuesten Hochrechnungen sind erst etwa drei bis vier Prozent der zu überprüfenden Anlagen (mehr als 12 kW Kälteleistung) energetisch untersucht worden. Hier wird ein hohes Maß an Fachwissen gefordert, um mit den richtigen Messmethoden die richtigen energetischen Verbrauchswerte zu erfassen, z. B. Strommessung an den Motoren, Behaglichkeitsmessung in den Räumen oder Messung der Volumenströme der Anlagen mit Fehlerrechnung nach DIN (eine Vorgabe der DIN EN 12599, die leider selten Beachtung findet).
Denn nur wer mit der richtigen Messtechnik am richtigen Ort mit dem richtigen Fachwissen die Messungen durchführt, erhält richtige Messergebnisse.
Luft (Wöhler Messgeräte Kehrgeräte):
Der § 12 der EnEV verpflichtet die Betreiber von eingebauten Klimaanlagen zur Durchführung einer regelmäßigen energetischen Inspektion, wenn die Nennleistung für den Kältebedarf mehr als 12 kW beträgt.
Die notwendigen Kenntnisse zur Durchführung der energetischen Inspektion von Lüftungs- und Klimaanlagen sowie von Anlagen zur Klimakälteerzeugung haben viele Fachleute in speziellen Seminaren erworben, die z. B. der BTGA – Bundesindustrieverband Technische Gebäudeausrüstung e.V. in Kooperation mit dem FGK – Fachverband Gebäude-Klima e.V. an¬bietet.
Primär mangelt es jedoch an einer ausreichenden Beauftragung, um die anstehenden Anlagen in absehbarer Zeit inspiziert zu haben. Mit Messgeräten, die auf die Messaufgaben der energetischen Inspektion nach § 12 EnEV zugeschnitten sind, kann die Durchführung sowie Auswertung und Dokumentation vereinfacht werden. Die Messtechnik dazu ist bei Wöhler als komplettes Set „Messkoffer Energetische Inspektion, § 12 EnEV“ mit allen notwendigen Messgeräten für eine Überprüfung der Effizienz des Lüftungsgeräts und für Temperaurmessungen gemäß EnEV und DIN SPEC 15240 erhältlich.
Bei Altanlagen ist es in der Regel notwendig, eine Volumenstrommessung in der Luftleitung als Netzmessung durchzuführen. Diese wird mit dem Wöhler Druckmessgerät deutlich vereinfacht, da ein eigener Menüpunkt hinterlegt ist, der automatisch durch die Messung führt. Zusätzlich erleichtert eine ausziehbare, metrierte Teleskop-Strömungssonde das genaue Anfahren der Messpunkte. Ein weiterer Menüpunkt ermöglicht die Ermittlung und Dokumentation der spezifischen Leistung des Ventilators. Dieser kann dann mit den Vorgaben der EnEV verglichen werden. Auch hierzu bietet Wöhler eine Reihe von Praxisseminaren, Webinaren und Schulungen.