Erneuerbare Energien

Mit einer Million Wärmepumpen noch nicht im Soll

Interview mit Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) e.V.

Freitag, 28.05.2021

1968 startete das Wärmepumpen-Zeitalter in Deutschland: Klemens Waterkotte hatte die erste Fußbodenheizung auf Basis oberflächennaher Geothermie realisiert.

Jetzt, Ende 2020, schaltet irgendwo in der Bundesrepublik die einemillionste Wärmepumpe ein.

Kaskade von Wärmepumpenanlagen
Quelle: Genath
Auch hinsichtlich ihrer Leistung sind der Wärmepumpentechnik keine Grenzen gesetzt.

Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) begeht in diesen Wochen mit verschiedenen Aktivitäten dieses Jubiläum. Das HeizungsJournal sprach mit dem BWP-Geschäftsführer, Dr. Martin Sabel, über Gegenwart und Zukunft dieser nachhaltigen Energietechnologie.

Herr Sabel, eine Million Wärmepumpen! Normalerweise feiert man ja etwas, mit dem man sehr zufrieden ist. Eine Million Wärmepumpen – ist das eigentlich eine erfolgreiche Zahl?

Jein. Auf der einen Seite ja, auf der anderen Seite nicht. Auf der einen Seite freuen wir uns über diesen Meilenstein, auf der anderen Seite haben wir auf dieses Zwischenergebnis in unserer Mission für eine nachhaltige Energieversorgung viel zu lange warten müssen.

Nach wie vor behindern politische Vorgaben die Marktdurchdringung. So etwa die Umlagen und die Steuern auf den Strompreis. Die Belastungen sind außerordentlich hoch. Hier muss ganz dringend etwas passieren.

Es passiert ja schon einiges – etwa mit der CO2-Abgabe.

Es sind ein paar Dinge in Bewegung geraten. Die CO2-Bepreisung nicht nur für Heizöl, sondern auch für Erdgas ist der richtige Weg. CO2-Emissionen, egal aus welcher Quelle, müssen einen Preis bekommen. Die Einnahmen sollen ja dazu verwendet werden, um den Strompreis zu senken. So gesehen ist der CO2-Preis ein wesentliches Instrument – nur, es genügt nicht.

Man geht mit Förderprogrammen auch die Investitionskosten an, nicht nur die Betriebskosten.

Das ist richtig. Mit der „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG) will die Bundesregierung das Marktanreizprogramm und KfW-Förderungen in einem Programm zusammenfassen. Die BEG soll über eine erhöhte Anreizwirkung dazu führen, dass Gebäudebesitzer mehr energie- und CO2-sparende Maßnahmen durchführen. Die Förderung soll 2021 starten. Alle Details liegen aber noch nicht vor.

Sorgen um die Erdwärme

Ist der momentane Stand der Wärmepumpentechnik als Hauptpfeiler einer Wärmewende zukunftsfähig?

Ja, da bin ich mir sicher. Die Wärmepumpe ist bereits heute die ideale Sektorkopplungstechnologie für den Wärmemarkt und sie bietet noch Potential für weitere Verbesserungen. Die Industrie ist bereit, die technischen Herausforderungen anzunehmen – neue Kältemittel, Effizienzerhöhung, Lebensdauer, Schallreduzierung, Digitalisierung, Lastmanagement.

Apropos „Schallreduzierung“ – wird die Luft-Wärmepumpe das Rennen machen? Allein von der Kostenseite her?

Wir sehen schon seit Jahren, dass die Luft-Wärmepumpe den größten Teil des Wärmepumpenmarkts einnimmt. Die Erdwärme hat sich ungefähr zu einem Drittel oder inzwischen sogar etwas weniger eingependelt. Wir hoffen und wir arbeiten daran, dass die erdgekoppelte Wärmepumpe weiterhin ihre Position behält oder sie vielleicht wieder ausbauen kann, wenn jeder Hausbesitzer weiß, welche fantastischen Möglichkeiten die Nutzung von Erdwärme bietet. Obwohl neu angedachte Förderprogramme dem nicht unbedingt entgegenkommen. Da machen wir uns schon Sorgen um die Erdwärme.

Was läuft da falsch?

Wir sprachen ja schon über die BEG. Die Neubauförderung sieht keine Unterstützung mehr von Einzelmaßnahmen vor. Mit der Umstellung auf die „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ wird eine einzelne Investition in eine Heizungsanlage im Neubau nicht mehr direkt unterstützt. Es soll das Gebäude im Ganzen im Vordergrund stehen. Das heißt, der Neubau muss den KfW 55-Standard erreichen, um Zuschüsse zu den Investitionen, in welcher Form auch immer, zu erhalten. Mit welchen bauphysikalischen und gebäudetechnischen Maßnahmen er, der Bauherr, dieses KfW 55-Niveau angeht, bleibt seine Sache. Der Förderanreiz, in ein Erdwärmesystem zu investieren, wird dann vermutlich geringer sein.

Weiterführende Informationen: https://www.waermepumpe.de/

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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