Die Mineralölwirtschaft arbeitet hierzulande an ihrer Transformation: weg von fossilen und hin zu erneuerbaren Produkten.
Mineralölwirtschaft zog Bilanz für 2023
Wirtschaftsverband Fuels und Energie (en2x) mahnt Molekülwende an
Dienstag, 16.04.2024
Doch um nun schnell auch eine Molekülwende in Gang zu setzen, fehlt es an der notwendigen Dynamik, beklagte der Wirtschaftsverband Fuels und Energie (en2x) bei seiner Jahrespressekonferenz.
„Die Transformation der Branche nimmt Gestalt an. Wir befinden uns auf dem Weg zu neuen Produkten und neuen Geschäftsmodellen“, betonte Felix Faber, Vorstandsvorsitzender des Wirtschaftsverbandes Fuels und Energie (en2x), bei der Jahrespressekonferenz Ende November 2023. Doch bei der Umsetzung seien noch zahlreiche Hürden zu überwinden. Handlungsbedarf gebe es insbesondere bei der Akzeptanz grüner Moleküle in vielen Anwendungen als Energieträger und beim Aufbau neuer globaler Märkte. „Infrastruktur für Erzeugung und Verteilung grüner Energie entsteht immer da, wo es einen Markt gibt, wo Kunden die Produkte nachfragen und bezahlen können“, konstatierte Faber. „Wir sind bereit zu investieren. Aber nur gemeinsam mit der Politik, also mit EU, Bund und Ländern, wie auch mit anderen wichtigen Wirtschaftssektoren können wir die Voraussetzungen für den Markterfolg schaffen.“
Der Verband berichtete über die Marktentwicklung im Zeitraum Januar bis August 2023. Während der Mineralölabsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum insgesamt um 5,9 Prozent zurückging, ist der Heizölabsatz leicht um 0,7 Prozent gestiegen und bewegt sich somit in etwa auf dem Niveau der beiden Vorjahre. Dahinter verbergen sich jedoch zum Teil gegenläufige Entwicklungen: So war 2020 ein Ausnahmejahr mit sehr niedrigen Preisen, die genutzt wurden, um den Heizöltank aufzufüllen. 2021 war der Heizölabsatz dann um fast 30 Prozent zurückgegangen. Die Endkunden hatten 2020 aufgrund günstiger Preise die Tanks gefüllt und davon dann profitiert, als im Jahr 2021 die Preise wieder gestiegen waren. In 2022 erreichten die Preise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine neue Spitzenwerte, dennoch nahm im gesamten Jahr der Absatz um gut acht Prozent zu. Ursache war vor allem eine zusätzliche Nachfrage aus der Industrie, die von knapp gewordenem Gas auf Heizöl umgestellt hat, um die Produktion aufrecht zu erhalten.
Für 2023 rechnet en2x nach dem Sinken der Gaspreise hier wieder mit einem entsprechenden Rückgang und bei Heizöl mit einer Normalisierung des Absatzes. Die Preise haben sich seit dem Schock von 2022 auch etwas erholt, lagen dann aber dauerhaft oberhalb von 100 Euro je 100 Liter bei 3.000 Litern Bestellmenge. Insgesamt verdeutliche die Entwicklung beim Heizöl aber die Vorteile flexibel zu transportierender und zu speichernder Energieträger, so der Verband. „Damit haben sie eine wichtige Rolle für ein resilientes Energiesystem inne.“
In der Versorgungskrise vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs habe sich gezeigt, wie wichtig ein gutes Verständnis der Politik für die Energieversorgung ist, unterstrich Faber. „Dank der engen Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sowie dem Bundesverkehrsministerium konnten die Rohölversorgung aus dem Ausland und die Logistik im Inland sowie eine flächendeckende Produktversorgung in allen Landesteilen zu jedem Zeitpunkt sichergestellt werden.“ So sei nach dem Russland-Embargo der EU die Umstellung auf Rohöl-Importe aus anderen Ländern gelungen: 2021 wurden noch 34,1 Prozent des in Deutschland verarbeiteten Rohöls aus Russland importiert, 2023 praktisch nichts mehr. „Diesen Teamgeist brauchen wir genauso beim Umbau der Branche zum Erreichen der Pariser, der europäischen und nationalen Klimaziele. Nur im Dialog kommen wir ans Ziel.“
Die Mineralölwirtschaft in Deutschland steht für gut ein Drittel der inländischen Energieversorgung und stellt dabei neben Energie für Verkehr und Wärme eine Vielzahl von Einsatzstoffen und Vorprodukten für die chemische Industrie bereit, erinnerte Faber. Der Mineralölanteil am inländischen Primärenergieverbrauch lag in 2023 nach ersten Schätzungen bei gut 36 Prozent – nach 35 Prozent in 2022. Das schließt übrigens die Bio-Anteile in den flüssigen Kraftstoffen und Brennstoffen bereits ein, etwa Benzin Super E10.
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