"Vitamin B" ist einfach wichtig
Apropos "groß, größer, am größten": Auf EEBus (und damit indirekt die Heizungsindustrie) werden nun auch die "ganz großen Fische" der Software- und IT-Industrie aufmerksam. So ist jüngst im Rahmen der Fachmesse E-world energy & water 2019, Essen, Microsoft der EEBus Initiative beigetreten und arbeitet nun mit der KEO GmbH zusammen, um die Verfügbarkeit des EEBus-Standards auf "Azure Sphere"-Geräten sicherzustellen.
"Ohne starke internationale Plattformen und sichere Kommunikationstechnologien kann die Digitalisierung der Energieversorgung nicht gelingen. Mit »Azure Sphere«, seiner internationalen Reichweite und seinem partnerschaftlichen Ansatz, passt Microsoft perfekt in das EEBus-Ökosystem", freut sich Kellendonk. Microsoft-"Azure Sphere" ist eine Lösung für die Entwicklung hochsicherer, vernetzter Microcontroller-Geräte ("Micro Controller Unit" = "MCU"). "MCUs" steuern viele Geräte, wie zum Beispiel Heizungsanlagen und Weiße Ware. Die EEBus-kompatible Software auf "Azure Sphere" soll also eine universelle, sichere und vertrauenswürdige Grundlage für die Kommunikation zwischen vernetzten Energiemanagern, Heizungs- und Lüftungsanlagen, Batteriespeichern, E-Auto-Ladestationen und vielen weiteren Anwendungen bieten.
Jedoch: Peter Kellendonk belässt es im Gespräch mit dem HeizungsJournal nicht bei diesen beiden entwicklungsstrategischen Beispielen. Eine weitere brandaktuelle Anwendung sei die vernetzte Ladetechnik des neuen Audi-"e-tron". Dessen Ladesystem "connect" erlaube zusammen mit Energiemanagern (wie dem Hager-"Flow" oder dem "Data Manager M" mit dem Betriebssystem "EnnexOS" von SMA) ein koordiniertes, netzdienliches Laden. Über den Energiemanager könne das Ladesystem sowohl auf Tarifimpulse oder Lastvorgaben aus dem Verteilnetz als auch auf andere Verbraucher oder eine PV-Anlage im Haus reagieren.
Zusammenspielen und zusammen spielen
Ein sehr wichtiges Stichwort ist hier – immer wieder – die Netzdienlichkeit bzw. die netzdienliche Integration der Heiztechnik ("Millionen elektrische Wärmepumpen in deutschen Heizungskellern") und Elektromobilität ("Millionen E-Fahrzeuge auf deutschen Straßen") in die lokale Stromversorgung. "Dabei spielen verschiedene technische Rahmenbedingungen eine Rolle, etwa Netzvorgaben zur maximalen elektrischen Anschlussleistung, die zukünftig variabel werden. Sprich: Der Netzbetreiber stellt in Zukunft eine geringe, garantierte elektrische Basisleistung sicher und garantiert darüber hinausgehende, flexible Zusatzleistungen dann tarif- oder lastabhängig. Damit kommen auf viele Hersteller neue Anforderungen an die Flexibilität des Energieverbrauchs ihrer Produkte zu. EEBus bietet dafür eine standardisierte und herstellerunabhängige Schnittstelle, die sich in jedes energierelevante Gerät und jede übergreifende Plattform, wie etwa Energiemanager oder »Smart Meter Gateways«, integrieren lässt", fasst Peter Kellendonk zusammen.
Ein beliebtes Anwendungsbeispiel davon sei das "verteilte Laden" von E-Autos: Abends, wenn viele Menschen ihr Auto an die "Wallbox" anschließen, müssten nicht alle Autos sofort mit voller Leistung laden. Stattdessen könnten Energie Management Systeme (EMS) im Haus sich mit dem Stromnetz "absprechen" und dementsprechend die Ladeleistung über die gesamte Nacht verteilen. Somit würde das vorhandene lokale Stromnetz besser genutzt, während der Netzausbau begrenzt werden könne. Die Kommunikation zwischen den Verbrauchern und dem Stromnetz übernehmen "Smart Meter" bzw. sogenannte intelligente Messsysteme (iMSys).
Wir halten also fest: Die häuslichen Technikräume werden (im besten Falle: alle) in Zukunft mit einem EMS und iMSys ausgestattet sein. Und EEBus bietet eine sichere und offene Schnittstelle zwischen dem EMS, iMSys und "Smart Grid". Damit kann der Energiemanager flexible Verbrauchs- oder Erzeugungskapazitäten gesammelt im Verteilnetz zur Verfügung stellen. So erscheint dann das Gebäude – oder eine Gruppe miteinander vernetzter Wohneinheiten, ein Quartier – im Netz als Einheit mit einem gewissen Maß an Flexibilität; die, je nach Lage und Tarifbedingungen, vorgegebenen elektrischen Grenzwerte des Netzbetreibers am Hausanschlusspunkt werden ein-gehalten.
"Im nächsten Schritt ließe sich das Stromnetz für den Energiemanager als eine Art Marktplatz darstellen – mit, je nach Tageszeit oder verfügbaren Kapazitäten, günstigen oder weniger günstigen Abnahmepreisen", spricht Peter Kellendonk eine weitere mögliche Spielart der EEBus-Kommunikation an.
Ein Fazit
Sie sehen. Die Arbeit der EEBus Initiative, Kellendonks Arbeit, zieht weite, immer weitere Kreise – und nimmt fast schon missionarische Züge an. Respekt! Kann man da nur sagen. Denn die Arbeit ist im Detail äußerst komplex, damit später – im weiten Feld der Installation und für den Fachhandwerker – alles möglichst reibungsfrei über die Bühne geht. Also: Dann mal mutig ran an die berühmten Buletten, lieber TGA-Fachingenieur, lieber Heizungsbauer – bevor es jemand anderes tut…