Erneuerbare Energien

Mit einer Million Wärmepumpen noch nicht im Soll

Freitag, 28.05.2021

Aber lassen Sie mich noch etwas zu dem Punkt „Energiepreise“ sagen: Wir haben einen vorgezeichneten Pfad für die fossilen Energiepreise bis 2025/26. Danach soll der Markt die Höhe des Preises für die CO2-Abgabe regeln. Es ist also klar, dass sich fossile Energie verteuern wird. Strom sollte mittelfristig trotz des erforderlichen Netzausbaus günstiger werden, durch eine auslaufende EEG-Umlage, durch die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung, durch sinkende Stromproduktionskosten. Planer sollten deshalb das Energiepreisgefüge von morgen zur Grundlage nehmen. Das Nachrüsten wird teuer.

Dann müsste aber auch der Investor mitspielen. Ich denke jetzt an den Mietwohnungsmarkt und hier an den Bestand wie an den Neubau. Den Vermieter interessieren doch, nach wie vor, die Energiekosten relativ wenig.

Leider. Das Problem bleibt. Der Nutznießer der modernen Technologie ist nicht unbedingt der Investor selbst. Oder umgekehrt: Was kümmert den Vermieter seine ineffiziente, fossil betriebene Heizung, wenn die Betriebskosten vom Mieter bezahlt werden, und das bei einem Vermietermarkt. Das ist ein Grundproblem, das es zu lösen gilt. Etwa dadurch, dass es zukünftig nur noch gestattet sein soll, warm zu vermieten. Inwieweit so etwas durchsetzbar ist, kann ich im Moment nicht sagen. Aber es muss ein Weg gefunden werden. Man muss sich der Sache annehmen.

Die Schwerpunkte

Machen wir noch mal einen Schwenk zum Neubau: KfW 55, Effizienzhaus 40, Effizienzhaus 40 plus, steigende Erderwärmung. Wir werden kühlen müssen, wir werden lüften müssen, wir werden wenig(er) Wärme brauchen. Wo bleibt denn die Luft/Luft-Wärmepumpe? Oder sieht es so aus, dass wir in Deutschland partout bei Warmwasserheizungen bleiben wollen, weil wir hier weltweit einen technologischen Vorsprung haben und dadurch in Grenzen „Fernost“ abwehren können? Die Luft/Luft-Technologie ist ja nichts anderes als Klimaanlagentechnik und damit wäre die deutsche Heizungsindustrie außen vor. Oder sagt die deutsche Heizungsindustrie, ja, richtig, das ist Klimatechnik, da brauchen wir gar nichts mehr zu entwickeln, wir haben das ja im Portfolio?

Wenn man insbesondere an die Zukunft des Neubaus denkt, wird man an diesem Thema nicht vorbeikommen. Es ist so, wie Sie sagen, die deutsche Heizungsindustrie ist führend in wassergeführten Heizsystemen. Luft/Luft-Systeme sind aber bereits auf dem Markt. Nur hält sich die Nachfrage noch in Grenzen.

Dr. Martin Sabel, Lichtbild
Quelle: Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e. V. / https://www.waermepumpe.de/
"Der Dreh- und Angelpunkt ist, nach wie vor, der hohe Strompreis. Er verhindert auch maßgeblich den dringend notwendigen verstärkten Einsatz der Wärmepumpe im Bestand. Dieses Thema müssen wir mit oberster Priorität angehen," so Dr. Martin Sabel.

Herr Sabel, eine Million Wärmepumpen in 2020 – fünf Millionen Wärmepumpen in 2030: Wo liegen die Schwerpunkte Ihrer Verbandsarbeit in den kommenden Jahren?

Der Dreh- und Angelpunkt ist, nach wie vor, der hohe Strompreis. Er verhindert auch maßgeblich den dringend notwendigen verstärkten Einsatz der Wärmepumpe im Bestand. Dieses Thema müssen wir mit oberster Priorität angehen. Weitere Herausforderungen, wie relativ hohe Produktionskosten für Wärmepumpen und die notwendige Qualifikation des Handwerks insbesondere im Hinblick auf Bestandsprojekte, werden sich erst dann wirklich lösen lassen, wenn Wärmepumpen nicht mehr durch extrem hohe, politisch gemachte Strompreise am Markt behindert werden. Mit steigender Nachfrage wird sich das Handwerk ernsthaft um das Thema Wärmepumpe kümmern und die Produktionskosten lassen sich hauptsächlich durch höhere Stückzahlen senken.

Was ist an Aktionen in Verbindung mit der einemillionsten Wärmepumpen-Installation in Deutschland gedacht?

Es wird unter anderem ein Jubiläumsband „Logbuch Wärmepumpe“ erscheinen. Außerdem bereiten wir gerade verschiedene Presseaktionen vor. Wir prämieren den Besitzer der einemillionsten Wärmepumpe. Den können wir allerdings nicht physisch ausfindig machen, sondern wir verleihen den Preis stellvertretend an die Gewinner unseres Wettbewerbs. Ihm bezahlen wir dann für ein Jahr die Stromrechnung für seine Wärmepumpe.

Weiterführende Informationen: https://www.waermepumpe.de/

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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